Meiner Meinung nach wäre es gut, wenn Tipps zum Schwanger werden auch das heikle Thema von Lust und Frust im Bett thematisieren würden. In meinem Blogpost sexuelle Unlust bei Kinderwunsch habe ich Dir aufgeschrieben, wie sich die Sexualität eines Paares mit Kinderwunsch verändern kann. Mit zunehmender Wartezeit verwandelt sich der gemeinsame Sex oftmals zu einer Quelle der Frustration. Doch wie kann ein erfülltes und glückliches Sexualleben innerhalb der Kinderwunschzeit aussehen?
Kinderwunsch & Sex
Ein Baby zu zeugen sollte Spaß machen und erregend sein!
Ganz ehrlich: Ist es nicht genau dieses Idealbild, was wir alle im Kopf haben?
Wer denkt beim Thema Kinderwunsch schon als Erstes an Temperaturkurven, Zervixschleim oder gar eine künstliche Befruchtung?
Umso tragischer ist es, dass viele Kinderwunsch Paare mit ihrem Sexleben Probleme haben.
Oder der Sex nur noch an den durch den Eisprungrechner ausgerechneten Tagen stattfindet.
Der Sex ist frustrierend, er wird immer weniger und fällt irgendwann ganz aus.
Dies ist eine fatale und traurige Entwicklung, da es eine wesentliche Dimension im Leben eines Paares verändert.
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Kinderwunsch & guter Sex: Geht das?
Fest steht bereits vorab: Es gibt für dieses Thema keine schnellen Antworten.
Ich werde wütend, wenn ich Tipps zum schwanger werden und gute „Ratschläge“ bei Kinderwunsch höre, die in etwa so gehen:
- Geht gemeinsam in den Wald und genießt die Natur. So findet Ihr bestimmt wieder zueinander.
- Geht mal wieder schön miteinander aus!
- Peppt Euren Sex mit etwas Romantik bei Kerzenschein und schöner Musik auf!
Wütend werde ich deshalb, weil diese Tipps nicht die Tiefe der Enttäuschung und Traurigkeit über die gemeinsame Situation ohne Kind erfassen.
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5 Tipps zum Schwanger werden
Rede mit Deinem Partner darüber, wie Du Dich fühlst!
Viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch kämpfen mit mangelnder Lust auf Sex, fehlender Erregung und Orgasmusschwierigkeiten.
Zudem beginnen viele Paare den gemeinsamen Sex zu hinterfragen.
Will sie vielleicht gerade nur deshalb Sex, weil sie ihre fruchtbaren Tage hat?
Oder will er keinen Sex, weil er denkt, sie will nur dann Geschlechtsverkehr, wenn die Chance besteht dabei schwanger zu werden?
Dies ist eine verzwickte Situation, die von Vermutungen und Glaubenssätzen über die Beweggründe des Partners geprägt ist.
Welche Motive auch immer für den nicht mehr vorhandenen Spaß im Bett gegeben sind, die allermeisten Paare reden nicht darüber.
Das Thema ist oft ein Tabu, jede und jeder macht seinen Frust mit sich alleine aus.
Dies führt zu Gefühlen von Scham, Schuld, Unmut und Ärger.
Deshalb: Sprich mit Deinem Partner über dieses Thema!
Am besten Du reservierst Dir dafür einen festen Termin in Deinem Kalender.
Sprich mit Deinem Partner darüber wie Du zur Zeit Euren Sex findest.
Was Dir durch den Kopf geht und welche Probleme Du ganz konkret hast.
Und: Höre Deinem Partner zu.
Wie geht es Deinem Partner mit Eurem Sexleben?
Und bitte: Höre nicht aus jedem Statement direkt eine Anklage oder Schuldzuweisung heraus.
Niemand ist schuld an Eurem unerfüllten Kinderwunsch und dem Frust im Bett.
Und nur zusammen könnt Ihr einen besseren Weg für die Zukunft finden.
Sprich die Scham an!
Ungewollte Kinderlosigkeit geht sehr oft mit Gefühlen von Scham einher.
Denn offenbar stimmt irgendetwas fundamental nicht mit Dir, dass Du keine Kinder bekommen kannst oder?
Das eigene Selbstbild ist in Frage gestellt, Selbstzweifel wachsen und damit auch das Wissen um die eigene Anziehungskraft auf den Partner.
Auch eine Kinderwunschbehandlung kann viele schambesetzte Momente hervorrufen.
Der Zyklus wird künstlich von außen optimiert, die Geschlechtsorgane einer gründlichen Anamnese unterzogen.
Die Reproduktionsmedizin assistiert, aber sie hat wenig mit den Gefühlen von Nähe und Geborgenheit zu tun, die wir doch alle mit einem Baby verbinden.
Der beste Weg, um Gefühle von Scham nicht ständig größer werden zu lassen, ist sie anzusprechen.
Sprich über Deine Verlegenheit.
Überlege Dir, mit wem Du über Deine Gefühle sprechen kannst.
Neben Deinem Partner gibt es vielleicht Freundinnen, die Verständnis haben werden oder die vielleicht Ähnliches erlebt haben.
Suche Dir im Internet ein Kinderwunschforum oder eine Facebookgruppe, in der Frauen und manchmal auch Männer sehr offen über ihre Situation schreiben.
Schreib täglich auf, wie es Dir geht und welche Gedanken Dir durch den Kopf gehen.
Das Sprechen oder Schreiben hilft gegen das Gefühl von Scham.
Werte gemeinsame Zeit auf!
Vermeintlich gut gemeinte Tipps zum Schwanger werden können sehr verletzend sein.
Ein schöner Waldspaziergang oder romantische Momente bei Kerzenschein können nicht ansatzweise Deinen Schmerz über Eure ungewollte Kinderlosigkeit wieder gut machen.
ABER: Manchmal können sie doch ein klein wenig helfen.
Werte gemeinsame Zeit mit Deinem Partner auf und versuche das Schöne in den kleinen Dingen des Alltags zu finden.
Mache konkrete Pläne für gemeinsame Unternehmungen und setze sie um.
Egal wie mies und traurig Du Dich an diesem Tag fühlst.
Gemeinsame Zeit wird nicht alle Probleme vom Tisch wischen.
Aber sie schafft Nähe und hilft Dir Dich zu beruhigen.
Und allein das zählt!
Und dies gilt auch für Eurer Sexleben.
Sex an den fruchtbaren Tagen gehört zum Schwanger werden dazu.
Aber es liegt an Dir und Deinem Partner, was ihr aus der Situation macht.
Werte Eure gemeinsame Zeit im Bett auf.
Versuche sie schöner und anregender zu gestalten.
Erinnere Dich daran, was ihr beide sexy und erregend aneinander findet.
Gib die intensive Kontrolle Deines Körpers auf!
Wenn die Kontrolle Deines Zyklus und der ständige Sex nach Plan Eurer Sexleben zerstört, dann ist dies ein definitiv zu hoher Preis.
Versuche bitte nicht ständig an Deine fruchtbaren Tage zu denken.
Versuche vielmehr regelmäßig Sex mit Deinem Partner zu haben.
Denn regelmäßiger Sex verbessert Eure Chancen schwanger zu werden mehr als verkrampfter Sex nur an den fruchtbaren Tagen.
Bitte verstehe mich hier nicht falsch: Das bedeutet nicht, dass Du Deine fruchtbaren Tage nicht bestimmen sollst.
Wichtig ist, dass das Messen, Kontrollieren und Optimieren nicht allgegenwärtig ist und Dir jeglichen Spaß an der Zweisamkeit nimmt.
- Fruchtbare Tage der Frau: Wann bist Du am fruchtbarsten?
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Lass Nähe zu!
Sex ist nicht nur Geschlechtsverkehr.
Sex bedeutet seinem Partner nahe zu sein, ihn körperlich und seelisch zu berühren und Gefühle füreinander zu spüren und auszudrücken.
Um schwanger zu werden ist sicherlich der reine „körperliche Akt“ notwendig.
Aber Du brauchst nicht unbedingt Geschlechtsverkehr, um Liebe und Wertschätzung für Deinen Partner zu empfinden und auszudrücken.
Und manchmal entsteht aus einer Situation der Nähe spontan eine sexuelle Handlung, die nicht direkt an den Kinderwunsch gebunden ist.
Herzliche Grüße
Silke
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Hallo.
Ich bin schon lange stille Mit- Leserin.
Ich bin 36 Jahre alt. Mein Mann 39.
Wir haben einen Langen Weg hinter uns.
Mein Mann hatte sich vor 6 Jahren Sterilisieren lassen und hat dies im Mai 2017 rückgangig machen lassen.
Wir sind seit 2015 zusammen und wünschen uns ein gemeinsames Kind.
Nachweislich funktioniert bei meinem Mann auch alles wieder.
Seit er diese OP hat durchführen lassen plagen mich Schmierblutungen dessen Ursache sich nicht klar herausfinden lässt.
ich habe aufgrund einer minimalen Insulinresistens und leichten Übergewichtes Metformin erhalten und auch Clomifen habe ich für 2 Monate eingenommen.
Wir Lieben uns sehr und auch unser Wunsch ist sehr groß.
Unser Sexleben war mehr als erfüllend.
die letzten beiden Monate, wo ich auch das Clomifen eingenommen habe sind für uns sehr hart gewesen und auch unser Sexleben leidet sehr unter dem “ Termindruck „.
Auch aussagen von meiner Gynäkologin “ dann soll es nicht so sein“ sind weniger aufbauend.
Wie gesagt, eine genaue Ursache gibt es nicht.
Wir haben uns jetzt dazu entschieden vorerst den Wunsch nach hinten zu stellen um unsere Ehe nicht zu überstrapazieren.
Eine genaue Idee wie ich da zur Ruhe kommen soll, die habe ich leider nicht, zumal meine Schwester mir gerade vor ein paar Tagen gesagt hat , sie sei selber Schwanger.
Ich gönne ihr das, es ist für mich aber trotzdem mit Ängsten und sehr viel Neid verbunden.
Vielleicht finde ich hier gleichgesinnte oder jemanden der total unbeteidigt ist der mir dazu einen Tipp geben kann.
Danke
Liebe Eva,
danke für Deinen Kommentar und Deine Offenheit.
Ich persönlich denke, dass das Ganze ein Prozess mit offenem Ausgang ist und es deshalb noch lange viel Unruhe und viele Auf und Abs in Deinem Leben geben wird. Es ist nicht wirklich klar, ob Du vielleicht doch bald schwanger sein wirst und Du hast keine Wahl als diese Spannung und Ungewissheit auszuhalten. Ich bin mir sicher, dass ganz viele Frauen, die hier mitlesen, diese Situation und die damit verbundenen Gefühle verstehen. Ich selbst bin daran fast verzweifelt und im Rückblick kann ich sagen, dass es eine Lebenskrise für mich war. Mein Lebensplan hing an der Gründung einer Familie und auch mein Mann konnte sich nichts anderes als eine Familie vorstellen. Es gab keinen Plan B und ich war oft verzweifelt und ohne Idee wie es ohne Kind weitergehen soll.
Dass Deine Schwester nun schwanger ist, ist fast schon der Klassiker, denn so viele Frauen berichten davon: Man leidet selbst ohne Ende und dann ist irgendjemand aus dem engsten Umfeld schwanger. Weiß Deine Schwester von Eurem Weg und dass Ihr versucht schwanger zu werden? Ist die Beziehung gut genug, dass Du ansprechen kannst, was lost ist und wie es Dir geht? Ich an Deiner Stelle würde meinem Bauchgefühl folgen und das tun, was sich richtig anfühlt. Ich glaube, dass nur Offenheit und Ehrlichkeit ihr aber auch Dir selbst gegenüber weiterhilft. Mit Ehrlichkeit Dir selbst gegenüber meine ich, dass Du z.B. schaust, wieviel Kontakt Du in den nächsten Monaten zu Deiner Schwester haben willst. Vielleicht gibt es Tage, an denen Du die Situation besser aushalten kannst als an anderen. Und dann ist das so und Du musst Dich nicht rechtfertigen.
Für mich selbst ging es in dieser Zeit sehr viel um Trauerarbeit: Trauer darüber, dass wir nicht einfach natürlich schwanger werden, Trauer darüber, dass wir medizinische Hilfe brauchen, Trauer, dass sich unsere Beziehung verändert und wir vielleicht unseren gemeinsamen Lebenswunsch aufgeben müssen.
Schließlich schreibst Du, dass Ihr beschlossen habt, dass Ihr nun erstmal eine Pause einlegt. Das bedeutet, dass Ihr keinen weiteren medizinischen Schritten zustimmen wollt? Ich frage nur, um es zu verstehen, nicht weil ich denke, dass diese unbedingt ratsam wären. Es ist eine sehr wichtige Entscheidung, die Euren weiteren Weg wesentlich beeinflussen wird.
Herzliche Grüße
Silke