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Jede Schwangerschaft beginnt mit einem Follikel. In diesem Artikel erfährst du, warum eine gute Follikelentwicklung für eine Schwangerschaft wichtig ist und was die damit verbundenen Begriffe wie Follikelphase, follikelstimulierendes Hormon (FSH) und Follikelsprung bedeuten.

Was ist ein Follikel?

Follikel (von lat. Folliculus: Hülle, Hülse) sind bläschenförmige Hohlraumstrukturen, die es beim Menschen zum Beispiel in der Schilddrüse, im lymphatischen System, in der Haut, aber auch in den Eierstöcken gibt.

Vielleicht hast du bei einem Ultraschall bei deinem Gynäkologen schon einige deiner eigenen Follikel (auch Ovarialfollikel genannt) gesehen.

Sie sehen wie kugelige  mit Flüssigkeit gefüllte Eibläschen aus, die wie eine Hülle die heranreifende Eizelle im Eierstock umgeben und schützen.

Follikel sind keine Eizellen

Der Follikel ist ein Eibläschen, das die Eizelle wie eine schützende Hülle umgibt.

Ovarialfollikel (Eibläschen) sind keine Eizellen (Oozyten).

Viele Frauen verwechseln manchmal diese Begriffe und glauben, dass Follikel und Eizellen das gleiche sind. Das ist aber nicht der Fall.

Die Oozyte ist die weibliche Keimzelle und entspricht dem Spermium als männliche Keimzelle (Gamet).

Wie viele Eibläschen sind normal?

Mithilfe einer Vaginalultraschalls kann man in den ersten Tagen des Zyklus (2. bis 5. Tag) die Anzahl der Antralfollikel pro Eierstock zählen.

Dabei geht man davon aus, dass eine Frau mit einer normalen ovariellen Reserve ca. 6 bis 10 Antralfollikel haben sollte.

Liegt die Anzahl der gezählten Eibläschen unter 6, geht man von einer eher niedrigen ovariellen Reserve aus, bei einer Zahl von über 12 spricht man von einer hohen ovariellen Reserve.

Follikelgröße

Die Eizelle ist die weibliche Keimzelle, die im Follikel schwimmt.

Ein voll ausgereifter Follikel zum Zeitpunkt des Eisprungs hat einen mittleren Durchmesser von 22-24 mm.

Das Intervall liegt bei 18 bis 36 mm, das bedeutet, dass das Eibläschen bereits bei 18 mm oder erst bei 36 mm platzen kann.

Follikel vor dem Eisprung

Follikel kurz vor dem Eisprung im Ultraschall

Seine maximale  erreicht der Ovarialfollikel um die Zyklusmitte.

Dieser Zeitpunkt entspricht meistens dem 10. bis 14. Tag nach dem Start deiner Periode.

Das Eibläschen öffnet sich und entlässt die Eizelle mitsamt der Flüssigkeit.

Die eigentliche Eizelle ist mit bloßem Auge kaum zu sehen.

Sie ist nur 0,11 bis 0,14 Millimeter groß.

Follikel kurz vor dem Eisprung

Kurz vor dem Eisprung, Wikimedia.org ©Maksim

Follikelreifung im Zyklus

Die Eibläschen durchlaufen während ihrer Reifung verschiedene Entwicklungsstadien.

Abhängig von ihrem Reifungsgrad werden Ovarialfollikel in Primordialfollikel, Primär-, Sekundär- und Tertiär-Follikel unterschieden.

In deinen Eierstöcken sind Eibläschen in all diesen Entwicklungsstadien zu finden.

Für die entscheidende Weiterentwicklung vom Tertiär-Follikel zum Graaf-Follikel, den es für einen Eisprung braucht,  kommt das follikelstimulierende Hormon FSH ins Spiel.

Zu Beginn eines neuen Zyklus, der mit dem ersten Tag deiner Periodenblutung beginnt, hat sich eine Kohorte von 10 bis 20 Eibläschen in eine Art „Lauerstellung“ begeben.

Ziel dieser als Antralfollikel bezeichneten kleinen Eibläschen (2 bis 10 mm im Durchmesser) ist es, ein Graaf-Follikel zu werden und zum Eisprung zu kommen.

Allerdings schafft dies letztendlich nur ein einzelner Follikel pro ZyklusManchmal auch zwei.

Graaf Follikel

Die Ausschüttung von FSH durch die Hirnanhangsdrüse wirkt wie der Startschuss zu einem Rennen um die beste Position als Leitfollikel.

Dieses Eibläschen schafft es durch seine Größe und Entwicklungsreife die anderen zu dominieren und zum sprungreifen Follikel zu wachsen.

Schließlich wird dieser dominante Follikel (auch Graaf-Follikel genannt) für den Eisprung vorbereitet.

Die übrigen Follikel bilden sich zurück und degenerieren (Follikelatresie).

Manchmal schaffen es auch 2 Eibläschen bis zu diesem Entwicklungsstadium und eröffnen damit die Chance mit zweieiigen Zwillingen schwanger zu werden.

Die Auswahl des dominanten Follikels beruht auf einem negativen Rückkopplungsprozess, bei dem die durch die Follikel selbst produzierten Östrogene die weitere Ausschüttung von FSH gehemmt wird.

Diese geringere Verfügbarkeit von FSH führt dazu, dass die Eibläschen degenerieren und nur der am weitesten entwickelte Follikel weiter wachsen kann.

Dieser verfügt aufgrund seines Reifegrades über die höchste Empfindlichkeit für FSH und er schüttet gleichzeitig das Hormon Inhibin aus, das zusätzlich die weitere FSH Produktion hemmt.

Das stärkste Eibläschen baut auf diese Weise seinen Entwicklungsvorsprung aus und reift zum sprungbereiten Follikel weiter.

Die zudem stark zunehmende Estradiol Ausschüttung führt zu einem LH Anstieg, der etwa 24 Stunden nach dem LH Peak zum Eisprung (Follikelsprung) führt.

Eisprung (Ovulation)

Beim Eisprung platzt die Hülle des Leitfollikels auf und die Eizelle wird in den Eileiter geschleudert.

Im Eileiter kann sie von einem Spermium befruchtet werden und danach ihren Weg in die Gebärmutter fortsetzen.

Nach ca. 4 bis 6 Tagen erfolgt die Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut und die weitere Entwicklung zu einem Baby.

Dem aufgeplatzten Eibläschen kommt ebenfalls eine neue Aufgabe zu: Er wandelt sich unter dem Einfluss von LH in den Gelbkörper um.

Eisprung, Follikel wandelt sich in Gelbkörper um

Follikel wandelt sich in Gelbkörper um, ©Wikimedia.org

Erfolgt keine Befruchtung wandert die Eizelle trotzdem in die Gebärmutter und wird dort zusammen mit der Gebärmutterschleimhaut am Ende des Zyklus mit dem Einsetzen der Periode ausgeschieden.

Gleichzeitig haben bereits die Vorbereitungen für den nächsten Zyklus angefangen.

Eine neue Kohorte von Eibläschen hat sich gebildet und wartet auf den Startschuss um die beste und schnellste Entwicklung.

Follikelreifung im stimulierten Zyklus

Bei einer künstlichen Befruchtung wird durch eine Stimulation der Eierstöcke versucht, möglichst viele Follikel bis zur Sprungreife zu entwickeln.

Denn je mehr reife Eizellen am Ende der Stimulation punktiert werden können, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich, diese zu befruchten und im Rahmen eines Embryotransfers in die Gebärmutter zurückzusetzen.

Allerdings verhalten sich nicht alle Eibläschen unter der Stimulation gleich.

Vielmehr hat jedes Eibläschen seinen eigenen Entwicklungsrhythmus und nicht alle schaffen es eine Größe von 18 mm zu erreichen.

Sobald mehrere Follikel 18 mm und mehr erreicht haben, wird das Hormon hCG verabreicht und damit der Eisprung ausgelöst.

Etwa 36 Stunden später erfolgt dann die Punktion der Eizellen.

Leider sind manchmal nicht alle der gewonnen Eizellen reif und auch über deren Qualität lässt sich erstmal nur spekulieren.

Auch kommt es immer wieder vor, dass die Follikel überhaupt keine Eizellen enthalten (Leere-Follikel-Syndrom).

Follikelreifung, Eisprung, Blutung

Zyklus für Zyklus vollziehen sich alle diese Prozesse in deinem Körper.

Zunächst reifen mehrere Eibläschen heran, wovon sich eines durchsetzt und zum Eisprung gelangt. Kommt es zu einer Befruchtung und Einnistung bist du schwanger. Klappt dies nicht tritt nach dem Zerfall des Gelbkörpers deine nächste Monatsblutung ein.

Ich persönlich staune mit welcher Ausdauer und Kraft der weibliche Körper Monat für Monat eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet.

Sollte es nicht mit dem Schwanger werden geklappt haben, gibt es jeden Grund neuen Mut zu fassen, denn die nächsten Eibläschen sind bereits startklar und leiten einen neuen Zyklus ein.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur 

  • Würfel, W.: Der frühe Embryo. Gynäkologische Endokrinologie13.2 (2015): 92-97.
  • Elisabeth Raith-Paula, Petra Frank-Hermann, Günter Freundl, Thomas Strowitzki: Natürliche Familienplanung heute: Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. 5. Auflage. Springer Verlag, 2013.
  • Hans-Rudolf Tinneberg, Michael Kirschbaum, Frank Oehmke (Hrsg.): Gießener Gynäkologische Fortbildung 2003: 23. Fortbildungskurs für Ärzte der Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 2013.

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