Rückblickend war kein Erlebnis für mich so schockierend wie meine Fehlgeburt. Nach der 1. ICSI waren mein Mann und ich überglücklich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen zu halten. Doch bereits beim 1. Ultraschall zeigte sich, dass die Schwangerschaft nicht intakt war. Es folgten weitere Untersuchungen und eine belastende Zeit der Ungewissheit. In der 8. SSW dann die endgültige Diagnose: Kein Herzschlag. Es wurde mir empfohlen eine Ausschabung durchführen zu lassen.
Schwanger nach Fehlgeburt: Wie hoch ist das Risiko für eine 2. Fehlgeburt?
Neben der Aufgabe einen Umgang mit diesem unendlich großen seelischen Schmerz und all dem Erlebten zu finden, stellte sich mir bald die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, weitere künstliche Befruchtungen durchführen zu lassen. Ich war mir sehr unsicher, ob es für mich überhaupt wieder möglich sein würde schwanger zu werden.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit nach einer Fehlgeburt im Rahmen einer IVF oder ICSI wieder und diesesmal erfolgreich schwanger zu werden?
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Erfolgreich schwanger nach Fehlgeburt nach IVF
Meine Gedanken und Sorgen aus dieser Zeit kamen mir sofort wieder in den Sinn als ich eine Studie der Universität von Aberdeen in Schottland gelesen habe.
In dieser Studie wurde mithilfe einer sehr großen Datenbank von insgesamt 112.549 Frauen der Frage nachgegangen, ob eine Fehlgeburt im 1. IVF- oder ICSI Zyklus Rückschlüsse auf den Verlauf folgender Schwangerschaften möglich macht.
Das Ergebnis überrascht und macht gleichzeitig Mut:
Tatsächlich war die Wahrscheinlichkeit einem Baby das Leben zu schenken bei den Frauen, die im ersten 1. IVF oder ICSI Behandlungsversuch eine Fehlgeburt erlebt hatten um das 1,42fache höher als bei den Frauen, die im 1. Behandlungszyklus nicht schwanger geworden sind. Die kumulative Geburtenrate lag bei den Frauen, die im 1. IVF oder ICSI Zyklus einen Abort, eine Lebendgeburt oder keine Schwangerschaft erlebt hatten nach 2 weiteren Zyklen bei 49%, 40,9% und 30,1%.
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Schwanger nach Felgeburt (IVF & ICSI)
Wenn du nach deiner ersten IVF oder ICSI eine Fehlgeburt hattest und du zweifelst, ob du durch eine weitere Behandlung erfolgreich schwanger werden kannst, dann will ich dir gerne Mut machen: Diese sehr umfassende Studie liefert allen Grund weiterzumachen, denn tatsächlich scheint die Geburtenrate nach einer Fehlgeburt sogar um das 1,42 fache höher zu liegen als bei den Frauen, die nach dem erstgen Versuch einen negativen Schwangerschaftstest bekommen haben. Zukünftige IVF oder ICSI Behandlungen müssen nicht zwangsläufig wieder in einer Fehlgeburt enden, vielmehr scheinen die Chancen sogar erhöht bald das eigene Baby in den Armen halten zu können.
Bei Fragen zur Studie melde dich gerne.
Lieber Grüße
Silke
Literatur
Natalie J. Cameron et al., Cumulative live birth rates following miscarriage in an initial complete cycle of IVF: A retrospective cohort study of 112,549 women. Human Reproduction, im Druck.
Foto: Bigstockphoto.com / VadimGuzhva
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Liebe Silke, vielen Dank für Deinen Blog! Es tut gut nicht alleine mit diesen Themen zu sein!
Ich hatte vor gut 3 Wochen eine Ausschabung nach MA in der 10. Woche. Die Schwangerschaft kam nach einem Kryo Zyklus zustande. Genau vor einem Jahr hatte ich eine biochemische ss im Clomifen Zyklus. Weder bei meinem Mann noch bei mir wurde eine Ursache gefunden, ausser die Tatsache dass ich sehr lange Zyklen habe.
Nun überlegt der Arzt vor dem nächsten Kryo Versuch (wir haben noch 2 tiefgefrorene Blastozysten) eine Gebärmutterspiegelung mit Probeentnahme durchzuführen, um auszuschliessen dass es unentdeckte alte Entzündungen gibt. Im Zuge der Ausschabung wurde bereits eine Spiegelung gemacht ohne Probeentnahme, die vom Sichtbefund total unauffällig war. Ich möchte sehr ungern eine weitere Untersuchung und noch länger warten bis zum nächsten Versuch. Ist eine solche Untersuchung nötig nach 2 Fehlgeburten (eine davon biochem. Ss)? Und ist es nicht einfach möglich prophylaktisch Antibiotika zu nehmen?
Ich finde diese Untersuchungen / OPs zunehmend schwierig, sie schaden meinem Körpergefühl und meinem Wohlbefinden und ich möchte nur wirklich notwendige durchführen lassen. Vor meinem Termin nächste Woche, würde ich mich über deine Einschätzung freuen!
Vielen Dank und liebe Grüße
Tessa
Liebe Tessa,
Du bist nicht alleine mit diesen Themen! Mir tut sehr leid, dass Du eine Fehlgeburt hattest und ich überlege, wie ich Dir helfen kann.
Ich kann Dir natürlich nicht sagen, was Du tun sollst. Zum einen darf ich es rein rechtlich nicht, zum anderen fehlen mir Informationen. Ich kann aber Deine Haltung nachvollziehen, dass Du so wenig wie möglich an Untersuchungen machen lassen möchtest. Ich war auch immer eher kritisch und im Rückblick war es für mich richtig nach einer Abwägung der Argumente meiner Intuition zu folgen. Fragen, die ich hierbei wichtig finde, sind:
– Welchen Nutzen und Zugewinn für Deine Behandlung erwartet sich Dein Arzt von dieser Untersuchung, zumal sie ja bereits ohne Probeentnahme durchgeführt wurde und es dabei keine Auffälligkeiten gab?
– Wie kommt er darauf, dass es unentdeckte Entzündungen bei Dir geben könnte oder ist das eher eine „Standarduntersuchung“ bei ihm, die Teil der Abläufe in seiner Praxis ist? Ich finde es ist wichtig, hier ganz genau hinzuschauen und dann dem Weg zu folgen, wenn er wirklich einleuchtet und die Argumente nachvollziehbar sind.
– Wenn Dein Arzt nach unentdeckten Entzündungen sucht, wie sähe im Fall der Fälle eine Behandlung aus?
Insgesamt will ich Dir gerne sagen (und bitte verstehe mich nicht falsch, ich hatte selbst eine Fehlgeburt und kenne diesen unglaublichen Schmerz!), dass ich Dich wirklich unterstützen möchte auch das Positive an der Situation zu sehen. Du warst 2 mal schwanger und damit super nah an Deinem Traum dran. Der Weg und die Richtung stimmt, Dein Körper zieht mit und ich finde es wichtig, das wertzuschätzen.
Dein Körpergefühl und Dein Wohlbefinden hängen sehr eng zusammen und letztendlich soll in Deinem Körper ja auch Dein Baby wachsen. Ich finde deshalb die Frage, was jede weitere Untersuchung mit Dir und der Beziehung zu Deinem Körper anstellt wirklich wichtig. Ob die biochemische SS und die Fehlgeburt auf Probleme in der Gebärmutter zurückzuführen sind ist unklar, wir wissen, dass der Grund für Abgänge häufig auch im Embryo selbst zu suchen ist. ABER ob das bei Dir auch der Fall war, dafür gibt es keine Gewissheit oder Sicherheit, deshalb musst Du abwägen, was Du tun willst und was Dir das Untersuchungsergebnis wert ist.
Herzliche Grüße
Silke
Hallo Silke, ich habe 2 IVFs gehabt und 2 Fehlgeburten. Deine Storys machen Mut und ich hoffe auch, auf das Happy End.
Liebe Grüße
Lissl
Hallo ihr Lieben! Ich schreibe ich zum ersten Mal.
Mein Mann und ich haben unsere erste ICSI durchführen lassen und ich wurde direkt schwanger (HCG 52). Jedoch sank der Wert auf 51 nach zwei Tagen. Ich hatte mir zwei Embryonen einsetzen lassen. Wir hatten Hoffnung, dass wenigstens eines weitermachen würde. Leider waren meine Blutwerte gestern nicht gut und ich sollte das Progesteron absetzen. Ich hatte gestern ab und zu nur Krämpfe gehabt. Heute nichts, keine Blutung.. Allgemein hab ich nicht geblutet. Heute war nur ein gelber, eitriger Fleck auf meinem Slip. Ich habe die letzten Tage sehr geweint, wurde aber von meiner Ärztin motiviert, dass ich glücklich sein kann, direkt beim ersten Versuch schwanger geworden zu sein. „Bin“ in der 6. Woche.. Ist es eigentlich erfolgstechnisch okey, wenn ich direkt den nächsten Zyklus (ohne Kryo) wieder starte? Meine Sehnsucht nach einem Baby ist irgendwie stärker als die Angst!
Liebe Grüße,
Gizo
Hallo Gizem,
schön von Dir zu lesen und herzlich Willkommen hier auf Kindeshalb! :-)
Es tut mir sehr leid, dass Eure 1. Schwangerschaft offenbar nicht intakt ist. Ich denke, es wird vielleicht noch einige Tage dauern bis Deine Periode einsetzt.
Ach mensch, alle die diesen Weg selbst schon gegangen sind, wissen nur zu gut wie sich das anfühlt. Man hat so viel investiert, gehofft und gebangt, dann ist der Schwangerschaftstest tatsächlich positiv und dann das! Ich kenne das von mir und ich weiß, dass ich jedesmal komplett verzweifelt war.
Das Gute ist, dass diese Gefühle kommen, … aber auch wieder gehen. Es braucht Zeit, aber ich bin mir sicher, dass Du neuen Mut finden wirst!
Was Deine Frage angeht, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich es richtig verstanden habe, dass Du überlegst direkt im nächsten Zyklus wieder mit einer Stimulation beginnen zu wollen?! Ich vermute, dass evtl. Deine Ärztin damit nicht einverstanden sein wird und vermutlich eher zu einer kleinen Pause rät. Hast Du sie schon gefragt? Alleine sie kann auch nur beurteilen, ob es aus medizinischer Sicht angeraten ist direkt ohne Pause weiterzumachen. Die Frage ist auch, welches Protokoll Du machen wirst, vielleicht will sie das nächste Mal auch etwas verändern.
Ich persönlich, aber das ist nur meine Meinung, würde mir eine Pause gönnen. Ich kenne das Gefühl direkt weitermachen zu wollen sehr gut von mir selbst, vor allem dann, wenn man bereits schon so nahe am Ziel war. Aber die Behandlung und das innere Auf und Ab hinterlassen Spuren und manchmal spürt man das erst so richtig, wenn man etwas zur Ruhe gekommen ist.
Herzliche Grüße
Silke
Hallo Silke,
ich habe letztes Jahr im November einen Abort in der 9.SSW, nachdem kein Herzschlag mehr vorhanden war…
Jetzt meinte die Ärztin des IVFs, dass ich gar nicht so lange warten sollte bis zum letzten Versuch. Wir haben uns ursprünglich Frühling vorgestellt für einen weiteren Versuch,jetzt ist die Überlegung doch früher zu starten. Doch momentan weiß ich nicht, wie ich mit der Angst umgehen kann, wenn es nochmal klappt, diese Verlustangst nicht permanent „mit rumzutragen“.
Vielleicht hast du ja Tipps, wie du damit umgegangen bist.
Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße
Manuela
Liebe Manuela,
„letztes Jahr im November“ liest sich so als ob schon viel Zeit vergangen ist. Das ist aber nicht wirklich so, deshalb gib Dir die Zeit, die Du brauchst, um das Erlebte zu verarbeiten.
Dein Ärztin meinte meiner Meinung nach, dass es aus medizinischer Sicht keinen Grund gibt so lange zu warten. Ich habe dazu vor einiger Zeit einen Artikel geschrieben, schau mal hier.
Gleichzeitig gibt es aber die psychische Seite, Du sprichst die Angst selbst an.
Mir persönlich habe einige Beratungsgespräche bei profamilia geholfen. Es hat gut getan zu erzählen, was passiert ist und das Gefühl zu haben, dass ich mit meiner Geschichte wirklich gesehen und gehört werde. Weiterhin habe ich einige Bücher zum Thema Fehlgeburt gelesen, hier waren es einzelne Gedanken und auch die Erfahrungsberichte, die mir weitergeholfen haben. Ich werde gleich mal einen Artikel mit einer Bücherliste beginnen, gib mir ein oder zwei Tage Zeit dafür.
Meine Angst wirklich vertrieben hat bei mir letztendlich meine Folgeschwangerschaft und die Erfahrung, dass es auch gut gehen kann. Irgendwann habe ich den Punkt erreicht, an dem ich mich wieder trauen wollte und die Sehnsucht nach meinem Baby einfach größer war als die Angst. Die Angst war trotzdem noch da, aber ich hatte innerlich beschlossen, es nochmal wagen zu wollen und auch zu können.
Ich kann Dich gut verstehen. Eine Fehlgeburt ist so eine tief einschneidende Erfahrung und es braucht Zeit und aus meiner Sicht auch den Austausch und die Verbindung mit anderen Menschen, um das Erfahrene zu verarbeiten. Irgendwann braucht es dann aber auch Mut, es trotz allem nochmal tun zu wollen. Vertraue Deinem Bauchgefühl, ich bin mir sicher, dass Du den richtigen Zeitpunkt für Dich und Euch finden wirst.
Herzliche Grüße
Silke