Ist die Spermienproduktion stark gestört oder sind die Samenwege verschlossen, bleibt oftmals keine andere Wahl als die Spermien direkt aus den Hoden (TESE) oder den Nebenhoden (MESA) zu gewinnen. In diesem Blogartikel möchte ich dir alle wichtigen Informationen zu den beiden Verfahren TESE und MESA an die Hand geben.

TESE & MESA: Hodenbiopsie zur Spermiengewinnung

Ein schlechtes Spermiogramm stellt für viele Paare einen großen Schock dar.

Denn der Traum von einem eigenen  leiblichen Kind scheint plötzlich in fast unerreichbare Ferne zu rücken.

Finden sich in der Samenflüssigkeit des Mannes keine oder nur sehr wenige Spermien raten viele Reproduktionsmediziner dazu, die Spermien im Rahmen einer Operation aus den Hoden oder den Nebenhoden zu gewinnen.

Sicherlich findet kein Paar die Aussicht auf eine solche OP schön.

Doch gibt es eine gute Nachricht: Die Chancen mit Hilfe einer TESE oder MESA und anschließender künstlicher Befruchtung der Frau (ICSI ) ein Baby zu bekommen stehen gut. Denn sehr oft können trotz der stark eingeschränkten Fruchtbarkeit des Mannes Spermien in den Hoden oder Nebenhoden gefunden werden.

Was bedeutet TESE genau?

TESE ist die Abkürzung für testikuläre Samenextraktion.

Sie stellt ein bestimmtes Operationsverfahren dar, bei dem versucht wird in einzelnen Bereichen der Hoden Spermien zu finden. Gelingt die Operation können die gewonnen Spermien zu einem späteren Zeitpunkt für eine In vitro Fertilisation der Eizellen der Frau verwendet werden.

Die TESE steht dann für ein Paar zur Disposition, wenn sich im Ejakulat gar keine Spermien befinden (Azoospermie) und auch keine Spermien aus den Nebenhoden gewonnen werden können. Oder aber wenn die Fruchtbarkeit des Mannes sehr stark eingeschränkt ist und sich nur einzelne Samenzellen im Ejakulat finden.

Wie verläuft die Hodenbiopsie?

Die Operation selbst erfolgt ambulant und unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose.

Dabei wird Gewebe aus dem Hoden entnommen und die darin enthaltenen Spermien aus dem Gewebe extrahiert.

Oftmals sind die so gewonnen Spermien noch nicht voll entwickelt, trotzdem gelingen nicht selten im Rahmen einer ICSI erfolgreiche Befruchtungen.

Die Gewebeproben werden nach einem Check auf befruchtungsfähige Spermien eingefroren und rechtzeitig zur Befruchtung der mit Hilfe eine ICSI gewonnen Eizellen wieder aufgetaut.

Die eingefrorenen Proben können dann für mehrere ICSI-Zyklen verwendet werden. Auf diese Weise lässt sich das Risiko umgehen, dass ein Paar die aufwendige und sehr belastende Hormonstimulation unternimmt und bei der TESE selbst keine Samenfäden gefunden werden können.

Der einseitige Eingriff dauert ca. 25 Minuten, die beidseitige TESE 45 Minuten.

Oftmals kann bereits während der Operation das Vorkommen von Spermien bestätigt werden. Ist dies der Fall, kann auf die Hodenbiopsie des anderen Hodens verzichtet werden.

1-3 Stunden nach Operationsende kann der Patient meist schon wieder von seiner Begleitperson nach Hause gefahren werden.

Im Nachgang zur OP kann es zu Schmerzen an den Hoden und am Hodensack kommen, manchmal bildet sich ein Hämatom.

Eine Krankmeldung für einige Tage ist sicherlich kein Problem und wird gerne vom behandelnden Arzt ausgestellt.

Was passiert bei einer MESA?

Die mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration, kurz MESA, ist eine Methode zur Spermiengewinnung aus den Nebenhoden.  Bei der MESA handelt es sich um ein sehr ähnliches Verfahren der Gewinnung von Samenfäden, lediglich folgende Punkte unterscheiden sie von der TESE:

  • Der Ort der Samengewinnung: Bei der MESA werden die Spermien aus dem Nebenhoden, also den Samenwegen außerhalb des eigentlichen Hodens, gewonnen.
  • Die Ursache für die operative Spermiengewinnung: Während die MESA bei einem Verschluss der Samenwege zum Einsatz kommt, wir die TESE meistens dann angewendet, wenn auch im Nebenhoden keine Spermien gefunden werden konnten.

Bei der MESA werden unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose die Spermien mit Hilfe einer Kanüle direkt aus dem Samenleiter entnommen. Anschließend werden die Samenfäden kryokonserviert und später für einzelne ICSI Versuche wieder aufgetaut.

TESE & MESA: Zwei Verfahren der operativer Spermiengewinnung

Die Ursachen für das Fehlen einer ausreichenden Anzahl von Spermien im Ejakulat können vielfältiger Natur sein.

Doch sowohl bei einem OAT-Syndrom als auch bei einer Azoospermie muss nicht zwangsläufig auf ein leibliches Kind verzichtet werden.

Mit Hilfe der operativen Spermiengewinnung lassen sich oft befruchtungsfähige Spermien im Hoden oder Nebenhoden finden.

Sicherlich ist ein solcher Eingriff nicht ohne Risiken und auch nicht immer ohne Komplikationen.

Trotzdem wagen ihn viele Paare, um sich den Traum vom eigenen Kind zu erfüllen.

Herzliche Grüße

Silke

Foto: Pixabay – sasint