Kann Sex während der Einnistung gefährlich sein? Was kannst du zur Verbesserung deiner Chancen tun und was solltest du besser lassen? In diesem Artikel beleuchte ich für dich den aktuellen wissenschaftlichen Stand und gebe dir Empfehlungen.

💗 Key Facts: Sex während Einnistung

  • Keine negativen Auswirkungen: Laut aktueller Studie mit 2606 untersuchten Zyklen hat Sex während der Einnistungsphase keinen negativen Einfluss auf die Chancen schwanger zu werden.
  • Häufigkeit irrelevant: Selbst bei mehrmaligem Geschlechtsverkehr (3× oder mehr) während der Einnistungsphase konnte kein negativer Effekt nachgewiesen werden.
  • Einnistungsphase: Die Einnistung findet etwa 5-9 Tage nach dem Eisprung statt.
  • Unterschiedliche Studienergebnisse: Während eine ältere Studie (2014) leicht negative Effekte zeigte, fand eine andere sogar erhöhte Schwangerschaftsraten.
  • Entspannung statt Sorge: Stress und Angst können sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken, daher ist Entspannung wichtiger als das Vermeiden von Sex.

Stanford-Studie zu Sex während der Einnistung

Eine umfangreiche Studie aus den USA unter der Leitung von Joseph B. Stanford untersuchte die Frage, ob Sex während der Zeit, in der sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut einnistet (5 bis 9 Tage nach dem Eisprung), die Chancen schwanger zu werden verringert.

Die Wissenschaftler werteten dazu 2606 Zyklen von 661 Frauen aus, die an der Universität von Padua aus insgesamt 6 europäischen Ländern gesammelt wurden. Diese Daten bieten eine solide Grundlage für evidenzbasierte Schlussfolgerungen.

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Was die Einnistung besonders macht

Es ist wichtig zu verstehen, dass sich nur eine geringe Anzahl der befruchteten Eizellen tatsächlich in der Gebärmutter erfolgreich einnisten kann.

Die Gebärmutterschleimhaut spielt dabei eine entscheidende Rolle:

  • Sie baut sich während des Zyklus gezielt auf
  • Wird durch Hormone wie Östrogen und Progesteron beeinflusst
  • Muss zum richtigen Zeitpunkt die optimale Beschaffenheit haben
  • Reagiert auf verschiedene Gesundheitszustände der Frau

Die Qualität der Eizellen und der allgemeine Gesundheitszustand der Frau sind weitere wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Einnistung.

Ergebnisse der Stanford-Studie zu Sex während Einnistung

Die Studie kam zu einem klaren Ergebnis: Sie konnte keinen Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr während der Einnistungszeit und der Fruchtbarkeit feststellen.

Das bedeutet, dass weder ein positiver noch ein negativer Einfluss des Geschlechtsverkehrs auf die Chance schwanger zu werden nachgewiesen werden konnte.

Besonders bemerkenswert: Selbst bei wiederholtem Geschlechtsverkehr (3-maliger GV oder sogar öfters) während der Einnistungsphase konnte kein Effekt auf den Ausgang im Hinblick auf eine Schwangerschaft nachgewiesen werden.

Dementsprechend sehen die Wissenschaftler keinen Grund, eine Vermeidung von Geschlechtsverkehr während der Implantationsphase zu empfehlen.

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Die widersprüchliche Studienlage vor 2020

Interessant sind diese Ergebnisse vor allem deshalb, weil ältere Studien keine klare Antwort aufzeigen konnten:

  • Eine Studie aus dem Jahr 2014 (Steiner et al.) kam zu dem Ergebnis, dass Sex während der Wartezeit zwischen Eisprung und der nächsten Periode zu einer leicht geringeren Chance auf eine Einnistung führen könnte.
  • Eine andere Studie (Tremellen, 2000) kam hingegen zu dem Ergebnis, dass Sex die Schwangerschaftsrate erhöht.

Diese widersprüchlichen Ergebnisse verunsicherten viele Paare mit Kinderwunsch jahrelang. Die Stanford-Studie von 2020 hat hier für mehr Klarheit gesorgt.

Neueste Erkenntnisse 2024-2025

In den letzten Jahren haben weitere Studien die Erkenntnisse der Stanford-Studie weitgehend bestätigt. Reproduktionskliniken haben ihre Beratungspraxis entsprechend angepasst:

  • Mehrere Kinderwunschzentren empfehlen inzwischen explizit, dass Sex nach einem Embryotransfer bei IVF keine negativen Auswirkungen hat (Dexeus-Klinik, 2024).
  • Bei IVF-Patientinnen wurde ein interessanter Nebenbefund beobachtet: Während Geschlechtsverkehr nach Embryotransfer keine höhere Schwangerschaftsrate bewirkte, wurde in manchen Fällen eine erhöhte Quote an Mehrlingsschwangerschaften festgestellt (Kinderwunschzentrum Berlin, 2018-2024).

Darüber hinaus gibt es inzwischen fortschrittliche Methoden zur Verbesserung der Implantation, darunter „Embryoglue“ und „Implantation Flushing“ (PBMC), die in einigen Kinderwunschzentren bereits eingesetzt werden.

Unterschiede: Natürliche Konzeption vs. künstliche Befruchtung

Es ist wichtig, zwischen natürlicher Empfängnis und künstlicher Befruchtung (IVF) zu unterscheiden:

Natürliche Konzeption

  • Hormonhaushalt ist natürlich reguliert
  • Gebärmutterschleimhaut baut sich natürlich auf
  • Sex während der Einnistung hat laut Studien keinen Einfluss
  • Stress vermeiden ist wichtiger als Sex zu vermeiden

Nach IVF / Embryotransfer

  • Hormonhaushalt kann durch Medikamente beeinflusst sein
  • Eierstöcke können nach Stimulation vergrößert sein
  • Bei vergrößerten Eierstöcken kann Sex schmerzhaft sein
  • Einige Ärzte empfehlen 2-3 Tage Wartezeit nach Transfer

Bei IVF-Behandlungen ist zu beachten, dass die Eierstöcke durch die Stimulation vergrößert sein können, was Geschlechtsverkehr schmerzhaft machen kann. Hier sollte man auf den eigenen Körper hören.

Risikofaktoren, die die Einnistung tatsächlich beeinflussen können

Während Sex offenbar keinen negativen Einfluss hat, gibt es andere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Einnistung beeinflussen können:

  • Koffein- und Alkoholkonsum: Beide sollten während der Kinderwunschzeit reduziert werden
  • Alter der Frau: Mit zunehmendem Alter sinkt die Eizellqualität und damit die Einnistungschance
  • Stress: Sowohl durch intensive sportliche Aktivitäten als auch durch Sorgen und Ängste
  • Sehr niedrigkalorische Diäten: Können laut einigen Studien die Einnistungschancen reduzieren
  • Häufige, sehr heiße Wannenbäder: Könnten ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft darstellen

Die psychologische Seite: Umgang mit Ängsten und Stress

Ein wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird, ist die psychologische Belastung während der Kinderwunschzeit. Paare sorgen sich oft, „etwas falsch zu machen“ und dadurch ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu verringern.

Die Angst, durch Sex die Einnistung zu stören, kann selbst zu Stress führen – und Stress ist tatsächlich ein nachgewiesener negativer Faktor für die Fruchtbarkeit. Ein entspannter Umgang mit Sexualität kann daher eher förderlich als hinderlich sein.

„Insgesamt bestärkt mich dieses Ergebnis in meiner Erfahrung, dass die Angst, etwas falsch zu machen und damit eine mögliche Schwangerschaft negativ zu beeinflussen, sehr oft unbegründet ist.“ – Silke (Kinderwunschberaterin)

Paare haben oft Sorgen und Ängste während der Kinderwunschbehandlung, insbesondere in Bezug auf Geschlechtsverkehr. Die aktuelle Studienlage zeigt jedoch, dass Sex in dieser Zeit nicht nur erlaubt, sondern durch die stressreduzierende Wirkung sogar potenziell förderlich für die Schwangerschaft sein kann.

Du hast Fragen zum Thema Geschlechtsverkehr rund um die Einnistung? Melde dich gerne bei mir oder hinterlasse mir einen Kommentar.

Herzliche Grüße

Silke

Glossar: Wichtige Begriffe rund um die Einnistung

Einnistung / Implantation
Der Prozess, bei dem sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut einnistet, typischerweise 5-9 Tage nach dem Eisprung.
Blastozyste
Das Entwicklungsstadium der befruchteten Eizelle etwa 5 Tage nach der Befruchtung, kurz vor der Einnistung.
hCG (humanes Choriongonadotropin)
Ein Hormon, das nach erfolgreicher Einnistung produziert wird und in Schwangerschaftstests nachgewiesen werden kann.
Implantationsblutung
Eine leichte Blutung, die bei manchen Frauen während der Einnistung auftreten kann.
Embryotransfer
Bei einer künstlichen Befruchtung (IVF) das Einbringen des Embryos in die Gebärmutter.

Literatur Sex während Einnistung

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Foto: Bigstockphoto.com / © YakobchukOlena

Autorin

  • Silke Schwekutsch kindeshalb.de

    Silke Schwekutsch

    BKiD Kinderwunsch-Beraterin, Dipl. Pädagogin & Trauma-Therapeutin (NARM)

    Als BKiD zertifizierte Kinderwunsch-Beraterin und Trauma-Therapeutin verwandelt Silke Schwekutsch komplexe medizinische Fakten in hoffnungsvolle, praktische Hilfe. Nach ihrer eigenen langen Kinderwunsch Reise versteht sie die emotionalen Höhen und Tiefen wie kaum eine andere.

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