Auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen zu können, bedeutet für viele Paare eine schwerwiegende Krise.

Studien aus den USA belegen, dass Infertilität zu den stressvollsten Lebenssituationen gehören kann – vergleichbar mit dem Verlust eines Partners oder dem Tod eines Kindes.

Zunächst geht jeder Mensch davon aus, fruchtbar zu sein und Kinder zeugen zu können. Fruchtbarkeit gehört zum Elementarbestand menschlicher Fähigkeiten wie Sehen oder Hören. Sterilitätsaspekte spielen im Lebensentwurf nur äußerst selten eine Rolle, vielmehr dreht sich die Kinderfrage um das Ob und Warum oder das Wann und mit Wem.

Die trügerische Gewissheit, jederzeit schwanger werden zu können, lässt die Familiengründung planbar erscheinen.

Und je schöner der Plan und je enger das Zeitfenster, desto größer der Druck, wenn es nicht klappt.

Besonders den typischen Paaren mit Nachwuchsproblemen – Mitte dreißig, der Job ist gesichert, das Leben wohl organisiert – fällt es besonders schwer, ihre Infertilität zu akzeptieren.

Bisher haben sie gelernt, dass man organisieren, nachdenken und sich anstrengen muss, um etwas zu erreichen.

Jetzt läuft diese Strategie plötzlich ins Leere. Hinzu kommt der Kontrollverlust über den eigenen Körper und die vorgesehene Familienplanung. Verschlossene Eileiter lassen sich nicht mit Fleiß beseitigen, beschädigte Eizellen nicht reparieren.

Zum Konflikt des scheinbar körperlichen Versagens treten soziale Aspekte hinzu: Aus Angst, nicht verstanden oder verurteilt zu werden, vermeiden betroffene Paare gegenüber dem Freundeskreis oder der Familie über ihre Situation, ihre Enttäuschung, Trauer oder Verzweiflung zu sprechen.

Verschweigen und Rückzug wird zur Strategie, um peinliche Erklärungen zu vermeiden und sich vor Kränkungen zu schützen.

Je länger das Wunschkind auf sich warten lässt, desto mehr wird das ganze bisherige Leben in Frage gestellt.

Die Paare suchen nach Gründen für ihre Unfruchtbarkeit und haben Schuldgefühle.

„Habe ich zu viel geraucht oder zu extensiv gelebt, zu egoistisch meine Berufsziele verfolgt oder zu sehr auf Sicherheit gesetzt und damit zu lange mit dem Kinderkriegen gewartet?

Nicht schwanger zu werden, heißt immer auch Abschied vom gewünschten und erhofften Kind.

Es muss um etwas getrauert werden, das als Wunsch existiert, vielleicht sogar völlig überhöht wird, sich aber nicht konkretisieren kann.

Dies kann gerade so schmerzhaft sein wie der Verlust eines real geborenen Kindes.

„Es ist, als ob einem etwas genommen wird, was man zwar niemals besaß, doch immer sicher war, es irgendwann zu haben“, „es ist etwas Existenzielles, das einen im Innersten trifft,“ zitiert M. Spiewak in seinem Buch „Wie weit gehen wir für ein Kind?“ betroffene Menschen.

Das reproduktive Unvermögen rührt am Innersten im Menschen, an Sexualität und Potenz, an tief verwurzelten Bildern von Männlichkeit und Weiblichkeit.

 

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