Die Homöopathie steht in einer Serie von Studien unter der Lupe. Hilft sie wirklich? Machen Globulis gesund oder ist die Homöopathie mit der Wirkung von Placebos zu vergleichen.

Online Focus berichtet am 13.03.15:

Sorry, Homöopathie-Fans: Darum machen eure Globuli nicht gesund

 

Die einen schwören darauf, andere verteufeln sie: homöopathische Mittel. Eine Untersuchung hunderter Studien zur Wirksamkeit von Homöopathie wirft nun ein schweres Gewicht in die Waagschale: Keine davon beweist wissenschaftlich, dass die Alternativ-Medizin besser als ein Placebo wirkt.

  • Forschungsinstitut untersuchte 225 Studien zur Homöopathie.
  • Sie bestätigen: Die alternative Heilmethode hilft nicht gegen Krankheiten.

Für viele Menschen ist es eine Glaubensfrage: Sie nehmen bei Kopfschmerzen oder Rückenbeschwerden lieber kleine weiße Globuli statt Medikamente vom Schulmediziner. Und sie sind von der Wirkung überzeugt.

Tatsächlich existiert bisher kein wissenschaftlicher Beweis dafür, dass Homöopathie wirkt. Das ergab nun auch eine übergeordnete Analyse. Das australische Gesundheitsforschungsinstitut National Health and Medical Research Council (NHMRC) untersuchte 225 Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie. Die Schlussfolgerung des Geschäftsführers Warwick Anderson: „Es gibt keine Krankheit, für die ein zuverlässiger Beweis erbracht wurde, dass Homöopathie dagegen wirkt.“

HOMEOPATHIE

Homöopathie ist riskant

Ganz im Gegenteil: Menschen, die sich für die alternative Heilmethode entscheiden, riskieren ihre Gesundheit, wenn sie Behandlungen, für die es gute Nachweise zur Sicherheit und Wirkung gibt, ablehnen oder aufschieben. Das gelte vor allem für chronische und schwerwiegende Erkrankungen.

Auch wenn einige Studien berichten, dass Homöopathie wirkt, war deren Qualität nicht ausreichend, heißt es in dem Bericht. Entweder hatten sie zu wenig Teilnehmer, ein  schlechtes Studiendesign oder kein geeignetes Reporting, um zuverlässige Rückschlüsse zur Effektivität der alternativen Heilmethode zu treffen.

Homöopathie ist nicht besser als ein Placebo

„Alle medizinischen Behandlungen und Eingriffe sollten von zuverlässigen Beweisen gestützt werden“, sagte Anderson. Der Bericht zeige, dass es keinen qualitativen Nachweis gebe, der den „Anspruch rechtfertige, Homöopathie wirke besser als ein Placebo“.

Der Vorsitzende der dazugehörigen Arbeitsgemeinschaft Paul Glasziou hofft deshalb, dass private Versicherer die Alternativ-Medizin nicht mehr weiter unterstützen. Das berichtete der britische „Guardian“ jetzt. Glasziou sieht voraus, dass er dafür Kritik ernten wird. Da werde es sicher Menschen geben, die den aktuellen Bericht zurückweisen und Verschwörung mit dem Establishment unterstellen. „Aber wir hoffen, dass es viele vernünftige Menschen gibt, die noch einmal darüber nachdenken, ob sie diese Substanzen verkaufen, verwenden oder doch aufhören.“

Deutsche geben eine halbe Milliarde für Homöopathie aus

Die „Australian Homeopathic Association” (AHA) ließ das Gesundheitsforschungsinstitut NHMRC wissen, dass rund eine Million Australier auf Homöopathie setzten. Genauso ungebrochen ist die Begeisterung für die Kügelchen in Deutschland.

Eine halbe Milliarde Euro gaben die Deutschen 2013 dafür aus. 20 Prozent der homöopathischen Mittel verschrieben Ärzte oder Heilpraktiker. 80 Prozent kauften die Patienten direkt in der Apotheke. Dass die alternativ-medizinischen Produkte so beliebt sind, hat vor allem drei Gründe:

1. Der Placebo-Effekt

Die Homöopathie wirkt tatsächlich. Allerdings ist das allein auf den Placebo-Effekt zurückzuführen. Dieser lindert Schmerzen und andere Beschwerden.

2. Die verschobene Wahrnehmung

Dazu kommt, dass jeder jemanden kennt, der auf die kleinen Kügelchen schwört. Der Freundin oder dem Onkel haben sie beispielsweise gegen Kopfschmerzen oder Sonnenbrand geholfen. Diesen persönlichen Geschichten glauben Menschen mehr als jeder Statistik.

3. Die Nische neben der Schulmedizin

Einerseits widmen sich Homöopathen ihren Patienten sehr ausführlich. Diese intensive therapeutische Zuwendung fördert wiederum den Placebo-Effekt. Andererseits wünschen sich viele Betroffene „Natürlichkeit“.

Dabei sitzen sie einem Irrtum auf, ist Edzard Ernst, emeritierter Professor für Alternativmedizin überzeugt: „Nur weil etwas natürlich ist, heißt dies noch nicht, dass es gut ist. Arsen und Ebola sind völlig natürlich. Gut sind sie trotzdem nicht.“