Coronavirus & künstliche Befruchtung: Solltest du die Behandlung verschieben?

Wenn du zeitnah eine künstliche Befruchtung wie beispielsweise eine IUI (Insemination), eine IVF (In-vitro-Fertilisation) oder eine ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) geplant hast, stellst du dir bestimmt die Frage, was aufgrund der aktuellen Coronavirus Pandemie aus deiner Kinderwunschbehandlung wird. Solltest du die künstliche Befruchtung  verschieben? Und was ist mit den Frauen, die bereits mit der Stimulation begonnen haben? Ich möchte Dir in diesem Artikel alle wichtigen Informationen zusammentragen und Dich über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.

Corona & künstliche Befruchtung: Empfehlung der Fachgesellschaften

Stand 15. April 2020: Die Deutsche und Europäische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRMESHRE) als auch die American Society for Reproductive Medicine (ASRM) empfehlen aktuell aufgrund der unklaren Datenlage von einer geplanten Schwangerschaft abzusehen!

Was sind die Gründe dafür?

  • Zwar scheinen Schwangere kein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID -19 Krankheitsverlauf zu haben. Weiterhin scheint auch eine Übertragung von Corona auf das ungeborene Kind mit Blick auf die aktuelle Datenlage eher unwahrscheinlich zu sein. ABER leider ist die Datenlage aktuell noch nicht umfassend genug, um eine sichere Auskunft zum Coronavirus in der Schwangerschaft abgeben zu können. Deshalb wird Kinderwunschpaaren aktuell geraten von einer aktiven Planung einer Schwangerschaft abzusehen.
  • Der Coronavirus zwingt uns alle, jegliche Kontakte auf das nötigste Mindestmaß zu reduzieren. Leider ist der Besuch in einem Kinderwunschzentrum  fast immer mit Körperkontakt verbunden. Kinderwunschbehandlungen sollten deshalb soweit möglich verschoben und Beratungsgespräche über Telefon, Skype, WhatsApp-Call oder E-Mail angeboten werden.
  • Die sehr schnelle Ausbreitung des Corona Virus wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr zeitnah zu einer Überlastung der Krankenhäuser führen. Eine gute Versorgung aufgrund von Komplikationen in der Frühschwangerschaft kann deshalb evtl. nicht mehr voll gewährleistet werden.

Was bedeutet das konkret für Kinderwunschpaare?

Ich habe für dich die aktuellen Richtlinien der Fachgesellschaften studiert und auch die Informationen vieler Kinderwunschzentren abgefragt. Dabei hat sich folgendes Bild für das weitere Vorgehen bei vielen Kinderwunschzentren in den nächsten Wochen ergeben:

  • Neue Behandlungszyklen werden nicht mehr begonnen. Dies betrifft die Behandlungszyklen für Inseminationen, IVF oder ICSI sowie Kryozyklen.
  • Bereits begonnene Stimulationsbehandlungen werden weitergeführt und Behandlungszyklen abgeschlossen.
  • Bei Patientinnen in laufender Behandlung werden weiterhin Ultraschall-Kontrollen, Follikelpunktionen und Inseminationen in der Kinderwunschpraxis durchgeführt.
  • Alle Patientinnen sollten unbedingt ohne Begleitung zu ihrem Termin erscheinen. Es bestehen Ausnahmen (z.B. Samenabgabe, Follikelpunktion)
  • Rezepte und Überweisungen sollen ausschließlich telefonisch oder per E-Mail angefordert werden. Es erfolgt die Zusendung per E-Mail oder Post.
  • Alle reinen Gesprächstermine finden telefonisch statt.
  • Aktuell nicht notwendige Termine werden verschoben.

Gegenwärtig unklar erscheint mir, ob frische Embryonenstransfers im Rahmen einer bereits begonnenen Behandlung weiter durchgeführt werden oder aber gewonnene Eizellen und befruchtete Vorkerne in jedem Fall kryokonserviert werden. Wenn du davon betroffen bist, frage bitte in deiner Kiwu Praxis nach!

Sicherlich gibt es Einzelfälle, in denen die betroffenen Paare trotz Corona Pandemie eine Kinderwunschbehandlung beginnen möchten. Ich denke hierbei z.B. an Paare, die zeitnah die Altersgrenze für finanzielle Zuschüsse erreicht haben werden. Wenn du hiervon betroffen bist, stimme dich bitte mit deinem behandelnden Arzt ab.

Wenn Du generell unsicher bist, wie Deine Kinderwunschklinik in der Corona Krise verfährt, kannst du dich auf der Webseite deines Kinderwunschzentrums informieren oder aber in deiner Kinderwunschpraxis anrufen und um den aktuellen Sachstand bitten.

Bitte beachte, dass sich die Situation auch jederzeit verändern kann. Ich werde dich über Änderungen hier auf Kindeshalb informieren.

Infos zum richtigen Verhalten in der Corona-Pandemie

Hier kommen wichtige Info Links, über die du dich über das richtige Verhalten oder bei Verdacht auf eine Ansteckung mit dem Corona Virus (COVID-19/SARS-CoV-2) informieren kannst:

Bleib bitte gesund. Bei Fragen melde dich gerne!

Herzliche Grüße

Silke

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Foto: stock.adobe.com © Halfpoint

Coronavirus & künstliche Befruchtung: Solltest du die Behandlung verschieben?Silke2021-04-07T22:27:57+02:00

Hormonelle Stimulation: Krebs als eine der Nebenwirkungen?

Die Frage, ob die hormonelle Stimulation während einer Kinderwunschbehandlung mit Nebenwirkungen und dabei vor allem mit einem erhöhtem Krebsrisiko verbunden sein kann, ist immer wieder Thema hier auf kindeshalb. Mir ging diese Frage während meiner Kinderwunschzeit nicht nur einmal durch den Kopf und ich vermute, dass auch Dich die Sorge um mögliche Spätfolgen beschäftigt.

Hormonelle Stimulation: Erhöhtes Krebsrisiko?

In den letzten Jahren wurden immer wieder Studien zum Thema hormonelle Stimulation und Krebs publiziert und ich habe bereits 3 dieser Studien vorgestellt.

Spätfolgen Hormonbehandlung Kinderwunsch: Höheres Brustkrebsrisiko?

Gesundheitsrisiko IVF: Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Spätfolge?

IVF als Ursache für Brustkrebs?

Nun gibt es eine neue Übersichtsarbeit1, in der es um die Frage geht, ob es eine Verbindung zwischen der  Kiwu Hormonbehandlung und dem Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken gibt. Die Autoren haben dazu eine bereits bestehende Auswertung aus dem Jahr 2013 um die seitdem neu erschienenen Arbeiten bis November 2018 ergänzt.

Die Wissenschaftler werteten insgesamt 37 Studien aus, die die Daten von insgesamt 4,684,724 Frauen enthielten.

Das Ergebnis der Studie

Es ließ sich kein signifikant erhöhtes Eierstockkrebsrisiko nach einer ovariellen Stimulation im Rahmen einer künstlichen Befruchtung nachweisen.

Das Risiko für Eierstockkrebs von Kinderwunschfrauen, die stimuliert wurden, ist allerdings leicht erhöht im Vergleich zu Frauen mit Kinderwunsch, die nicht behandelt wurden. Weiterhin ist das Risiko bei Frauen mit Kinderwunsch, die sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen, aber kein Kind geboren haben, etwas höher als bei Frauen, die ein Kind geboren haben.

Fazit der Wissenschaftler

Insgesamt ist das absolute Risiko für eine Krebserkrankung der Eierstöcke sehr gering. Die von den Autoren nachgewiesene leichte Erhöhung des Risikos nach Hormongaben ist statistisch nicht ausreichend und damit für einen definitiven Nachweis eines Zusammenhangs nicht ausreichend. Die gilt auch für die sogenannten Borderline-Tumore an den Eierstöcken, auch hier wurde eine leichte, aber keine signifikante Risikoerhöhung festgestellt.

Herzliche Grüße

Silke

Das könnte Dich auch interessieren: 

Quellen

  • Rizzuto, I., Behrens, R. F., & Smith, L. A. (2019). Risk of ovarian cancer in women treated with ovarian stimulating drugs for infertility. Cochrane Database of Systematic Reviews, Cochrane Libary: https://doi.org/10.1002/14651858.CD008215.pub3.
  • Frida E. Lundberg et. al.: Ovarian stimulation and risk of breast cancer in Swedish women, Fertil Steril. 2017 Jul;108(1):137-144. doi: 10.1016/j.fertnstert.2017.05.010. Epub 2017 Jun 7.
  • Van den Belt-Dusebout AW et. al.: Ovarian Stimulation for In Vitro Fertilization and Long-term Risk of Breast Cancer. JAMA. 2016 Jul 19;316(3):300-12. doi: 10.1001/jama.2016.9389.

Foto: Bigstockphoto.com © SoNelly1

Hormonelle Stimulation: Krebs als eine der Nebenwirkungen?Silke2021-04-01T20:21:02+02:00

Clomifen: Wirkung, Behandlung, Erfahrungen

Clomifen ist ein Medikament, welches die Eizellreifung an den Eierstöcken positiv beeinflussen kann. Es wird z.B. von Frauenärzten zur Behandlung von Frauen eingesetzt, die aufgrund eines fehlenden Eisprungs unfruchtbar sind. Es stellt sich die Frage, wie viele Zyklen lang man Clomifen einnehmen sollte und ab wann eine alternative Behandlung sinnvoll ist.

So funktioniert Clomifen

Die Wirkweise von Clomifen (auch als Clomid bezeichnet) ist bis heute nicht komplett geklärt. Allerdings besteht die starke Vermutung, dass das Medikament wie ein selektiver Östrogenrezeptormodulator wirkt. Das bedeutet, dass das Medikament deiner Hirnanhangsdrüse vorgaukelt, dass es zu wenig Östrogen in deinem Körper gibt und diese daraufhin verstärkt das follikelstimulierende Hormon FSH ausschüttet. Das FSH wiederum stimuliert deine Eierstöcke, die daraufhin verstärkt Follikel wachsen lassen. Diese kleinen Eibläschen umgeben wie eine Hülle die heranreifenden Eizellen in deinem Eierstock. Der auf diese Weise erreichte erhöhte Östrogenspiegel führt also zum Eisprung.

Clomifen: Was tun, wenn die Behandlung nicht klappt?

Soweit die Theorie. Es stellt sich die Frage, was zu tun ist, wenn die Clomifen Behandlung bei vorliegender anovulatorischer Subfertilität nicht zu einer Schwangerschaft führt. Wie viele Zyklen lang sollte man die Clomifen Stimulation fortsetzen und ab wann beispielsweise mit einer FSH Stimulation oder einer IVF weitermachen? Und ist es zielführender die Clomifen Stimulation mit einer Insemination zu verbinden?

Nützliche Artikel: 

Clomifen: Wie viele Zyklen sind sinnvoll?

Zu dieser Fragestellung wurde eine neue Studie aus Holland veröffentlicht. Alle teilnehmenden Frauen hatten bereits 6 ovulatorische, aber negative Clomifen Zyklen durchlaufen, d.h. es war zu keiner Schwangerschaft gekommen. Die prospektive randomisierte Studie wertete die Daten von 4 Behandlungsgruppen aus, in die die Frauen zufällig eingeteilt wurden. In den Behandlungsgruppen wurde entweder mit Clomifen oder FSH  und dabei entweder mit oder ohne Insemination (IUI) behandelt.

Ergebnisse der Clomifen Studie

Schaut man sich die Zahl der Lebendgeburten an, so liefert die Studie folgende Ergebnisse. Es gab eine Lebendgeburtenrate von

  • 54,3% bei einer Stimulation mit FSH in Kombination mit einer IUI
  • 47,9% bei einer Stimulation mit FSH (ohne IUI)
  • 44,2% bei einer Stimulation mit Clomifen in Kombination mit einer IUI
  • 38,6% bei einer Stimulation mit Clomifen (ohne IUI)

Damit kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass eine Stimulation mit FSH tatsächlich einen signifikanten Vorteil gegenüber einer Clomifen-Behandlung bringt, wohingegen die zusätzliche Durchführung einer Insemination sowohl bei einer Clomifen- als auch einer FSH Stimulation einen deutlich geringeren Vorteil ergibt.

Nach 6 ovulatorischen, aber negativ verlaufenden Clomifen-Zyklen würde auf der Basis dieser Studienergebnisse ein Wechsel zu einer FSH-Stimulation ohne Insemination Sinn machen, da diese Behandlung bei fast 50% der Frauen zu einer Lebendgeburt führte. Eine zusätzlich zur FSH-Stimulation durchgeführte Insemination würde diesen Vorteil weiter ausbauen, auf der anderen Seite aber auch deutlich höhere Kosten generieren.

Insgesamt macht die Studie deutlich, dass nach 6 negativ verlaufenden Clomifen-Zyklen nicht zwangsläufig direkt zu einer IVF Therapie gewechselt werden muss. Vielmehr scheint es vor allem für jüngere Frauen sinnvoll zu sein weitere 6 Monate mit Clomifen oder aber FSH zu stimulieren und dies entweder mit oder ohne Insemination zu tun. Die Lebendgeburtenraten der Clomifen- und FSH-Stimulation sind überraschend hoch und sie ersparen jedem Paar die belastende und kostenintensive Diagnostik und Therapie im Rahmen einer IVF.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zu Clomifen

  • E.M. Bordewijk et al.: Gonadotrophins versus clomiphene citrate with or without IUI in women with normogonadotropic anovulation and clomiphene failure: a cost-effectiveness analysis. Human Reproduction, Volume 34, Issue 2, February 2019, Pages 276–284.
  • N A Danhof et al: Follicle stimulating hormone versus clomiphene citrate in intrauterine insemination for unexplained subfertility: a randomized controlled trial. Human Reproduction, Volume 33, Issue 10, October 2018, Pages 1866–187.
  • S. Wordsworth et al: Clomifene citrate and intrauterine insemination as first-line treatments for unexplained infertility: are they cost-effective? Human Reproduction, Volume 26, Issue 2, February 2011, Pages 369–375.
  • T. Dankert et al: A randomized clinical trial of clomiphene citrate versus low dose recombinant FSH for ovarian hyperstimulation in intrauterine insemination cycles for unexplained and male subfertility. Human Reproduction, Volume 22, Issue 3, March 2007, Pages 792–797.

Foto: Bistockphoto.com / © Kzenon

Clomifen: Wirkung, Behandlung, ErfahrungenSilke2021-04-07T20:27:27+02:00

Künstliche Befruchtung: Alles zu Ablauf, Erfolgsquote, Preis

Viele Kinderwunsch Paare sind auf eine künstliche Befruchtung angewiesen. Was bedeutet ein  ja zu einer künstlichen Befruchtung? Welche Methoden gibt es, wie sieht deren Ablauf und wie die Kostenseite aus? In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige am Beispiel der Methoden IUI, IVF und ICSI.

Methoden im Überblick

Bei einer künstlichen Befruchtung hilft ein Kinderwunschzentrum dabei, Ei- und Samenzelle innerhalb oder außerhalb des weiblichen Körpers zusammenzubringen. Der Begriff „künstlich“ bezieht sich dabei auf die medizinische Hilfestellung und die Tatsache, dass die Zeugung vom  natürlichen Geschlechtsakt losgelöst ist. Alternativ kannst du auch den Begriff der assistierten Reproduktion verwenden.

Welche Krankenkasse übernimmt die künstliche Befruchtung zu 100%?

Künstliche Befruchtung Kosten: Welche Kassse zahlt 75%?

Künstliche Befruchtung: IUI

Bei der Intrauterinen Insemination (kurz IUI oder Samenübertragung) wir das aufbereitete Sperma des Mannes mit Hilfe eines flexiblen Katheters in die Gebärmutter der Frau gespritzt. Oftmals erfolgt im Vorfeld eine Hormonbehandlung, um ein Heranreifen von mehreren Eizellen zu gewährleisten. In der Medizin spricht man von einer homologen Insemination, wenn hierzu das Sperma des eigenen Partners verwendet werden kann. Benötigt ein Paar das Sperma von einem Samenspender, spricht man von einer heterologen (donogenen) Insemination. Die IUI ist die in der Reproduktionsmedizin am häufigsten eingesetzte Methode der künstlichen Befruchtung.

Voraussetzungen für eine IUI

Die Insemination (IUI) wird gerne dann eingesetzt, wenn beim Mann ein eingeschränktes Spermiogramm festgestellt wurde. Für die Bewertung gibt es Kriterien, ab welcher Qualität des Spermas eine IUI und ab welcher Qualität eine IVF oder ICSI durchgeführt werden sollte. Je schlechter das Spermiogramm, desto mehr Hilfe brauchen die Spermien, um in die Nähe oder in  die Eizelle zu gelangen.

Die Samenübertragung wird auch dann angewandt, wenn Paare mit idiopathischer Sterilität Hilfe in einer Kinderwunschklinik suchen. Idiopathische Sterilität bedeutet, dass bei dem Paar kein medizinischer Grund für den unerfüllten Kinderwunsch gefunden werden konnte. Die IUI stellt dann einen der ersten Versuche dar, um diese unerklärte Unfruchtbarkeit zu behandeln.

Schließlich kommt die Insemination bei Single Frauen oder auch lesbischen Paaren zum Einsatz, die sich für die Verwendung von Kryosperma aus einer Samenbank entschieden haben. Zwar gibt es auch die Möglichkeit der privaten Samenspende, viele Frauen und Paare bevorzugen aber eine Insemination unter ärztlicher Kontrolle.

IVF

IVF steht für In vitro Fertilisation und ist eine weitere Methode der künstlichen Befruchtung. Dabei bedeutet IVF wörtlich übersetzt Befruchtung im Glas. Die Befruchtung der Eizelle findet nicht im Körper der Frau statt, vielmehr geschieht sie in einer Petrischale im Labor eines Kinderwunschzentrums. Bei einer IVF findet die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle wie bei einer  natürlichen Befruchtung ohne Hilfe von außen statt. Nur der Ort, an dem die Befruchtung stattfindet,  ist nicht der Eileiter der Frau.

Voraussetzungen für eine IVF

Ursprünglich wurde die IVF zur Behandlung von Frauen entwickelt, für die aufgrund einer tubaren Sterilität (gestörte Funktion der Eileiter) eine Befruchtung auf natürlichem Wege nicht möglich war. Denn für eine erfolgreiche Befruchtung ist es notwendig, dass Ei- und Samenzelle zusammentreffen können. Hierbei muss nicht unbedingt ein kompletter Verschluss beider Eileiter vorliegen, vielmehr reicht auch eine Endometriose oder Verwachsungen im Beckenbereich aus, um die Funktion der Eileiter massiv zu beeinträchtigen.

Häufig gibt es auch nur den Verdacht auf eine Störung dieser Eileiterfunktion, wenn andere Behandlungsansätze wie beispielsweise mehrere Zyklen mit intrauteriner Insemination zu keiner Schwangerschaft geführt haben. Weitere Indikationen für eine IVF können eine eingeschränkte Fruchtbarkeit des Mannes,  eine idiopathische Sterilität, Verlust der Eileiter, Entzündungen, eine Sterilisation, Endometriose und PCOS sein.

ICSI

Die Abkürzung ICSI steht für Intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Die Befruchtung erfolgt nach vorhergehender Hormonbehandlung und Punktion der Eizellen durch ein Einspritzen des Spermiums in die Eizelle. Dieser Vorgang wird von einem Biologen im Labor assistiert. Die ICSI gehört ebenfalls zu einer der am häufigsten eingesetzten Methoden in der Reproduktionsmedizin. Nach der Befruchtung der Eizelle und den ersten Zellteilungen wird der Embryo zurück in die Gebärmutter der Frau transferiert.

Voraussetzungen für eine ICSI

Gerade Paaren mit einer sehr stark eingeschränkten Spermienqualität bietet die ICSI eine Chance, um schwanger zu werden. Aber auch eine schlechte Befruchtungsrate während eines vorangegangenen IVF Zyklus kann als Grund für die Durchführung einer ICSI angeführt werden.

Künstliche Befruchtung & die Chancen

Alle Methoden der Reproduktionsmedizin haben eines gemeinsam: Sie sind aufwendig, teuer und mit vielen körperlichen und seelischen Strapazen verbunden. Deshalb stellt sich sofort die Frage nach den Erfolgsraten der IVF, ICSI und IUI. Hierzu kann ich dir meinen Artikel Schwangerschaftswahrscheinlichkeit und Geburt bei IVF empfehlen.

Generell gilt, dass die Erfolgsaussichten in hohem Maße vom Alter der Frau, der bestehenden Fruchtbarkeitsstörung und der Anzahl der transferierten Embryonen abhängig sind. Du kannst genaue Zahlen zum Thema künstliche Befruchtung dem Deutschen IVF-Register entnehmen. Seit 1992 werden die von vielen deutschen Kinderwunschkliniken gelieferten Daten in einem Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers dargestellt.

Künstliche Befruchtung: Kosten

Beim Thema Kosten einer IVF Behandlung muss man zwischen gesetzlich versicherten und privat versicherten Paaren unterscheiden.

Behandlungskosten gesetzlich versicherte Paare

Für Patienten, die Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse sind, gilt derzeit, dass 50% der Kosten der Behandlung, der Medikamente und Hormonpräparate von der Krankenlasse übernommen werden. Die anderen 50 % müssen von den betroffenen Paaren selbst gezahlt werden.

Folgende Voraussetzungen sind für eine Kostenübernahme notwendig:

  • Das Paar ist miteinander verheiratet
  • Die Frau ist zwischen 25 und 40 Jahre alt
  • Der Mann ist zwischen 25 und 50 Jahre alt
  • Weder Frau noch Mann haben eine Sterilisation durchführen lassen
  • Es wird kein Spendersamen verwendet

Des Weiteren ist die Zahl der Behandlungszyklen begrenzt, für welche die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten zur Hälfte übernehmen.

So übernimmt sie anteilig die Kosten für maximal:

  • 8 Inseminationszyklen ohne hormonelle Stimulation / Spontanzyklus oder
  • 3 Inseminationszyklen mit hormoneller Stimulation oder
  • 3 IVF-/ICSI-Behandlungszyklen

Du kannst die Richtlinien über ärtzliche Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung hier nachlesen. Vor Beginn der Behandlung muss ein schriftlicher Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden.

Behandlungskosten privat versicherte Paare

Privat versicherte Patienten bekommen in der Regel sämtliche Kosten erstattet, wenn der Partner, auf dessen Erkrankung die Infertilität zurückzuführen ist, privat versichert ist. Die private Krankenkasse übernimmt in der Regel dann alle Kosten für eine Kinderwunschbehandlung bei Ihrem Versicherten, wenn zusätzlich

  • beide Partner miteinander verheiratet sind.
  • bei keinem der Ehepartner eine Sterilisation durchgeführt wurde.
  • bei der Frau bei einem Alter von 40 Jahren und älter  die Chance auf eine Schwangerschaft größer als 15 % beträgt.

Das Einfrieren von Eizellen sowie der Transfer von kryokonservierten Embryonen müssen grundsätzlich selbst bezahlt werden.

 Ablauf einer künstlichen Befruchtung

Bei einer IUI, IVF oder einer ICSI erfolgt sehr häufig eine Hormonbehandlung, die die Eierstöcke dazu anregt, mehrere Eibläschen gleichzeitig reifen zu lassen. Für die Stimulation werden Eiweißhormone verwendet, die normalerweise in der Hirnanhangsdrüse gebildet werden und die die Funktion der Eierstöcke regulieren.

Neben der Stimulation der Eierstöcke ist es im Behandlungsverlauf notwendig, dass ein vorzeitiger Eisprung verhindert wird. Hierzu werden Medikamente (sogenannte GnRH-Analoga) eingesetzt. Je nach Behandlungsprotokoll werden diese Präparate zu Verhinderung des vorzeitigen Eisprungs entweder vor Beginn der Stimulation (sogenannte Down Regulation im langen Protokoll) oder nach einigen Tagen der Stimulation  (im kurzen Protokoll) angewendet. Welches Behandlungsprotokoll bei dir eingesetzt wird legt dein behandelnder Doc nach einer umfassenden Anamnese und sehr genauen Untersuchung fest.

Die Stimulation der Eierstöcke dauert meistens zwischen 8 und 13 Tagen. Nach dieser Zeit erfolgt eine Injektion des Hormons hCG, welches zu einer abschließenden Ausreifung der Eizellen führt. 35 bis 37 Stunden nach dieser Injektion werden die Eizellen im Rahmen einer Punktion von der Scheide aus entnommen. Diese Punktion erfolgt nur bei einer IVF und einer ICSI, bei einer IUI erfolgt der Eisprung und die Befruchtung im Körper der Frau.

Da die Punktion schmerzhaft sein kann, wird sie oft unter Narkose durchgeführt. Trotz dieser Narkose  ist eine Eizellpunktion ein ambulanter Eingriff und die Patientin kann das Kinderwunschzentrum wenige Stunden nach der Durchführung wieder verlassen.

Die Befruchtung im Labor

Die Befruchtung der Eizellen erfolgt einige Stunden nach der Eizellentnahme. Bei nicht zu schlechter Spermienqualität werden hierzu Ei- und Samenzellen im Labor zusammengebracht. Wie bei einer natürlichen Empfängnis erfolgt die Befruchtung dadurch, dass sich einzelne Samenzellen an die Eizelle binden, eine Samenzelle in das Ovum eindringt und sie befruchtet.

Eizelle eingespritzt“ src=“https://www.kindeshalb.de/wp-content/uploads/2016/05/IVF-kindeshalb.de_.jpg“ alt=“ICSI das Spermium wird in die Eizelle eingespritzt“ width=“596″ height=“492″ /> ICSI das Spermium wird in die Eizelle eingespritzt

Ist die Samenqualität nicht gut oder klappt die künstliche Befruchtung auf diesem Wege nicht, muss eine ICSI durchgeführt werden. Dabei werden unter dem Mikroskop einzelne Samenzellen ausgesucht und mit einer sehr feinen Injektionsnadel in die Eizellen eingespritzt. Am Tag nach der künstlichen Befruchtung wird das Ergebnis zum ersten Mal kontrolliert. Dabei wird untersucht, bei wie vielen Eizellen sich zwei Vorkerne gebildet haben. Je nach Absprache mit dem Paar werden dann eine, zwei oder drei Eizellen im Brutschrank weiterkultiviert. Diese Eizellen im Vorkernstadium entwickeln sich dort zu Embryonen weiter. Die übrigen Eizellen im Vorkernstadium können auf Wunsch des Paares in flüssigem Stickstoff eingefroren werden. Diese Kryokonservierung ermöglicht dem Paar diese Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt auftauen und weiterkultivieren zu lassen. Verzichtet ein Paar auf eine Kryokonservierung müssen nach dem Gesetz alle übrigen Eizellen verworfen werden.

Transfer: Die Übertragung der Embryonen

3 bis 5 Tage nach der Befruchtung der Eizellen werden die Embryonen in die Gebärmutter zurückgesetzt. Auch hierbei handelt es sich um einen ambulanten Eingriff, für den keine Narkose notwendig ist. Der Transfer der Embryonen in die Gebärmutter ist nicht oder nur mit sehr geringen Schmerzen verbunden. Dabei überträgt der Arzt die Embryonen mithilfe eines sehr dünnen und biegsamen Schlauchs durch die Scheide in die Gebärmutter.

In der Zeit nach der Eizellentnahme verordnet der Arzt Gelbkörperhormone, die in die Scheide eingeführt werden. Manchmal erfolgt auch noch eine Injektion, um die Gelbkörperfunktion noch mehr zu unterstützen. 10 bis 12 Tage nach dem Transfer der Embryonen in die Gebärmutter kann durch eine  Blutuntersuchung überprüft werden, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist. Viele Frauen halten diese lange Ungewissheit nicht aus und testen vorher zu Hause mit einem Schwangerschaftsfrühtest.

Künstliche Befruchtung: Erfahrungen

Das Feld der Erfahrungen von Paaren mit der Reproduktionsmedizin ist weit und ganz individuell verschieden. Es hängt eng mit einer Reihe von Voraussetzungen wie beispielsweise den vorliegenden Fertilitätseinschränkungen, dem Umgang des Paares mit Frustration und Stress, der Beziehung zum behandelnden Arzt und nicht zuletzt vom Erfolg der Behandlung ab. Ich persönlich habe mit Hilfe der ICSI Methode unsere Kinder bekommen. Auch wenn ich im Rückblick die Behandlung als sehr anstrengend und nervenaufreibend empfunden habe, überwiegt die Dankbarkeit und das Gefühl, dass unsere Entscheidung pro Reproduktionsmedizin richtig war.

Einen weiteren Erfahrungsbericht von Kirsten und ihrer IVF kannst du hier nachlesen:

ICSI Erfahrungen: Kirstens Kiwu Tagebuch Teil 1

Wenn du weitere Erfahrungsberichte suchst, wirst du sicherlich im Internet in den verschiedenen Foren und Gruppen fündig. Es bleibt, dass dein Weg ähnlich aussehen kann, aber nicht muss. Und es liegt an dir, dich für oder gegen eine Behandlung zu entscheiden.

Bei Fragen oder Anmerkungen melde dich gerne.

Herzliche Grüße

Silke

Das könnte dich auch interessieren:

Literatur:

Assisted Reproductive Technologies: A Guide for Patients. American Society of Reproductive Medicine. Accessed online July 24, 2011.

Risks of In Vitro Fertilization (IVF) Patient Fact Sheet. American Society of Reproductive Medicine. Accessed online July 24, 2011.

Künstliche Befruchtung: Alles zu Ablauf, Erfolgsquote, PreisSilke2024-02-18T20:11:57+02:00
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