Idiopathische Sterilität: Welche Behandlung ist sinnvoll?

Das Thema idiopathische Sterilität hatte ich vor kurzem im Rahmen der Frage vorgestellt, ob eine künstliche Befruchtung tatsächlich immer die besseren Chancen auf eine Schwangerschaft mit sich bringt. Eine idiopathische Sterilität ist eine ungewollte Kinderlosigkeit ohne Diagnose, d.h. im Rahmen der medizinischen Untersuchung konnte keine Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft gefunden werden.

Das Ergebnis: Die Antwort auf die Frage, ob eine IVF Therapie immer die beste Option ist, hängt sehr stark vom Alter der Frau und der Dauer des Kinderwunsch ab, bitte schau Dir dazu meinen Artikel an:

Idiopathische Sterilität: Bringt eine IVF die besseren Chancen?

Solltest Du Dich für eine Behandlung entschieden haben, stellt sich immer noch die Frage, wie genau man die idiopathische Sterilität am besten behandeln kann.

Idiopathische Sterilität & Behandlung

Die Canadian Fertility and Andrology Society (eine kanadische Fachgesellschaft für das Thema Fruchtbarkeit) hat eine Empfehlung zur Behandlung von Paaren mit idiopathischer Sterilität veröffentlicht. Da ich sie für wertvoll zur Orientierung halte, will ich Dir gerne die wichtigsten Punkte daraus vorstellen.

Die Studie selbst findest Du verlinkt am Ende dieses Artikels in der Literaturliste. Sie enthält auch viele weitere nützliche Informationen z.B. zur Schwangerschaftsrate im natürlichen Zyklus je nach Lebensalter.

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Welche Behandlung macht bei idiopathischer Sterilität Sinn?

Die kanadische CFAS schlägt für Paare mit idiopathischer Sterilität folgende Punkte zur Behandlung vor:

  • Paaren mit einer guten Fertilitätsprognose kann ein abwartendes Verhalten ohne Kinderwunschbehandlung empfohlen werden. Mit guter Fertilitätsprognose sind Paare gemeint, bei denen die Frau „jünger“ ist, womit ein Alter unter 35 Jahren gemeint ist und deren Kinderwunsch noch nicht lange andauert.
  • Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) zur Klärung der Frage, ob vielleicht ein Eileiterverschluss (Tubenfaktor) vorliegt, ist nur dann sinnvoll, wenn es tatsächlich klinische Hinweise darauf im Rahmen der Anamnese gibt.
  • Eine Stimulation mit Clomifen oder Letrozol bietet keinen Vorteil gegenüber abwartendem Verhalten und sollte deshalb Paaren mit idiopathischer Sterilität nicht angeboten werden.
  • Eine Insemination (IUI) im natürlichen Zyklus ohne Stimulation bietet keinen Vorteil im Vergleich zu abwartendem Verhalten, d.h. es weiter mit möglichst genauem Zyklustracking und Geschlechtsverkehr zu versuchen.
  • Eine Insemination mit vorangehender Clomifen oder Letrozol Stimulation bietet bessere Chancen als abzuwarten.
  • Eine Gonadotropinstimulation im Rahmen einer IUI geht mit einem höheren Mehrlingsrisiko einher.
  • Eine IVF Therapie bietet eine bessere Lebendgeburtenrate als alle anderen Behandlungsmöglichkeiten für Paare mit idiopathischer Sterilität. Allerdings spielt hier wieder das Alter der Frau (bessere Chancen bei einem Alter unter 35 Jahren) und die Dauer des Kinderwunsches eine Rolle. Zudem spricht die hohe finanzielle, emotionale und auch körperliche Belastung dafür erstmal abzuwarten und erst dann einer IVF zuzustimmen.
  • Eine IVF Therapie sollten dann den betroffenen Paaren angeboten werden, wenn 3 durchgeführte Inseminationszyklen nicht zu einem Erfolg geführt haben.
  • Eine ICSI Therapie bietet Paaren mit idiopathischer Sterilität keinen Vorteil gegenüber einer IVF Therapie.

Fazit: Behandlung bei idiopathischer Sterilität

Puh, das war nun wirklich geballte Information. Doch was folgt daraus?

Mein erstes Fazit: Eine Kinderwunschbehandlung stellt nicht immer die beste Option für ungewollt kinderlose Paare ohne konkrete Diagnose dar.

Vielmehr macht es Sinn erstmal abzuwarten und es weiter im natürlichen Zyklus zu versuchen. Wie immer will ich Dich hier darauf hinweisen, wie wichtig ein möglichst genaues Zyklustracking ist. Je genauer Du Deine fruchtbaren Tage bestimmen kannst, umso besser kannst Du sie „aktiv“ nutzen. Neben dem meiner Meinung nach sehr aufwendigen klassischen NFP gibt es hierzu mittlerweile super gute Fruchtbarkeitstracker. wie das Ava Armband, der cylotest myWay oder ganz neu auch breathe ilo. Weiterhin gibt es sehr gute Basalthermometer mit App, die deutlich günstiger sind und Dich zuverlässig begleiten. Mach Dich hier schlau, die Anschaffung lohnt sich und ist allemal billiger als eine Kinderwunschbehandlung.

Weiterhin ist es offenbar auch nicht immer sinnvoll rountinemäßig möglichst viel zu untersuchen. Die CFAS weißt darauf hin, nur Untersuchungen durchzuführen für die es einen ersten Anfangsverdacht gibt und so die Belastung durch evtl. unnötige Untersuchungen zu minimieren. Gibt es z.B. keinen Hinweis auf einen Eileiterverschluss, sollte die Durchführung einer Laparoskopie hinterfragt werden.

Fraglich ist auch die Abfolge zunächst 3 Inseminationen durchzuführen und erst dann eine IVF Therapie zu machen. Nach einem längeren Abwarten bringt eine IVF Therapie die besten Erfolgschancen, es macht also Sinn direkt über eine IVF nachzudenken, wenn dies finanziell möglich und das Paar über die Belastung durch eine solche Therapie aufgeklärt wurde.

Du hast Fragen? Dann melde Dich gerne.

Beste Grüße

Silke

Literatur zum Thema Idiopathische Sterilität & Behandlung

  • William Bucket, Sony Sierra: The management of unexplained infertility: an evidence-based guideline from the Canadian Fertility and Andrology Society. Reproductive Medicine Online im Druck, DOI: https://doi.org/10.1016/j.rbmo.2019.05.023.
  • R. van Eekelen et al.: IVF for unexplained subfertility; whom should we treat? Human Reproduction, im Druck.
  • R. van Eekelen et al.: Natural conception rates in couples with unexplained or mild male subfertility scheduled for fertility treatment: A secondary analysis of a randomized controlled trial. Human Reproduction, Hum Reprod, 2018 May 1;33(5):919-923. doi: 10.1093/humrep/dey051.
  • R. van Eekelen et al:  Natural conception: repeated predictions over time. Human Reproduction, Volume 32, Issue 2, 1 February 2017, Pages 346–353.
  • Gunn DD, Bates GW: Evidence-based approach to unexplained infertility: a systematic review. Fertil Steril. 2016 Jun;105(6):1566-1574.e1. doi: 10.1016/j.fertnstert.2016.02.001.
  • Veltman-Verhulst SM et. al.: Intra-uterine insemination for unexplained subfertility. Cochrane Database Syst Rev. 2016 Feb 19;2:CD001838. doi: 10.1002/14651858.CD001838.pub5.
  • Esteves, S.C., Schattman, G., and Agarwal, A. Definitions and relevance of unexplained infertility in reproductive medicine. in: G.L. Schattman, S.C. Esteves, A. Agarwal (Eds.) Unexplained Infertility: pathophysiology, evaluation and treatmentSpringerNew York20153–5.
  • Farquhar, C.M., Liu, E., Armstrong, S., Arrol, N., Lensen, S., and Brown, J. Intrauterine insemination with ovarian stimulation versus expectant management for unexplained infertility (TUI): a pragmatic, open-label, randomised, controlled, two-centre trial. Lancet2018391441–450.
  • Nandi, A., Bhide, P., Hooper, R., Gudi, A., Shah, A., Khan, K., and Homburg, R. Intrauterine insemination with gonadotropin stimulaiton or in vitro fertilization for the treatment of unexplained subfertility: a randomized controlled trial. Fertil. Steril. 20171071329–1335.
  • Veltman-Verhulst, S.M., Hughes, E., Ayeleke, R.O., and Cohlen, B.J. Intra-uterine insemination for unexplained subfertility. Cochrane Database Syst Rev2016; : CD001838.

Weiterlesen:

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Idiopathische Sterilität: Welche Behandlung ist sinnvoll?Silke2024-02-16T14:53:08+02:00

Idiopathische Sterilität: Bringt eine IVF die besseren Chancen?

Verbessert eine IVF bei Paaren mit einer idiopathischer Sterilität tatsächlich die Chancen schwanger zu werden? Die Idiopathische Sterilität ist eine ungeklärte Kinderlosigkeit, das bedeutet, dass im Rahmen der medizinischen Diagnostik keine Ursachen für das Ausbleiben einer Schwangerschaft gefunden werden können. Doch ohne Diagnose keine Behandlung. Oder ist es sinnvoll in dieser Situation trotzdem eine künstliche Befruchtung zu machen?

Idiopathische Sterilität: IVF oder Abwarten?

„Es ist bei uns körperlich alles ok“, schreiben mir oft Paare und trotzdem klappt es nicht mit der Schwangerschaft. Was können wir tun?

Ich hatte bereits in meinem Artikel über das Thema idiopathische Sterilität & Hoffnung zwei Studien aus Holland vorgestellt, die nachweisen konnten, dass es für Paare mit idiopathischer Subfertilität Sinn machen kann, abzuwarten. Abwarten meint hier weiter im natürlichen Zyklus zu versuchen schwanger zu werden und dazu möglichst genau die fruchtbaren Tage zu bestimmen.

Nicht jedes betroffene Paar braucht sofort eine Kinderwunschbehandlung, da es gute Chancen gibt auch nach längerer Wartezeit spontan schwanger zu werden.

Eine aktuelle Studie aus Amsterdam liefert nun eine neue retrospektive Datenanalyse und damit wichtige Anhaltspunkte, wie man mit einer idiopathischen Kinderlosigkeit umgehen kann.

Nützlicher Artikel: 

Gebärmutterschleimhaut: 7 Tipps, um die Einnistung zu fördern!

Idiopathischer Sterilität: Welche Behandlung hilft wirklich?

Ich habe Dir die neue Studie in meiner Literaturliste zum Thema unter diesem Artikel verlinkt.  Ausgangspunkt der Studie war die Frage, welche Paare mit ungeklärter Kinderlosigkeit mithilfe einer IVF schneller schwanger werden als mit dem Ansatz abzuwarten und es weiter auf natürlichem Wege zu versuchen.

Die Studienergebnisse

Für Paare, bei denen die Frau unter 40 Jahre alt ist, bietet die IVF vor allem im ersten Jahr des Kinderwunsches bessere Chancen schwanger zu werden als abwartendes Verhalten.

Die Daten liefern Schwangerschaftsraten von 47,9% bei einer IVF und 26,1% bei abwartendem Verhalten.

Allerdings nimmt diese sehr gute IVF Schwangerschaftsrate im ersten Kinderwunsch Jahr mit zunehmendem Alter der Frau und dies vor allem ab einem Alter von über 34 Jahren stark ab.

Damit wird deutlich:

Wichtige Einflussfaktoren für den Erfolg einer IVF Therapie sind das Alter der Frau, die Dauer des Kinderwunsches und vorangehende Schwangerschaften.

Die IVF Therapie bringt zwar innerhalb der ersten 12 Monate die besseren Schwangerschaftsraten, allerdings liegt die Gesamt-Konzeptionschance bei abwartendem Verhalten in einem Zeitraum von 2 bis 3 Jahren mit 41% ähnlich hoch.

Es ist also sinnvoll auf eine natürliche Konzeption ohne IVF Behandlung zu hoffen und dafür eine längere Kinderwunschzeit von 2 bis 3 Jahren in Kauf zu nehmen.

Weitere wichtige Ergebnisse

Für Frauen mit idiopathischer Sterilität, die älter als 40 Jahre alt sind, bietet eine IVF keine relevant besseren Chancen auf eine Schwangerschaft als ein abwartendes Verhalten.

Vielmehr lag die Chance auf eine Schwangerschaft im Vergleich bei der IVF Behandlung um 10% niedriger.

Bedenkt man die enorme psychische und auch finanzielle Belastung, die durch eine IVF entsteht, ist es sinnvoll diese Paare sorgfältig aufzuklären und zu beraten.

Unabhängig vom weiblichen Alter war eine IVF Therapie bei Paaren mit einer kurzen sekundären Subfertilität (1 Jahr Wartezeit) weniger effektiv. Vielmehr haben diese Paare eine gute Chance auf eine natürliche Empfängnis im Rahmen von 30% und mehr.

Bietet die IVF bessere Chancen bei idiopathischer Sterilität?

Die Studie macht deutlich, dass man für eine Antwort genau hinschauen sollte. Die Erfolgschancen hängen stark vom Alter der Frau, der Dauer des Kinderwunsches und der Frage ab, ob es bereits im Vorfeld eine Schwangerschaft gab.

Zwar führt eine IVF gerade bei Frauen unter 40 Jahren am schnellsten zu einer Schwangerschaft, trotzdem entsteht berechtigte Kritik, wenn man einem gesunden Paar ohne rational nachvollziehbare Gründe eine intensive medizinische Therapie wie die IVF empfiehlt. Abwarten scheint tatsächlich oft die bessere Option zu sein, wobei diese Zeit dazu genutzt werden kann, sich aktiv mit dem eigenen Zyklus auseinanderzusetzen.

Je besser Du bestimmen kannst, wann Dein Eisprung ist, umso höher ist die Chance, dass Du mit Deinem Partner an den entscheidenden Tagen Sex hast. Auch für Frauen, die 40 Jahre und älter sind, macht es Sinn den eigenen Zyklus genau zu tracken und auf diese Weise optimal zu nuten.

Ich empfehle Dir das Ava Armband oder auch den neuen Zyklustracker Breathe Ilo genauer anzuschauen. Auch der cyclotest myWay ist ein super zuverlässiger Zykluscomputer. Zwar sind diese Fruchtbarkeitsrechner alle nicht billig, im Vergleich zu einer künstlichen Befruchtung aber mit absoluter Sicherheit die günstigere und angenehmere Variante, um schwanger zu werden.

Herzliche Grüße

Silke

Idiopathische Sterilität & IVF Chancen: Literatur

  • R. van Eekelen et al.: IVF for unexplained subfertility;whom should we treat? Human Reproduction, im Druck.
  • R. van Eekelen et al.: Natural conception rates in couples with unexplained or mild male subfertility scheduled for fertility treatment: A secondary analysis of a randomized controlled trial. Human Reproduction, Hum Reprod, 2018 May 1;33(5):919-923. doi: 10.1093/humrep/dey051.
  • R. van Eekelen et al:  Natural conception: repeated predictions over time. Human Reproduction, Volume 32, Issue 2, 1 February 2017, Pages 346–353.
  • Gunn DD, Bates GW: Evidence-based approach to unexplained infertility: a systematic review. Fertil Steril. 2016 Jun;105(6):1566-1574.e1. doi: 10.1016/j.fertnstert.2016.02.001.
  • Veltman-Verhulst SM et. al.: Intra-uterine insemination for unexplained subfertility. Cochrane Database Syst Rev. 2016 Feb 19;2:CD001838. doi: 10.1002/14651858.CD001838.pub5.
  • Kersten FA et al.: Tailored expectant management in couples with unexplained infertility does not influence their experiences with the quality of fertility care. Hum Reprod. 2016 Jan;31(1):108-16. doi: 10.1093/humrep/dev277. Epub 2015 Nov 16.
  • Kersten FA et al: Overtreatment in couples with unexplained infertility. Hum Reprod. 2015 Jan;30(1):71-80. doi: 10.1093/humrep/deu262. Epub 2014 Oct 21.
  • Pandian Z, Gibreel A, Bhattacharya S.: In vitro fertilisation for unexplained subfertility. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Nov 19;(11):CD003357. doi: 10.1002/14651858.CD003357.pub4.

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Idiopathische Sterilität: Bringt eine IVF die besseren Chancen?Silke2024-02-16T14:53:04+02:00

Idiopathische Sterilität: Warum es Hoffnung für Paare gibt!

Ungefähr 10% aller Paare mit Kinderwunsch leiden an idiopathischen Sterilität. Erfahre in diesem Artikel, was idiopathische Sterilität ist und warum es für diese Paare trotzdem Hoffnung gibt schwanger zu werden.

Was ist idiopathische Sterilität?

Eine idiopathische Sterilität ist eine ungeklärte Kinderlosigkeit.

Das bedeutet, dass trotz umfangreicher Diagnostik keine Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch gefunden werden können.

Körperlich und seelisch ist bei den betroffenen Paaren alles in Ordnung.

Der Begriff Idiopathie  (altgriechisch ἴδιος = eigen, πάθος = Leiden) wird in der Medizin immer dann benutzt, wenn die Erforschung der Ursache einer Krankheit bisher ohne Ergebnis geblieben ist.

Psychologisierungen & Vorurteile

Es gibt vielfältige organische Ursachen für eine Unfruchtbarkeit beim Mann oder bei der Frau.

Beispiele sind angeborene Fehlbildungen, organische Ursachen, Störungen des Hormonhaushaltes, Entzündungen, Infektionen oder Verklebungen bei der Frau.

Aber auch unterdurchschnittliche Spermiogramm Werte, ein Hodenhochstand oder Hodenkrebs beim Mann können eine Schwangerschaft verhindern.

Wird keine organische Ursache für die Fruchtbarkeitsstörung gefunden, führt dies leider oftmals immer noch zu der fälschlichen Gleichsetzung mit einer psychisch bedingten Fertilitätsstörung (psychogene Sterilität).

Gerade wir Frauen werden in psychischer Hinsicht gerne pathologisiert und angeblich vorliegende unbewusste Ängste und Blockaden für die Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht.

Eine Frau ist nicht psychisch krank oder in ihrer Persönlichkeit gestört nur weil sie nicht schwanger wird!

Anspielungen und Vermutungen in diese Richtung sind reine Vorurteile.

Kinderwunsch Paare sind psychisch nicht auffällig

So konnte eine klinische Studie der Universität Heidelberg nachweisen, dass sich Paare mit idiopathischer Sterilität in ihren psychologischen Merkmalen nicht von Paaren mit organischen Ursachen  für die Kinderlosigkeit unterscheiden.

 Kinderwunsch Paare sind in der Regel psychopathologisch unauffällig.

Ich persönlich halte die psychogene Unfruchtbarkeit für einen Mythos und ich will damit ganz klar Stellung beziehen.

Festgestellte Psychopathologien (psychische Störungen, Angsterkrankungen etc.) sind bei den betroffenen Paaren mit 15% bis 20%  genauso hoch wie bei der Allgemeinbevölkerung.

Lässt sich keine organische Ursache finden muss der Grund für die Unfruchtbarkeit also nicht zwangsläufig auf der psychischen Ebene  liegen!

Meine Bitte: Glaube bitte nicht, dass dein unerfüllter Kinderwunsch psychisch bedingt ist!

Idiopathische Sterilität: Es gibt Hoffnung!

Lässt sich weder bei der Frau noch beim Mann eine eindeutige Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch finden, wächst der Druck auf das Paar enorm.

Wo soll man nur ansetzen, wenn man nicht einmal weiß, warum es mit dem Schwanger werden nicht klappt?

Sollte man abwarten und „einfach“ weiterhin hoffen? Zwei Studien liefern Grund zur Hoffnung.

Spontankonzeption bei idiopathischer Subfertilität

Eine holländische Studie ging der Frage nach wie viele Paare mit idiopathischer Sterilität spontan schwanger werden. Dazu wurden 4.999 Paare mit idiopathischer Subfertilität untersucht.

Ergebnis: Die kumulative Schwangerschaftsrate lag nach einem Jahr bei 27% und nach 2,5 Jahren bei 41%.

Eine weitere aktuelle Studie, die am Centre for Reproductive Medicine in Amsterdam durchgeführt wurde, kommt zu einem noch etwas besseren Ergebnis.

Bei der prospektiven, randomisierten Studie wurden die Daten von 602 Paaren ausgewertet, die aufgrund ihres unerfüllten Kinderwunsches eine Insemination oder IVF geplant hatten.

Die teilnehmenden Frauen waren im Mittel 33, 6 Jahre alt.

Innerhalb von 12 Monaten trat bei 24% der Paare eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege ein.

Betrachtet man Frauen im Alter von 28 Jahren, so lag die Rate spontaner Schwangerschaften bei einer Kinderwunschdauer von 12, 24 und 36 Monaten bei 30%, 28% und 26%.

IVF bei ungeklärter Sterilität notwendig?

Paare mit idiopathischer Sterilität haben eine wirklich gute Chance spontan und ohne künstliche Befruchtung schwanger zu werden.

Die Daten der Studien machen deutlich, dass nicht jedes Paar eine Kinderwunschbehandlung benötigt.

Denn 24% bis 27% dieser Paare sind nach einem Jahr natürlich schwanger und nach 2, 5 Jahren sind es sogar 41%.

Bei einer guten Ausgangslage wie ein nicht zu hohes Lebensalter, einem nicht zu lang bestehenden Kinderwunsch oder sekundärer Infertilität gibt es guten Grund auf eine spontane Konzeption zu hoffen!

Herzliche Grüße

Silke

Literatur

  • R. van Eekelen et al.: Natural conception rates in couples with unexplained or mild male subfertility scheduled for fertility treatment: A secondary analysis of a randomized controlled trial. Human Reproduction, veröffentlicht 12 March 2018.
  • R. van Eekelen et al:  Natural conception: repeated predictions over time. Human Reproduction, veröffentlicht 23 January 2017.
  • Kleinschmidt, P. Thorn, T. Wischmann. Kinderwunsch und professionelle Beratung. Das Handbuch des Beratungsnetzwerkes Kinderwunsch Deutschland (BKiD), Stuttgart 2008.

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Foto: ©  Wavebreak Media Ltd / Bigstock.com

Idiopathische Sterilität: Warum es Hoffnung für Paare gibt!Silke2024-02-21T10:12:34+02:00
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