Erfolgreich schwanger nach Fehlgeburt nach 1. IVF oder ICSI?

Rückblickend war kein Erlebnis für mich so schockierend wie meine Fehlgeburt. Nach der 1. ICSI waren mein Mann und ich überglücklich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen zu halten. Doch bereits beim 1. Ultraschall zeigte sich, dass die Schwangerschaft nicht intakt war. Es folgten weitere Untersuchungen und eine belastende Zeit der Ungewissheit. In der 8. SSW dann die endgültige Diagnose: Kein Herzschlag. Es wurde mir empfohlen eine Ausschabung durchführen zu lassen.

Schwanger nach Fehlgeburt: Wie hoch ist das Risiko für eine 2. Fehlgeburt?

Neben der Aufgabe einen Umgang mit diesem unendlich großen seelischen Schmerz und all dem Erlebten zu finden, stellte sich mir bald die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, weitere künstliche Befruchtungen durchführen zu lassen. Ich war mir sehr unsicher, ob es für mich überhaupt wieder möglich sein würde schwanger zu werden.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit nach einer Fehlgeburt im Rahmen einer IVF oder ICSI wieder und diesesmal erfolgreich schwanger zu werden?

Erfolgreich schwanger nach Fehlgeburt nach IVF

Meine Gedanken und Sorgen aus dieser Zeit kamen mir sofort wieder in den Sinn als ich eine Studie der Universität von Aberdeen in Schottland gelesen habe.

In dieser Studie wurde mithilfe einer sehr großen Datenbank von insgesamt 112.549 Frauen der Frage nachgegangen, ob eine Fehlgeburt im 1. IVF- oder ICSI Zyklus Rückschlüsse auf den Verlauf folgender Schwangerschaften möglich macht.

Das Ergebnis überrascht und macht gleichzeitig Mut:

Tatsächlich war die Wahrscheinlichkeit einem Baby das Leben zu schenken  bei den Frauen, die im ersten 1. IVF oder ICSI Behandlungsversuch eine Fehlgeburt erlebt hatten um das 1,42fache höher als bei den Frauen, die im 1. Behandlungszyklus nicht schwanger geworden sind. Die kumulative Geburtenrate lag bei den Frauen, die im 1. IVF oder ICSI Zyklus einen Abort, eine Lebendgeburt oder keine Schwangerschaft erlebt hatten nach 2 weiteren Zyklen bei 49%, 40,9% und 30,1%.

Schwanger nach Felgeburt (IVF & ICSI)

Wenn du nach deiner ersten IVF oder ICSI eine Fehlgeburt hattest und du zweifelst, ob du durch eine weitere Behandlung erfolgreich schwanger werden kannst, dann will ich dir gerne Mut machen: Diese sehr umfassende Studie liefert allen Grund weiterzumachen, denn tatsächlich scheint die Geburtenrate nach einer Fehlgeburt sogar um das 1,42 fache höher zu liegen als bei den Frauen, die nach dem erstgen Versuch einen negativen Schwangerschaftstest bekommen haben. Zukünftige IVF oder ICSI Behandlungen müssen nicht zwangsläufig wieder in einer Fehlgeburt enden, vielmehr scheinen die Chancen sogar erhöht bald das eigene Baby in den Armen halten zu können.

Bei Fragen zur Studie melde dich gerne.

Lieber Grüße

Silke

Literatur

Natalie J. Cameron et al., Cumulative live birth rates following miscarriage in an initial complete cycle of IVF: A retrospective cohort study of 112,549 women. Human Reproduction, im Druck.

Foto: Bigstockphoto.com / VadimGuzhva

Weiterlesen

Erfolgreich schwanger nach Fehlgeburt nach 1. IVF oder ICSI?Silke2022-02-14T22:44:52+02:00

Mein Kind ist tot: Sternenkinder 2016

Seit vielen Tagen geht mir der Gedanke durch den Kopf, einen Blogartikel für die Sternenkinder 2016 zu schreiben. Heute ist der 18. Juli 2016 und die Nachrichten in diesen Tagen sind geprägt von dem Tod  vieler Menschen beim dem Terroranschlag in Nizza.

Auch viele Kinder sind unter den Verstorbenen.

Die Fassungslosigkeit ist groß und genauso grenzenlos ist die Hilflosigkeit gegenüber dem Geschehenen.

Parallel, fast unbemerkt und leise findet der Tod und das Sterben vieler weiterer Kinder statt.

Ich denke an all die Kinder, die in diesem Jahr 2016 in der Schwangerschaft, um die Geburt oder in der frühen Lebenszeit sterben mussten.

Und ich denke an die vielen Eltern, Angehörigen und Freunde, die den frühen Verlust eines Kindes in diesem Jahr irgendwie verkraften müssen.

Das Jahr 2016 ist erst zur Hälfte um.

Gerne möchte ich meine Aufmerksamkeit auch den Menschen schenken, die wissen, dass ihr Kind bald sterben wird.

Oder die es noch nicht wissen und die in den nächsten Monaten eine der schmerzhaftesten Erfahrungen in ihrem Leben machen werden.

So, wie die Angehörigen der toten Kinder in Nizza.

Sie haben jetzt ein Sternenkind.

Mein Kind ist tot: Sternenkinder 2016

Der Tod und das Sterben stellen eine Realität in unserem Leben dar.

Und wir alle ringen und kämpfen, um mit dieser Realität umzugehen.

Wir versuchen zu trauern und zu trösten.

Wir weinen, schreien oder sind ganz leise und fassungslos.

Wir zünden Kerzen an, legen Blumen am Grab nieder.

Wir schreiben Trauerkarten und fragen uns, wie wir den trauernden Angehörigen Hilfe anbieten können.

Es gibt viele Hilfsangebote für Betroffene, die helfen wollen, damit Trauernde nicht an diesen Erfahrungen zerbrechen.

Hilfsangebote für Trauernde wollen konkrete Hilfen zum Umgang mit Gefühlen, Fragen und Gedanken sein.

Sie wollen den Grundstein legen, um irgendwann wieder zu Hoffnung und zu neuem Lebenssinn zu finden.

So wichtig und wertvoll ich all diese Hilfen finde, so deutlich frage ich mich, was gerade zu Beginn trauernden Eltern helfen kann.

Denn zu Beginn der Trauer steht der Schock und die gefühlsmäßige Betäubung.

Das Geschehene ist nicht begreifbar, kaum fassbar und die Verzweiflung  grenzenlos.

Sternenkinder 2016: Wie der Trauer begegnen?                      

Mir fällt hier die alttestamentliche Geschichte von Hiob ein.

Du findest sie im Alten Testament, Hiob 2, 11-13.

Hiob hatte alles verloren.

Seine Kinder waren tot, sein Haus eingestürzt, sein ganzer Besitz verloren.

Geschwüre am ganzen Körper machten ihn krank.

11 „Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn

gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort: Elifas von Teman,

Bildad von Schuach und Zofar von Naama. Denn sie waren eins geworden

hinzugehen, um ihn zu beklagen und zu trösten.

12 Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und

erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid und sie

warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt

13 und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und

redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“

Aus diesem Abschnitt können wir unendlich viel über Trauerarbeit und Beileid erfahren.

Nachdem seine Freunde von seinem Schicksal erfahren hatten, machten Sie sich sofort auf den Weg zu ihm, um ihrem Entsetzen und ihrem Mitleid Ausdruck zu verleihen.

Sie gehen dem Schmerz und der Trauer nicht aus dem Weg.

Sie bringen ihre Fassungslosigkeit und ihr Mitleid zum Ausdruck.

Sie sagen nicht nur herzliches Beileid, schreiben nicht einfach eineKarte.

Sondern sie erheben ihre Stimmen, sprechen in anderer Tonlage, weinen,

lassen ihren Gefühlen freien Lauf, zerreißen die Kleider – zeigen alle Zeichen der Trauer, wie sie zu der damaligen Zeit üblich waren.

Und sie tun etwas wirklich Großes:

Sie schweigen!

Sieben Tage und sieben Nächte sitzen sie einfach bei Hiob.

Sie reden nichts mit ihm, sie halten seine Trauer aus.

Sie teilen seine Trauer und fühlen mit, wie groß der Schmerz ist.

Sternenkinder 2016: Die Trauer zusammen aushalten

Mich beeindruckt diese Geschichte.

Sie zeigt mir, wie ich mit der Hilflosigkeit der Eltern und Angehörigen, aber auch mit meiner eigenen Hilflosigkeit umgehen kann.

Sie liefert mir einen Handlungsleitfaden, um Betroffenen beizustehen.

Für sie da zu sein und das Geschehene auszuhalten.

Der Tod ist nicht zu begreifen.

Es bleibt nur, die schwere Zeit zu teilen, zusammenzustehen und die Hoffnung nicht aufzugeben, dass es irgendwann wieder neue Hoffnung geben wird.

Hast Du ein Sternenkind?

Oder kennst Du Menschen, die ein Sternenkind haben?

Was hilft Dir, wenn Du trauerst?

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

Ich habe auf Kindeshalb einen Ordner für das Thema Sternenkinder eingerichtet.

Hier will ich nach und nach nützliche Informationen und Gedanken zusammentragen.

Sternenkinder 2015: Wie Abschied nehmen?

Trauersprüche für Sternenkinder

Fehlgeburt: Was du niemals sagen solltest!

Mein Kind ist tot: Sternenkinder 2016Silke2024-02-21T09:40:10+02:00

Sternenkinder 2015: Wie Abschied nehmen?

Die Sternenkinder 2015 sollen im Mittelpunkt dieses Beitrages stehen.

Ich will mit meinem Artikel an sie und ihre Eltern und ihre Familie erinnern.

Denn was kann schmerzlicher sein als von seinem Kind Abschied nehmen zu müssen?

Eltern, die durch eine Fehlgeburt, Totgeburt, einen medizinisch indizierten Abbruch oder durch eine schwere Krankheit Abschied nehmen müssen, sind mit einer extremen Verlusterfahrung konfrontiert.

Anstatt ein gesundes Kind in den Armen halten zu können, haben Sie ein Sternenkind.

Ein Sternenkind ist ein Kind, das vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben ist.

Manche Eltern bezeichnen ihr Kind, obwohl es länger leben konnte, mit dem Begriff Sternenkind.

In diesem Artikel möchte ich ganz besonders an die Sternenkinder 2015 erinnern.

Vielleicht hast Du selbst ein Sternenkind 2015 oder Du kennst liebe Menschen, die ein Sternenkind in diesem Jahr zu Grabe tragen mussten.

Sternenkinder 2015: Das Unfassbare begreifen

Ganz unabhängig vom Zeitpunkt und den Umständen des Abschieds ist der Tod eines Kindes ein sehr tiefer Einschnitt in die eigeneLebensgeschichte.

Er zwingt die Eltern zur Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Sterben, Tod und Trauer und damit mit dem Unfassbaren, das sich kaum in  Worte fassen lässt.

Gleichzeitig geht das Leben und der Alltag rund um die Eltern weiter, ganz so als wäre nichts geschehen.

Oftmals fühlen sich die Eltern einsam, vor allem dann, wenn sie das Kind aufgrund des frühen Verlustes nicht richtig kennenlernen konnten.

Es fällt schwer die Geschehnisse und den Tod zu begreifen.

Das eigene Kind ist nicht mehr da.

Es durfte nicht leben und es fällt schwer dies zu akzeptieren.

Wie fühlt es sich an, ein Sternenkind zu bekommen?

Gerade im ersten Trimester einer Schwangerschaft kommt es häufig zu Fehlgeburten.

Nach Schätzungen enden 10 bis 15 Prozent aller Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt, 80 Prozent davon innerhalb der ersten zwölf Wochen.

Wie viele Sternenkinder 2015 mag es alleine geben?

Erste beunruhigende Anzeichen können Blutungen sein.

Manchmal spürt die Mutter keine Kindsbewegungen mehr oder die Herztöne des Kindes sind nicht mehr feststellbar.

Vielleicht werden Auffälligkeiten bei der Routineuntersuchung beim Frauenarzt festgestellt.

Je unkonkreter und ausweichender der Befund, desto unerträglicher die Unsicherheit, wie es weitergeht.

Dabei ist das Thema Fehlgeburt und das frühe Abschied nehmen müssen für die meisten Paare ganz weit weg, etwas, das nur im Fernsehen oder irgendwo in fernen Ländern passiert.

Dass Fehlgeburten leider zum Leben einer Frau und eines Paares dazugehören können, wissen viele nicht.

Der Schock sitzt tief und es gibt kaum eine Vorstellung, wie diese Nachricht verarbeitet werden kann.

Der Tod lässt sich nicht begreifen und keine gut gemeinten Worte können trösten.

Es gilt auszuharren, sich von Tag zu Tag zu hangeln und die Hoffnung nicht zu verlieren, dass es irgendwann wieder bessere Tage geben wird.

Wie Abschied nehmen?

Stehe nicht an meinem Grab und weine.
Ich bin nicht dort, ich schlafe nicht.
Ich bin wie tausend Winde, die wehen.
Ich bin das diamantene Glitzern des Schnees.
Ich bin das Sonnenlicht.
Ich bin der sanfte Herbstregen.
Ich bin der Morgentau.
Wenn du aufwachst in des Morgens Stille,
bin ich der flinke Flügelschlag friedlicher Vögel im kreisenden Flug.
Ich bin der milde Stern, der in der Nacht leuchtet.

Stehe nicht an meinem Grab und weine
Ich bin nicht dort, ich bin nicht tot.

Ich vergesse dich nicht.

(Mary Elizabeth Frye)

Die Bestätigung, dass das eigene Kind nicht mehr lebt oder bald sterben wird, verändert alles.

Nichts ist mehr wie vor dieser Nachricht.

Alle Vorstellungen und Pläne über das gemeinsame Leben stürzen in sich zusammen.

Die bereits aufgebaute Bindung zerreißt schmerzhaft.

Hinzu kommt, dass Sternenkinder kaum Spuren auf dieser Welt hinterlassen.

Sternenkinder 2015: Wie das Unfassbare begreifen?

Sternenkinder 2015: Wie das Unfassbare begreifen?

Sternenkinder 2015: Erinnerungsstücke sammeln

Nach der Beerdigung bleibt kaum etwas, um sich an das geliebte Kind zu erinnern.

Umso wichtiger ist es, sorgsam mit den Spuren des kleinen Menschen umzugehen:

  • Die Sammlung von Erinnerungsstücken in einer Kiste oder Schachtel
  • Erinnerungsbilder vom verstorbenen Kind und den Angehörigen machen oder machen lassen
  • Hand- und Fußabdrücke mit Fingerfarben oder plastisch per Gips erstellen
  • Dem Kind einen Vornamen geben
  • Abschiedsrituale und Bestattungszeremonien planen
  • Eintragung des Kindes ins Geburtenregister beim Standesamt

Betroffene Eltern müssen wissen, dass alles, was sie jetzt an Eindrücken von ihrem Kind sammeln als Erinnerung für ein ganzes Leben reichen muss!

Wichtig ist mir zu betonen, dass diese Punkte nur als Vorschläge und Anregungen zu verstehen sind.

Jedes Elternpaar sollte für sich selbst entscheiden, womit es sich am wohlsten fühlt.

Möglich ist es auch, einige Rituale nachzuholen, wenn man zum Zeitpunkt des Todes vielleicht keine Gelegenheit dazu hatte.

Alles ist richtig, wenn es den Eltern hilft und es ihnen damit ein klein bisschen besser geht!

Sternenkinder – Sternenland

»Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne,

weil ich auf einem von ihnen wohne,

weil ich auf einem von ihnen lache.

Du allein wirst Sterne haben, die lachen können!«

(Aus: Antoine de Saint-Exupery, Der kleine Prinz)

Ursprünglich wurden die Kinder als Sternenkinder bezeichnet, die den Himmel und die Sterne erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften.

Im ursprünglichen Sinne wurden damit Neugeborene bezeichnet, die mit einem Gewicht von 500 Gramm vor, während oder nach der Geburt versterben.

Mittlerweile werden aber auch verstorbene Babys – unabhängig von ihrem Gewicht – so genannt.

Eltern bewegt die Frage, wohin das eigene Kind geht und ob es ihm dort gut geht, wo es nun ist.

Ich selbst habe mich immer wieder mit dieser Frage beschäftigt.

Dabei ist das Bild entstanden, welches Du zu Beginn meines Artikels sehen kannst.

Sternenkinder sitzen in einem Boot Richtung Sternenland.

Sie haben Spielzeug dabei und stützen und halten sich während der wackeligen Überfahrt.

Die Eltern stehen am Ufer und blicken ihren Kindern hinterher.

Sie hoffen, dass es ihnen auf der anderen Seite gut gehen wird.

Das Sternenland sieht von der Uferseite einladend aus.

Die Sterne funkeln und erleuchten das Sternenland.

Die Sonne scheint und liefert Wärme und Licht.

Es gibt dort Häuser und liebe Menschen, die jedem kleinen Sternenkind Schutz und Geborgenheit geben.

Ich persönlich mag diese Vorstellung und dieses Bild sehr.

Ich wünsche mir für alle Sternenkinder 2015 einen Ort der Geborgenheit und der Ruhe wie auf meinem Bild.

Und für alle Sternenkinder auf dieser Welt, die nicht leben durften.

Der Gedanke tröstet mich einen Augenblick, er tut mir gut.

Wie ergeht es Dir damit?

Ich wünsche allen Sterneneltern viel Kraft auf ihrem Weg und viele liebe Menschen, die sie begleiten.

In meinem Artikel Trauersprüche für Sternenkinder sammle ich kontinuierlich Sprüche und Zitate, die trauernden Eltern und Angehörigen

erste Ausdrucksformen für den Tod ihres Kindes schenken können.

Herzliche Grüße

Silke Schwekutsch

Sternenkinder 2015: Wie Abschied nehmen?Silke2024-02-26T09:43:16+02:00

Fehlgeburt und Abschied

Zu Beginn einer Schwangerschaft kommt es leider immer wieder zu einer Fehlgeburt und damit zum Abschied vom noch ungeborenen Kind.

Viele Frauen belastet der Verlust extrem.

Sie fühlen sich damit alleingelassen.

Ein Artikel in Spiegel online greift das Thema auf und erzählt die Geschichte einer jungen Frau.

Weiterhin wird die Arbeit von Jutta Kuck, einer Ärztin und Therapeutin, die bei profamilia in Burscheid und Solingen berät, begleitet.

 

Als Jana Köhler* schwanger wurde, war sie sehr glücklich. Es war der richtige Zeitpunkt, sie war 30 Jahre alt, hatte den Einstieg in den Beruf geschafft und lebte mit ihrem Partner zusammen. Schon zwei Monate, nachdem das Paar aufgehört hatte, zu verhüten, war der Test aus der Apotheke positiv ausgefallen. Die Frauenärztin zeigte ihr den Herzschlag des Embryos auf dem Ultraschallbild, Jana Köhler war in der siebten Woche schwanger.

Vier Wochen später ging sie zur nächsten Vorsorgeuntersuchung. Der Embryo würde nun so groß sein wie ein Gummibärchen, wusste sie. „Er versteckt sich“, meinte die Ärztin zunächst noch, als sie auf dem Ultraschallbild nichts entdecken konnte. Doch der Embryo war verschwunden. Jana Köhler hatte eine missed abortion gehabt, einen verhaltenen Abort. Dabei geht ein toter Embryo nicht ab, sondern wird oft vom Körper resorbiert.

Wie einen Schlag ins Gesicht habe sie die Nachricht empfunden, sagt Jana Köhler: „In mir zog sich alles zusammen.“ Im Krankenhaus entfernten Ärzte die Reste der Fruchtblase aus ihrer Gebärmutter, Jana Köhler saß im Gynäkologiestuhl und konnte nicht aufhören zu weinen. Sie fühlte sich hilflos. Bei der Erinnerung daran muss sie selbst ein Jahr später noch gegen Tränen ankämpfen.

Schwerer Schicksalsschlag – wenig Verständnis

Schätzungen zufolge enden 10 bis 15 Prozent aller Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt, 80 Prozent davon innerhalb der ersten zwölf Wochen. Vielen Frauen fällt es schwer, das Ereignis zu verarbeiten – dennoch wird selten darüber gesprochen. Unter anderem, weil es ein sehr persönlicher Schmerz ist, dessen Ausmaß selbst nahestehende Menschen nicht immer verstehen.

Jutta Kuck ist Ärztin und Therapeutin, sie berät betroffene Frauen in den Pro-Familia-Beratungsstellen von Solingen und Burscheid. Vor allem, wenn die Fehlgeburt früh passiert, fehle dem Umfeld oft das Verständnis, sagt die Medizinerin: „Es wird erwartet, dass die Frauen nach zwei Wochen wieder arbeiten gehen, und spätestes nach sechs Wochen alles vergessen haben.“ Doch der Verlust des ungeborenen Kindes sei ein Schicksalsschlag, mit dem jeder anders umgehe.

„Frauen nehmen den Embryo meist schon ab dem ersten Schwangerschaftstest als ihr Kind wahr und bauen eine Bindung zu ihm auf“, sagt Kuck. Und viele sehen nach einem Abort ihren Lebensplan scheitern, weil sie fürchten, dass sie niemals ein Kind bekommen können. Das trifft vor allem auf die Frauen zu, die erst spät schwanger werden. „Wenn eine 38-Jährige ein ungeborenes Kind verliert, kann ihr ja auch niemand garantieren, dass sich ihr Kinderwunsch noch erfüllt“, sagt Kuck.

Schuldgefühle und Vorwürfe

Besonders stark leiden Frauen, die in ihrem Leben schon öfter Verluste erfahren mussten: Wer zum Beispiel einen Elternteil verloren oder andere schmerzhafte Trennungen erlebt hat, bleibt besonders verwundbar. Eine Fehlgeburt kann aber auch starke Frauen aus der Bahn werfen, die sonst gut darin sind, Probleme zu meistern. „Solche Frauen gehen oft davon aus, sie könnten das ganze Leben planen und kontrollieren. Die missglückte Schwangerschaft wird dann als schlimmer Kontrollverlust empfunden“, sagt Kuck.

Fast alle Frauen machen sich Vorwürfe, wenn sie ein Kind verlieren. „Man sucht nach Gründen“, sagt auch Jana Köhler. War sie zu oft beim Sport? Hatte sie nicht dieses eine Mal Alkohol getrunken, als sie noch nichts von der Schwangerschaft wusste? Die Schuldgefühle seien in der Regel unbegründet, sagt Jutta Kuck: „Und sie machen es schwer, abzuschließen.“

Die Therapeutin hilft Frauen mit Methoden der Traumatherapie, ihren Kummer zu verarbeiten oder mit der Angst vor einer weiteren Fehlgeburt umzugehen. Manchmal hilft sie auch dabei, vom Kinderwunsch Abschied zu nehmen. Außerdem berät sie Paare, deren Beziehung nach einer Fehlgeburt leidet: Oft fühlen sich Frauen von ihren männlichen Partnern allein gelassen, die scheinbar weniger trauern. Dabei gingen diese häufig nur anders mit dem Verlust um, sagt Kuck. Die Männer glauben, sie müssten für ihre Partnerin stark sein, und verbergen deshalb ihr Leid.

Abschied vom nie geborenen Kind

Freunden und Familie empfiehlt die Therapeutin, ganz einfach zuzuhören – für Aufmunterungsversuche der Art „Das nächste Mal klappt es bestimmt!“ hingegen sei es in der Trauerphase zu früh. Auch Rituale könnten betroffenen Frauen helfen. So bieten mehrere Geburtskliniken heute symbolische Bestattungszeremonien für zu früh oder nie geborene Kinder an.

Jana Köhler hat für ihr verlorenes Baby eine Kerze angezündet. Vielleicht wäre es schwer krank gewesen, hat sie sich irgendwann gesagt, und die Schwangerschaft musste deswegen scheitern. Die Fehlgeburt hätte ihr so erspart, sich später für oder gegen eine Abtreibung entscheiden zu müssen. Heute ist sie die Mutter von Malte, einem neun Monate alten Sohn. Vor kurzem hat er zum ersten Mal Mama gesagt. Trotzdem denkt sie manchmal noch an das andere, das niemals geborene Kind. Sie malt sich dann aus, dass es heute schon laufen könnte.

ZUR AUTORIN
  • Irene Habich

    Irene Habich studierte Tiermedizin und Journalistik. Sie arbeitet als freie Wissenschaftjournalistin in Berlin und Hamburg.

Fehlgeburt und AbschiedSilke2021-04-07T22:24:48+02:00

Fehlgeburt im ersten Trimester

Frauen und Paare, die sich im ersten Trimester der Schwangerschaft von ihrem Kind verabschieden müssen, werden nicht selten mit Aussagen konfrontiert, die den Verlust kleinreden wollen und behaupten, dass ein Baby im ersten Trimester noch kein richtiges Kind gewesen sei.

Ich habe einen sehr schönen Beitrag von S. Mierau in ihrem Blog „geborgen wachsen“ gefunden, den ich gerne teilen möchte:

„Der Abschied schmerzt immer – Warum 3 Monate keine namenlose Zeit sind

Eine Freundin von mir hat ihr Kind in der 8. Schwangerschaftswoche verloren*. Sie war noch “ganz am Anfang”, wie es heißt. Kaum jemandem hatte sie davon berichtet aus der Angst, dass doch etwas “schief gehen” könnte. Es ging schief. Sie verlor ihr Kind. Doch wie geht man damit um, wenn man niemandem etwas davon gesagt hat? Wie kann man seinen Schmerz in Worte fassen gegenüber Menschen, die vorher nichts wussten? Und warum überhaupt ist es so, dass wir drei Monate niemandem etwas sagen von dem neuen Leben, das in uns wächst?

Ich stellte mir bei jedem meiner Kinder die Frage, wann ich Freunden und Verwandten von der Schwangerschaft berichten sollte. Ich kenne diese “magische Dreimonatsgrenze”, wie alle Schwangeren sie kennen. Letztlich war es jedoch so, dass ich es erzählte, sobald ich es wusste. Einfach deswegen, weil ich es nicht für mich behalten konnte vor Glück und auch, weil ich wusste, dass es keinen Sinn macht, es zu verbergen. Wenn ich Glück haben würde und die Schwangerschaft über die drei Monate hinaus gehen würde, würde ich es sowieso erzählen. Wäre dies nicht der Fall, würde ich Trost und Zuwendung benötigen von den Menschen in meiner Nähe. Und in einigen Fällen, so war ich mir sicher, würden auch sie trauern wollen um das, was ich hätte verlieren können.

Die ersten drei Monate einer Schwangerschaft – Zeit, in der nichts passiert?

Die ersten drei Monate einer Schwangerschaft sind eine besondere Zeit. In ihnen passiert sowohl körperlich als auch psychisch viel bei den werdenden Eltern, besonders der Mutter. Der Hormonhaushalt verändert sich, die Periode bleibt aus. Das Hormon Progesteron bewirkt, dass man häufiger auf die Toilette gehen muss. Die Hormone bewirken auch – zusammen mit dem gesteigerten Stoffwechsel und niedrigem Blutdruck – Müdigkeit und Schwindel. Der Magen ist empfindlicher, die Nase ebenfalls. Progesteron und Östrogen wirken entspannend und machen den Darm träge. Das Schwangerschaftshormon hCG verursacht die in der Schwangerschaft bekannte Übelkeit. In den ersten Monaten findet meistens noch keine oder nur eine geringe Gewichtszunahme statt, obwohl zum Beispiel die Gebärmutter eine große Leistung in Hinblick auf das Wachstum erbringt. Sichtbar wird die Schwangerschaft zum Ende des 3. Monats dann oft eher am Busen, weil dieser wächst und sich bereits jetzt auf die Stillzeit vorbereitet.

Und auch psychisch tut sich in diesen Monaten sehr viel: Freude, Überraschung, Unentschlossenheit, Kummer, Sorgen, Glück,… Es gibt viele Gefühle, die in den ersten Monaten wahrgenommen werden. Schwangere stellen sich viele Fragen von der Notwendigkeit einer Feindiagnostik bis hin zum möglichen Geschlecht des Kindes. Mutter werden jetzt schon oder jetzt noch? Kann ich das, will ich das? Wie verkraftet unsere Beziehung das? Werde ich vielleicht Alleinerziehend sein?

Sowohl durch die körperliche als auch durch die psychische Umstellung sind Frauen in den ersten Monaten der Schwangerschaft in einem besonderen Zustand, in dem sie gerade besonders viel Zuwendung brauchen. Gerade jetzt brauchen sie Gesprächspartner, um Sorgen und Glücksmomente zu teilen. Sie brauchen konkrete Bezugspersonen, bei denen sie auch Rat einholen können: Was kann man gegen Übelkeit unternehmen? Ist es normal, so oft auf Toilette zu müssen? Gerade die ersten drei Monate sind also keine Zeit, in der eigentlich ein Geheimnis aus der Schwangerschaft gemacht werden sollte.

Guter Hoffnung sein ist heute nicht mehr einfach

“Guter Hoffnung” sein – das gilt eigentlich auch schon für diese Zeit. Aber wer traut sich das heute noch, einfach so voll von guter Hoffnung zu sein? “Guter Hoffnung” zu sein bedeutet nämlich auch, nicht vom Schlimmsten auszugehen, sondern davon, dass es gut und normal verläuft. Ja, es gibt Fehlgeburten. Und diese sind besonders in den ersten Monaten vertreten, wenn das “Alles-oder-nichts-Prinzip” herrscht. Das Risiko für eine Fehlgeburt hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Doch auch gerade über diese Ängste muss man sich austauschen können. “Guter Hoffnung” zu sein, bedeutet, sich anderen anzuvertrauen und über den neuen Umstand sprechen zu können.

Vom richtigen Umgang mit einem frühen Abschied

Und wenn es doch passiert, der Verlust? Man ist nicht von heute auf morgen nicht mehr schwanger. Oft lassen die Schwangerschaftsanzeichen erst langsam nach. Auch wenn das Kind sich schon verabschiedet hat, braucht der Körper noch eine Weile, um das zu verstehen – und die Seele oft mindestens genauso lang, wenn nicht länger.

Wenn ein Kind geht, müssen wir uns verabschieden von Wünschen, Vorstellungen, Erwartungen. Mit dem positiven Schwangerschaftstest in der Hand wird eine Flut von Gedanken ausgelöst: Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Wie wird das Kind wohl aussehen? Wird es so gern malen wie ich oder mathematisch begabt wie der Vater? Was wird mit meinem Job, wie lange werde ich aussteigen? Wir machen uns Gedanken und es bilden sich Vorstellungen über eine Zukunft mit dem Kind. Vielleicht war die Schwangerschaft lange heiß ersehnt. Oder es gab schon zuvor Verluste. Gerade auch dann ist der Sturz vom Glückstaumel in die Trauer sehr groß. Doch wie auch immer die Ausgangslage war: Es gibt kein “trauriger sein” als jemand anderes, der einen Verlust erlitten hat. Jeder Abschied ist schmerzhaft, ob es eine überraschende oder eine ersehnte Schwangerschaft war.

Und genau deswegen ist auch jeder Abschied es wert, betrauert zu werden. Ich habe schon oft von Frauen, die einen frühen Verlust in den ersten drei Monaten hatten, gehört, dass man in ihrem Umfeld erklärte, dass das ja noch kein richtiger Mensch gewesen sei, dass sie nicht traurig sein sollten oder dass sie froh sein sollten, dass der Verlust nicht später eingetreten ist, wenn es schon ein “richtiges Baby” gewesen sei. Doch das ist nicht richtig. Das Kind nimmt nicht mit seiner Größe Gestalt in unseren Vorstellungen an, sondern mit seiner bloßen Existenz. Es gibt keinen geringeren Schmerz, nur weil das Kind erst wenige Millimeter groß ist. Ein Schmerz ist ein Schmerz.

Wer einen Verlust in der Schwangerschaft erleidet, hat jedes Recht darauf, zu trauern. Es ist gut, eine Hebamme an der Seite zu haben, die die Trauer begleiten kann. Es ist sehr wichtig, mit anderen Menschen über die Gefühle zu sprechen, die Trauer zu teilen, aufgefangen zu werden. Der Verlust eines Kindes ist ein Trauma. Zur normalen Bewältigung eines Traumas gehört es, mit nahen Menschen über das Erlebte zu sprechen. Oft muss mit mehreren Menschen wieder und wieder die Geschichte geteilt werden bis das Erlebte bewältigt ist und man es verarbeitet hat. Zahlreiche Internetforen und Blogs sind Beispiele dafür, wie wichtig es ist, sich mitzuteilen. Doch sie sind auch oft Beispiele dafür, wie wenig es im realen Leben, im Alltag, die Möglichkeit gibt, mit den Menschen der Umgebung über die Situation zu sprechen. Teils aus Scham, aus dem Gefühl, andere nicht belästigen zu wollen oder Freundschaften nicht zu überstrapazieren, wird dem Gespräch unter vier Augen aus dem Weg gegangen. Und zu einem großen Teil auch deswegen, weil man eben nicht weiß, wie man anfangen soll, wenn man den anderen noch nichts von seiner Schwangerschaft erzählt hat. Der Satz “Ich war schwanger…” kommt nicht leicht über die Lippen.

Rituale können dabei helfen, einen Abschied in Worte oder in eine Handlung zu fassen. Gerade am Anfang, wenn man noch keine Kindsbewegungen gespürt hat, ist es manchmal schwer zu begreifen, dass das Baby nicht mehr da ist – man hatte ja schon kaum glauben können, dass es da war. Abschiede können auf sehr unterschiedliche Weise gestaltet werden. Es werden kleine Boote mit einer Kerze auf dem Wasser fahren gelassen, eine Skylaterne in die Luft geschickt oder es kann symbolisch etwas begraben werden.

Auch ein geplanter Abschied kann betrauert werden

Vor Jahren habe ich einmal eine Frau begleitet, die sich gegen die Schwangerschaft entschieden hatte. Es war ihre ganz persönliche Entscheidung – wie es immer eine ganz persönliche Entscheidung ist. Ich bewerte diese Entscheidungen nicht, denn es gibt keine Gründe, die wichtiger wären oder welche, die weniger wichtig sind. Man kann nicht sagen: “Also das ist nun wirklich ein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.” Oder “Das ist kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch”. Oft bleiben die wahren Gründe für alle Menschen außerhalb der eigentlich Person sowieso im Unklaren. Wer sich dafür entscheidet, hat seinen ganz persönlichen Grund. Wie ich es aus meiner Arbeit kenne, sind diese Entscheidungen meistens keine einfachen. Man entscheidet nicht nebenher und über Nacht, dass man eine Schwangerschaft abbrechen möchte. Die Frau, die ich begleitete, entschied sich in den ersten 10 Wochen dafür, das Kind nicht austragen zu wollen. Sie war traurig, bestürzt, auch wütend. Sie hatte Angst. Und sie trauerte. Sie trauerte noch während sie das Kind in sich trug, dass sie sich von ihm verabschieden müssen würde. Sie war verunsichert, wie sie sich verabschieden könnte, denn sie hatte kaum Menschen in ihren Umstand eingeweiht. Für sie war wichtig zu wissen: Hebammenhilfte steht einer Schwangeren auch im Falle eines medizinischen Schwangerschaftsabbruchs zu. So können mit der Hebamme alle Dinge besprochen werden und man hat einen vertrauten Partner an der Seite. Darüber hinaus brauchte sie jedoch auch ein Ritual, um Abschied zu nehmen von dem Kind, das sie in sich trug. Sie schrieb einen Brief an sich und das Kind, faltete ihn zu einem Boot und ließ ihn fahren. Doch sie hat damit nicht ihre Gedanken fort geschickt. Sie ließ sich eine Träne tätowieren auf die Brust über das Herz. Für dieses Kind, das sie nicht austragen wollte. Auch wenn es in den ersten drei Monaten war, hat sie es nie vergessen. Denn auch sie zählen, diese ersten drei Monate. Man ist nicht erst ab dem vierten Monat schwanger.“

Fehlgeburt im ersten TrimesterSilke2024-03-18T11:26:23+02:00
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