Wann sind Eltern die „richtigen Eltern“?

Biologische und soziale Elternschaft: Was bedeutet diese Unterscheidung?

Ist der Begriff der „richtigen Eltern“ zulässig und in sich stimmig?

Der aktuelle Fall in in Frankreich, bei dem zwei Kinder direkt nach der Geburt vertauscht wurden, wirft diese Frage erneut auf.

Was hat größere Bedeutung:

Die biologische Abstammung oder die „sozialen Eltern“, die ein Kind mit Liebe und viel Verantwortung auf seinem Weg begleitet haben?

Oder ist beides wichtig und braucht demnach die entsprechende Wertschätzung?

Auf das Vertrauen kommt es an!

Diese Woche wurde bekannt, dass in Frankreich zwei Kinder nach der Geburt im Krankenhaus vertauscht worden sind. Die Eltern gingen mit der jeweils falschen Tochter nach Hause. Als die Kinder zehn Jahre alt waren, ließ eine der beiden Mütter das Blut ihrer Tochter untersuchen. So wurde die Verwechslung entdeckt. Heute sind die Mädchen zwanzig Jahre alt, und beide Familien sagen: Um nichts in der Welt würde ich meine Tochter eintauschen. Die Mutter, die den Test machen ließ, sagt außerdem, dass sie ihre leibliche Tochter mal kennengelernt hätte. Da hätte sich herausgestellt, „dass wir einander nichts bedeuten“. Das ist krass, und man stellt sich die Frage: Was macht Eltern eigentlich zu Eltern? Kinder stellen diese Frage auch oft, nur anders. Sie fragen:

Seid ihr wirklich meine Eltern, oder bin ich adoptiert?

Beide Fragen hängen zusammen. Sie haben mit zwei Begriffen zu tun: „leibliche Eltern“ ist der eine, „soziale Eltern“ ist der andere. In den meisten Familien ist das das selbe: Die leiblichen Eltern sind auch die engsten Bezugspersonen ihrer Kinder, also ihre sozialen Eltern. In Patchworkfamilien ist das ein bisschen anders: Da gibt es einen Elternteil, der rein sozial ist, also nicht blutsverwandt. Und einen, der leiblich und sozial ist. Adoptiveltern sind dagegen nur soziale, aber keine leiblichen Eltern. Das gilt zum Beispiel auch für Väter, deren Frau mit Hilfe der Samenspende eines anderen Mannes schwanger geworden ist.

Betrug kann Kinder in eine schwere Krise stürzen

Und dann gibt es drittens noch die rein leiblichen, aber nicht sozialen Eltern: Mütter und Väter, die mit ihren leiblichen Kindern nichts zu tun haben wollen oder können. Das klingt seltsam. Denn auf den ersten Blick könnte man glauben, dass leibliche Elternschaft automatisch irgendwie zu sozialer Elternschaft führen müsse, auch wenn Eltern und Kinder sich kaum kennen. Weil die leiblichen Eltern ihren Kindern natürlich Aussehen, Intelligenz und auch Charaktermerkmale vererben. Aber das ist nicht so.

Leibliche Elternschaft, das weiß man inzwischen, ist für Kinder wichtig, weil sie wissen möchten, von wem sie abstammen. Zu ihren sozialen Eltern aber haben sie – wenn alles gut läuft – die enge Bindung, die man allmählich bekommt, wenn man lange zusammen lebt.

Deswegen können sich Adoptiveltern auch ganz entspannt zurücklehnen, wenn ihre Adoptivkinder irgendwann ihre leiblichen Eltern kennenlernen möchten. Sie müssen nicht fürchten, dass sie damit als Eltern abgeschrieben werden. Anders kann das sein, wenn sie ihren Kindern verheimlicht haben, dass sie adoptiert sind. Denn dieser „Betrug“ kann Kinder in eine schwere Krise stürzen, sobald er auffliegt. Das gleiche kann passieren, wenn Kinder ihre leiblichen Eltern nicht kennenlernen können, obwohl sie das wollen.

Es gibt immer wieder Fälle, in denen Eltern ihre Kinder so schlecht versorgen, dass es ihnen schlecht geht und sie vielleicht sogar sterben. Manche Kinder werden ihren Eltern weggenommen, um sie vor ihren Eltern zu schützen. Sie kommen dann meist zu Pflegeeltern, die Geld dafür bekommen, dass sie sich um ihre Pflegekinder kümmern und die soziale Elternschaft übernehmen.

Es gibt sehr viele Untersuchungen darüber, was Eltern zu guten Eltern macht. Vielen Eltern schwirrt schon der Kopf, weil sie sich andauernd damit beschäftigen, was sie noch alles tun könnten, um gute Eltern zu sein.

Dabei ist es ganz einfach: Eltern sind gute Eltern, wenn sie das Kind spüren lassen, dass sie es lieben, und wenn sie es mit Respekt behandeln.