Nach Eileiterschwangerschaft IVF? Wie stehen die Chancen?

Wenn vielleicht eine Eileiterschwangerschaft hinter dir liegt und du dich fragst, ob eine IVF oder ICSI sinnvoll sein kann, dann habe ich heute eine interessante Studie für dich.

Nach Eileiterschwangerschaft IVF oder ICSI?

Nach einer Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) stehen viele Fragen im Raum.

Eine davon kann sein, ob eine IVF oder ICSI Euer nächster Schritt in Richtung Wunschkind sein kann.

Denn vielleicht ist deine Fruchtbarkeit durch den Verlust eines Eileiters oder beider Eileiter eingeschränkt.

Allerdings stellt sich zudem die Frage, wie sich eine frühere Eileiterschwangerschaft auf die nachfolgende IVF oder ICSI Therapie und deren Ergebnisse auswirken wird.

Und genau dieser Frage ist eine Studie aus China nachgegangen.

Nützliche Artikel:

Eileiterschwangerschaft & Lebendgeburtenrate nach IVF

Bei der retrospektive Studie wurden die Daten von insgesamt 2.892 Frauen mit einer tubaren Infertilität untersucht.

Die Frauen wurden in drei Gruppen aufgeteilt:

  1. Gruppe: Frauen mit einer Eileiterschwangerschaft in der Anamnese (tubal ectopic pregnancy: TEP Gruppe)
  2. Gruppe: Frauen mit einer intrauterinen Schwangerschaft in der Anamnese (intrauterine pregnancy: IUP Gruppe)
  3. Gruppe: Frauen, die noch nie schwanger waren (no pregnancy Gruppe)

Weiterhin gab es eine Einteilung nach Alter: <30, 30-35, ≥35 Jahre

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Das Ergebnis der Studie

Die Lebendgeburtenrate der Frauen, die zuvor eine Eileiterschwangerschaft (TEP) erfahren mussten, unterschied sich nicht signifikant von den Frauen, die im Vorfeld eine intrauterine Schwangerschaft (IUP) erlebt hatten oder noch nie schwanger waren (no pregancy).

Alter TEP Gruppe IUP Gruppe no pregnancy Gruppe
<30 59,9% 62,0% 56,7%
30-35 53,7% 53,8% 54,4%
≥35 45,5% 40,6% 45,6%

Auch die Anzahl an Frühgeburten und die Anzahl an Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht nach TEP war nicht signifikant höher als bei Frauen mit einer früheren IUP.

Das sind doch mal richtig gute Nachrichten!

Die Wissenschaftler kommen zu dem abschließenden Ergebnis, dass eine frühere Eileiterschwangerschaft keinen negativen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt nach IVF/ICSI hat. Andere Faktoren wie etwa das Alter der Frau und die Dauer der Unfruchtbarkeit spielten im Gegensatz dazu eine wichtige Rolle.

In der Literaturliste habe ich dir einige interessante Studien zum Thema Eileiterschwangerschaft (Ektope Schwangerschaft) zusammengestellt. Bei Fragen zur Studie melde dich gerne!

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema nach Eileiterschwangerschaft IVF?

  • He Cai et al.: Tubal factor infertility with prior ectopic pregnancy: a double whammy? A retrospective cohort study of 2,892 women. Fertility & Sterility, im Druck.
  • Li, C. et al.: Risk factors for ectopic pregnancy in women with planned pregnancy: a case-control study. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol2014;181:176–182.
  • Gaskins, A.J. et al.: Demographic, lifestyle, and reproductive risk factors for ectopic pregnancy. Fertil Steril2018;110:1328–1337.
  • Perkins, K.M., Boulet, S.L., Kissin, D.M., Jamieson, D.J. National ART Surveillance (NASS) Group: Risk of ectopic pregnancy associated with assisted reproductive technology in the United States, 2001–2011. Obstet Gynecol2015;125:70–78.
  • Chouinard, M.: Ectopic pregnancy and outcomes of future intrauterine pregnancy. Fertil Steril2019;112:112–119.
  • Li, J., Jiang, K., Zhao, F.: Fertility outcome analysis after surgical management of tubal ectopic pregnancy: a retrospective cohort study. BMJ Open2015;5e007339.

Weiterlesen:

Foto: stock.adobe.com © Henrie

Nach Eileiterschwangerschaft IVF? Wie stehen die Chancen?Silke2021-04-07T22:24:55+02:00

Low Responder: Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt!

Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt, stellt sich die Frage nach den Schwangerschaftschancen eines Paares bei weiteren IVF bzw. ICSI Versuchen. Heute möchte ich dir eine retrospektive Analyse vorstellen, die dieser Frage für eine bestimmte Gruppe von Frauen mit Kinderwunsch, nämlich der der sogenannten Low Responder, nachgegangen ist.

Schwangerschaftsraten bei Low Responder

In dieser retrospektiven Analyse  geht es um die Gruppe der sogenannten Low Responder. Als Low Responder werden in der Reproduktionsmedizin Frauen bezeichnet, die nicht gut auf die Hormonstimulation im Rahmen einer IVF oder einer ICSI ansprechen. Dieses schlechte Ansprechen auf die Behandlung wird nach den sogenannten Bologna Kriterien definiert.

Mindestens 2 der folgenden 3 Kriterien müssen zutreffen:

  • Alter der Frau > 40 Jahre
  • Schlechtes Ansprechen im Rahmen einer ovariellen Stimulation für die assistierte Reproduktion mit der Gewinnung von ≤ 3 Eizellen
  • Niedriger antraler Follikelcount (<7) oder AMH unter 0.5–1.1 ng/ml

Die restrospektive Analyse ist der Frage nachgegangen, wie hoch die Chance von Low Responder bei weiteren Ivf bzw. ICSI Behandlungen ist.

Dazu wurden 821 Low Responder und ihre Chance auf eine Lebendgeburt untersucht. Die meisten der in die Analyse einbezogenen Frauen waren über 40 Jahre alt und hatten entweder in den vorangehenden Versuchen wenige Eizellen (3 Eizellen oder weniger) oder wiesen einen geringen antralen Follikelcount auf (<7).

Low Responder Chancen

Das Ergebnis der Analyse ist leider wenig erbaulich.

Bei den Frauen, die 40 Jahre und älter waren und bei denen in den bisherigen IVF- bzw. ICSI Versuchen nur wenige Eizellen punktiert werden konnten , lag die Lebendgeburtenrate bei weiteren Versuchen mit 2,3% extrem niedrig. Etwas besser schnitten Frauen ab, die jünger als 40 Jahre alt waren, aber trotzdem wenige Eizellen und einen niedrigen antralen Follikelcount aufwiesen. Hier lag die Lebendgeburtenrate bei 8,7%.

Insgesamt sind diese Zahlen sehr unerfreulich und sie machen deutlich, wie bedeutsam eine Beratung im Vorfeld einer IVF oder ICSI ist.

Ich finde es sehr wichtig, dass Kinderwunsch Paare um ihre Chancen auf Erfolg bzw. Misserfolg wissen und entsprechend aufgeklärt und beraten werden.

Die Chance von Frauen, die über 40 Jahre alt sind und die wenige Eizellen pro Versuch haben, sind leider nicht gut. Und das sollte im Rahmen einer Beratung deutlich kommuniziert werden.

Eine Lebendgeburtenrate von 2,3% führt für mich auch zwangsläufig zu der Frage, ob sich das jeweils betroffene Paar Gedanken über alternative Wege zum Wunschkind gemacht hat. Auch ein Abschiednehmen vom Kinderwunsch sollte in einer Beratung thematisiert werden.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur:

  • Gurkan Bozdag et al.: Live birth rates in various subgroups of poor ovarian responders fulfilling the Bologna criteria. Reproductive Biomedicine Online, June 2017 Volume 34, Issue 6, Pages 639–644.
  • Johnny S. Younis et al.: The Bologna criteria for poor ovarian response: a contemporary critical appraisal. J Ovarian Res. 2015; 8: 76.
Low Responder: Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt!Silke2021-04-07T22:29:22+02:00

Verhindert Stress die Einnistung nach einer künstlichen Befruchtung?

„Lass es jetzt unbedingt ruhiger angehen und entspann Dich, denn Stress verhindert die Einnistung!“ Wenn Du Kinderwunsch hast und vielleicht gerade in Behandlung in einem Kinderwunschzentrum bist, dann kennst Du diesen Tipp aus Deinem Familien- oder Freundeskreis bestimmt aus eigener Erfahrung. Doch ist das richtig? Steigen die Erfolgschancen im Rahmen einer Kinderwunsch Behandlung schneller schwanger zu werden, wenn Du nicht gestresst bist?

Stress & Einnistung: Metaanalyse

Eines ist definitiv richtig: Eine künstliche Befruchtung bedeutet unglaublich großen Stress!

Die vielen Untersuchungen und Termine im Kinderwunschzentrum, die Hormonschwankungen, das Warten, die Ungewissheit und die finanzielle Belastung machen es fast unmöglich sich zu entspannen.

Eine Übersichtsarbeit zum Thema Stress & Einnistung wurde von der Stony Brook Universität im US-Bundesstaat New York veröffentlicht. Die Wissenschaftler werteten dafür 20 prospektive Studien aus, in denen die Belastung durch Stress vor und während der Kinderwunschbehandlung erfasst und in Beziehung zum positiven oder negativen Ausgang der Therapie gesetzt wurde. Insgesamt wurden dazu die Daten von mehr als 4.300 Frauen untersucht.

 

Das Ergebnis: Stress scheint sich nicht negativ auf die Schwangerschaftsraten nach einer künstlichen Befruchtung auszuwirken. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass es begründbare Zweifel gibt, dass ein „sich Entspannen müssen“ notwendig ist, um mithilfe einer IVF schwanger zu werden. Stress hat damit ganz offenbar  keine Auswirkungen auf die Erfolgsraten einer künstlichen Befruchtung.

Nützliche Artikel: 

Stress verhindert nicht die Einnistung

Was für eine gute Nachricht!

Denn dieses Ergebnis nimmt den Druck und die Angst selbst schuld zu sein, wenn es nach der Behandlung nicht mit der Schwangerschaft klappen sollte.

Trotzdem macht es natürlich Sinn den eigenen Stresslevel zu senken und beispielsweise durch eine Beratung vor oder während der Kinderwunschbehandlung wichtige Fragen oder belastende Aspekte der Therapie zu beleuchten. Hier geht es dann aber darum, die eigene Lebensqualität zu verbessern und mögliche negative Auswirkungen der Behandlung auf die Beziehung anzusprechen. Auch Yoga oder andere Entspannungstechniken können hilfreich sein.

Die Erfolgsraten nach der künstlichen Befruchtung scheinen davon aber nicht beeinflusst zu werden.

Ein negatives Testergebnis nach einer IVF ist demnach nicht auf die fehlende eigene Stressresistenz zurückzuführen.

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

Literatur zu Stress verhindert Einnistung

  • Nicoloro-SantaBarbara J, Busso C, Moyer A, Lobel M: Just relax and you’ll get pregnant? Meta-analysis examining women’s emotional distress and the outcome of assisted reproductive technology. Soc Sci Med. 2018 Sep;213:54-62.
  • Boivin J ,Griffiths E, Venetis CA: Emotional distress in infertile women and failure of assisted reproductive technologies: Meta-analysis of prospective psychosocial studies. BMJ 2011; 342:d223 doi: 10.1136/bmj.d223.

Foto: Bigstockphoto.com / ©  deagreez

Verhindert Stress die Einnistung nach einer künstlichen Befruchtung?Silke2024-02-16T14:53:09+02:00

Schwangerschaftstest negativ: Ein Plädoyer für neue Zuversicht

Wenn der Schwangerschaftstest negativ ausfällt, du aber schwanger werden möchtest, ist diese Situation mit großer Enttäuschung, Frust, oft massiven Selbstzweifeln und Traurigkeit verbunden. Wie kannst du mit dieser Situation umgehen und neue Zuversicht finden?

Schwangerschaftstest negativ: Der Kinderwunsch wird zur Belastung

Wenn du seit einiger Zeit versuchst schwanger zu werden, weißt du genau, was es bedeutet einen negativen Schwangerschaftstest in den Händen zu halten.

Jeden Monat und jeden Zyklus aufs Neue bist du voller Vorfreude, dass es dieses Mal mit der Schwangerschaft klappen wird. Dann machst du am Ende deines Zyklus den Schwangerschaftstest und das Ergebnis trifft dich wie ein Schlag in die Magengrube.

Der Schwangerschaftstest ist negativ!

Vielleicht hast du gehofft, dass du  dich irgendwann an diese Situation gewöhnen und dich das negative Testergebnis nicht mehr so stark berühren wird. Aber dem ist nicht so!

Vielmehr wächst die Traurigkeit und die Selbstzweifel von Monat zu Monat. Je länger du auf dein Wunschkind warten musst, um so mehr schwindet die Zuversicht und dein Selbstvertrauen.

Dein Kinderwunsch wird immer mehr zur Belastung.

Und nicht nur du leidest darunter. Auch dein Partner weiß nicht, wie er mit der Situation umgehen soll.

Euer Leben und Eure Beziehung haben sich verändert, die Ratlosigkeit ist groß und ein Ausweg nicht in Sicht.

Gibt es einen Weg aus dieser emotionalen Abwärtsspirale?

Wenn die Traurigkeit wächst

Wenn der Schwangerschaftstest negativ ist und sich diese Erfahrung immer wieder aufs Neue wiederholt, zweifelst du irgendwann massiv an dir, deinem Körper und deiner Fähigkeit Mutter zu werden.

Denn ganz offenbar scheitert dein Traum von einer eigenen Familie an deiner Unfähigkeit schwanger zu werden.

Oder du schaffst es nicht, ein 2. oder 3. Mal für ein Geschwisterkind schwanger zu werden. Dabei wünschst du dir vielleicht von Herzen eine große Familie mit mehreren Kindern.

Auch ein negativer Schwangerschaftstest nach einer Kinderwunschbehandlung kann eine  riesengroße Enttäuschung auslösen.

Du hast die ganze Prozedur im Kinderwunschzentrum hinter dich gebracht und so viel Hoffnung, aber auch Zeit und Geld investiert und nun stehst du mit leeren Händen da.

Alles scheint umsonst gewesen zu sein. Du fragst dich, was du falsch gemacht hast und warum dich dieses Schicksal trifft. Und du misstraust deinem Körper noch mehr, da dieser offenbar nicht einmal mithilfe der Therapie schwanger werden kann.

Schwangerschaftstest negativ: Wenn die Gedanken sich drehen

Der Schwangerschaftstest ist negativ und  dein Gefühls- und Gedankenkarussell dreht sich. Es nimmt immer mehr Fahrt auf und viele Gedanken purzeln wild durch deinen Kopf.

An dieser Stelle möchte ich dich bitten einzuhalten!

Stoppe dein Gedankenkarussell und schaue dir die tatsächlichen Fakten an!

Wir alle neigen dazu, oftmals nicht klar zwischen den gegebenen Fakten und der Story in unserem Kopf zu unterscheiden.

Du hast Dich bewusst für ein Leben mit einem Kind entschieden.

Du hast einen Lebensentwurf geschmiedet und willst nun alles dafür tun, dass dieser Plan Wirklichkeit wird. Du willst eine Familie gründen oder deine Familie um ein weiteres Familienmitglied erweitern.

Und um es ganz deutlich zu sagen: Diese Vision für dein Leben ist wertvoll und genauso richtig und gut!

Halte daran fest und konzentriere dich aber auch darauf, was wirklich passiert ist.

Stoppe dein Gedankenkarussell

Ein negativer schwangerschaftstest bedeutet nicht, dass du nicht schwanger werden kannst!

Weder 1 noch 15 negative Schwangerschaftstests bedeuten, dass du nicht schwanger werden kannst.

Übertrage diese negative Erfahrung bitte nicht auf deine Fähigkeit zu empfangen und ein Kind auszutragen.

Bitte übertrage dieses negative Testergebnis auch nicht in ein negatives Bild von dir selbst und deinem Körper.

Wenn dein Schwangerschaftstest nach deiner ersten oder zweiten Kinderwunschbehandlung negativ ausfällt, dann werte das nicht als ein komplettes Scheitern.

Selbst wenn es bereits dein 4. oder 6. Versuch ist, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass ein weiterer Versuch nicht doch zu einer Schwangerschaft führen kann.

Und: Ein negativer Schwangerschaftstest bedeutet niemals, dass du versagt hast oder etwas falsch gemacht hast.

Ein negativer Schwangerschaftstest sagt auch nichts über deinen Wert als Mensch und als Frau aus. Selbst wenn du niemals schwanger werden solltest, ändert dies nichts an deiner Einzigartigkeit und deinem Wert für diese Welt.

Ein negativer Schwangerschaftstest bedeutet erstmal nur, dass dieser Test negativ ist.

Nicht mehr und nicht weniger!

Und mit dem Einsetzen deiner Blutung wartet direkt der nächste Zyklus und damit die nächste Chance auf dich.

Vertraue dir und deinem Körper

Bitte mach dir klar, dass es nicht richtig ist von einem negativen Testergebnis auf dein ganzes Leben zu schließen.

Denke bitte auch daran, dass selbst wenn sich viele deiner Sorgen als wahr herausstellen sollten, dir weitere Möglichkeiten offen stehen, um Mutter zu werden.

Mach dich schlau und erkenne deine Möglichkeiten!

Schwangerschaftstest negativ - finde neue Zuversicht

Aus eigener Erfahrung weiß ich wie sich die Traurigkeit und Verzweiflung nach einem negativen SST anfühlt.

Und mein Plädoyer für neue Zuversicht will diese Traurigkeit nicht verharmlosen oder abtun. Vielmehr will ich dich und deinen Lebensplan für ein Leben mit einem Kind stärken und deinen Blick für alle Möglichkeiten weiten.

Auch wenn es dieses mal nicht geklappt hat: Schmiede einen neuen Plan, lass dich nicht entmutigen.

Sei selbstbewusst und suche deinen Weg zu deinem Kind.

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

Schwangerschaftstest negativ: Ein Plädoyer für neue ZuversichtSilke2021-04-15T21:23:47+02:00

Risiko künstliche Befruchtung: Ist das Krebsrisiko beim Kind erhöht?

Erhöht eine IVF oder eine ICSI das Risiko für das Kind an Krebs zu erkranken?  Wenn du dich aktuell mit dem Thema künstliche Befruchtung beschäftigst oder bereits mitten in der Therapie steckst, dann kennst du bestimmt die Sorge, dass die Kinderwunschbehandlung gesundheitliche Auswirkungen auf dein Kind haben könnte.

In diesem Artikel möchte ich dir eine neue Studie aus Dänemark vorstellen, die der Frage nachgegangen ist, ob es einen Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeitsbehandlungen und dem Krebsrisiko bei den auf diese Weise entstandenen Kinder gibt.

Risiko künstliche Befruchtung: Die Angst vor Krebs

Weltweit werden immer mehr Kinder nach einer künstlichen Befruchtung geboren, obwohl nicht abschließend geklärt ist, ob die Behandlung die Gesundheit der Kinder beeinflusst.

Wissenschaftler am Danish Cancer Society Research Center sind deshalb der Frage im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie nachgegangen:

  • Basierend auf den Daten des dänischen Bevölkerungsregisters und der dänischen Unfruchtbarkeitskohorte wurden die Daten von 1 085 172 Kindern einbezogen, die zwischen dem 1. Januar 1996 und dem 31. Dezember 2012 in Dänemark geboren wurden.
  • Es wurden verschiedene Methoden der Reproduktionsmedizin (IVF, ICSI und Transfer von zuvor tiefgefrorenen Embryonen) als auch die Anwendung verschiedener Medikamente (Clomifen, Gonadotropine, Gonadotropin-freisetzende Hormonanaloga, humanes Choriongonadotropin, Progesteron, Östrogen) untersucht. Die Ergebnisse wurden mit den Kindern von fruchtbaren Frauen ohne Behandlung verglichen.

Ergebnisse der Studie aus Dänemark

Bei insgesamt 2217 Kindern aus der Studie wurde Krebs diagnostiziert. Die Nachbeobachtung dazu erfolgte in den Jahren 1996-2015.

Die dänischen Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass nur Kinder, die aus dem Transfer von zuvor kryokonservierten Embryonen entstanden sind, ein geringes, aber statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Krebs haben (14 cancer cases; hazard ratio, 2.43 [95% CI, 1.44 to 4.11]; incidence rate difference, 26.9 [95% CI, 2.8 to 51.0] per 100 000).

Hierbei konnte hauptsächlich ein erhöhtes Leukämierisiko und eine größere Anzahl von Tumoren des Sympathikus festgestellt werden.

Wichtig: Es konnten kein statistisch erhöhtes Krebsrisiko bei den Kindern, die im Rahmen der anderen untersuchten Fertilitätsbehandlungen (IVF & ICSI ohne Kryokonservierung von Embryonen) gezeugt wurden, festgestellt werden!

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Fazit: Kein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder nach künstlicher Befruchtung

Was bedeutet das nun genau?

Die dänische Studie konnte kein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder nach IVF oder ICSI feststellen.

Ausgenommen sind allerdings die Kinder, die durch zuvor tief gefrorene Embryonen entstanden sind. Diese Kinder haben laut der Studie ein erhöhtes onkologisches Risiko und hierbei vor allem an einer  Leukämie zu erkranken.

Weiterhin macht das Ergebnis klar, dass die Frage nach möglichen Spätfolgen der Kinderwunschbehandlung für die Kinder nicht abschließend geklärt ist.

Ich halte es für wichtig, dass Kinderwunsch Paare über diesen Forschungsstand aufgeklärt werden. Jedes Paar, das sich für eine künstliche Befruchtung entscheidet, sollte entsprechend beraten werden.

Die vorliegende Studie aus Dänemark liefert wichtige neue Erkenntnisse, es wird aber auch deutlich, dass es weiterer Forschung bedarf.

Wenn du dich auch für das Thema künstliche Befruchtung & die Spätfolgen für die Frau interessierst, kann ich dir folgende Artikel auf meinem Kinderwunsch Blog empfehlen:

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema Risiko künstliche Befruchtung

  • Marie Hargreave et al. Association Between Fertility Treatment and Cancer Risk in Children. JAMA. 2019 Dec 10;322(22):2203-2210. doi: 10.1001/jama.2019.18037.
  • Guo XY et al. Cardiovascular and metabolic profiles of offspring conceived by assisted reproductive technologies: a systematic review and meta-analysis. Fertil Steril. 2017 Mar;107(3):622-631.e5. doi: 10.1016/j.fertnstert.2016.12.007. Epub 2017 Jan 16.
  • Belva F et al. Semen quality of young adult ICSI offspring: the first results. Hum Reprod. 2016 Dec;31(12):2811-2820. Epub 2016 Oct 5.
  • Carrie L. Williams et al. Cancer Risk among Children Born after Assisted Conception. N Engl J Med 2013; 369:1819-1827 DOI: 10.1056/NEJMoa1301675

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Foto: stock.adobe.com © ivan kmit

Risiko künstliche Befruchtung: Ist das Krebsrisiko beim Kind erhöht?Silke2021-03-31T19:10:36+02:00

Künstliche Befruchtung & Spätfolgen: Ist das Krebsrisiko erhöht?

Bringt eine künstliche Befruchtung Spätfolgen mit sich? Und wie sieht es vor allem mit dem Krebsrisiko aus? Erhöht sich das individuelle Krebsrisiko durch die Behandlung und Hormonstimulation? Wenn du dich mit dem Thema künstliche Befruchtung beschäftigst oder vielleicht selbst gerade mitten in einer Behandlung steckst, dann beschäftigen dich diese Fragen vielleicht auch.

Heute möchte ich über 2 Studien berichten, die der Frage nach dem Krebsrisiko nach einer IVF nachgegangen sind. Zudem habe ich bereits vor einiger Zeit von einer Studie aus Schweden hier berichtet. Wenn du magst, schau dir auch diese die Ergebnisse an.

Künstliche Befruchtung: Risiken

Die erste Studie kommst aus Israel und hat sich der Frage gewidmet, wie das Krebsrisiko von Frauen aussieht, die sich einer In-Vitro-Fertilisation (IVF) unterzogen haben und dabei bereits 40 Jahre oder älter waren.

Hintergrund dieser Untersuchung war die Feststellung, dass der aktuelle Wissensstand über das Krebsrisiko bei Frauen nach IVF hauptsächlich auf Untersuchungen basiert, die Frauen im deutlich jüngeren Alter untersucht haben.

Das Ziel dieser Studie war es deshalb, das Krebsrisiko von IVF-Patientinnen, die im Alter von 40 Jahren und älter behandelt und über einen längeren Zeitraum danach beobachtet wurden, zu untersuchen.

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Künstliche Befruchtung & Altersgrenze: BGH Urteil & Studie zur IVF über 40!

Studie aus Israel

Die Studie aus Israel hat insgesamt 501 Frauen, die mit 40 Jahren und älter eine IVF Therapie durchlaufen haben, über mehr als 16 Jahre lang beobachtet und untersucht. Du findest den Link zur Studie unten in der Literaturliste.

Das Ergebnis:

Es konnte kein signifikant höheres Krebsrisiko während der Langzeitbeobachtung festgestellt werden:

  • Das mittlere Alter der Frauen lag beim ersten IVF-Zyklus bei 42,3 Jahre
  • Die durchschnittliche Anzahl der IVF-Zyklen betrug 3,2
  • 36 von den 501 Frauen (7,2%) entwickelten Krebs, im Vergleich zu 47,2 erwarteten Fällen
  • Bei 22 Frauen wurde Brustkrebs diagnostiziert, im Vergleich zu 19,84 erwarteten Fällen.

Wie immer sind weitere Studien erforderlich, um dieses Ergebnis zu bestätigen.

Trotzdem geht es dir vielleicht so wie mir: Ich war erstmal über dieses Ergebnis erleichtert, auch wenn das Schicksal jeder erkrankten Frau dadurch nicht weniger schlimm oder weniger wichtig ist.

So sieht es aus ungewollt kinderlos zu sein!

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Spätfolgen künstliche Befruchtung

Bei einer weiteren Studie aus England haben 255.786 Frauen teilgenommen.

Neben der deutlich größere Gruppe wurde bei dieser Studie auch keiner spezifischen Altersbegrenzung gefolgt. Vielmehr wurden die Daten aller Frauen, die sich einer assistierten Reproduktion zwischen 1991 und 2010 unterzogen hatten, von der Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) in England, Wales und Schottland eingeholt.

Ziel der Studie war es herauszufinden, ob bei diesen Frauen ein erhöhtes Risiko für Brust-, Eierstock- und Endometriumkarzinome nachgewiesen werden kann.

Studie aus England

Die Studie aus England konnten folgende Ergebnisse präsentieren:

Es konnte kein erhöhtes Risiko für Endometriumkarzinome nachgewiesen werden. Insgesamt erkrankten in der Gruppe 164 Frauen an einem Endometriumkarzinom, die standardisierte Inzidenzrate lag bei 146.9 Fällen (164 cancers observed v 146.9 cancers expected; SIR 1.12, 95% confidence interval 0.95 to 1.30).

Die standardisierte  Inzidenzrate gibt die Häufigkeit eines Ereignisses (hier der Erkrankung an einem Endometriumkarzinom) einer betrachteten Gruppe von Personen in Bezug auf die Gesamtbevölkerung an.

Weiterhin konnten die Wissenschaftler auch kein signifikant erhöhtes Risiko für  Mammakarzinome generell (2578 v 2641.2; SIR 0.98, 0.94 to 1.01) und auch nicht  für invasive Mammakarzinome finden (2272 v 2371.4; SIR 0.96, 0.92 to 1.00). Lediglich das Risiko für ein Karzinom in situ der Brust war geringfügig erhöht (291 v 253.5; SIR 1.15, 1.02 to 1.29; absolute excess risk (AER) 1.7 cases per 100 000 person years, 95% confidence interval 0.2 to 3.2).

Schließlich wurde das Risiko für Ovarialkarzinome untersucht und hierbei ein erhöhtes Risiko festgestellt (405 v 291.82; SIR 1.39, 1.26 to 1.53; AER 5.0 cases per 100 000 person years, 3.3 to 6.9).

Allerdings muss hierbei erwähnt werden, dass bei den betroffenen Frauen auch andere Risikofaktoren wie beispielsweise das Vorliegen von PCOS oder andere individuelle Eigenschaften eine Rolle spielen. So fand die Studie beispielsweise kein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs bei den Frauen, die „nur“ aufgrund der eingeschränkten Fruchtbarkeit ihres Partners behandelt wurden.

Die Studie konnte kein erhöhtes Risiko für Endometriumkarzinome und Mammakarzinome finden. Lediglich das Risiko für in situ Karzinome der Mamma war marginal erhöht. Es konnte ein erhöhtes Risiko für Ovarialkarzinome nachgewiesen werden, jedoch nur bei Frauen, die weitere Risikofaktoren für diese Krebsart aufwiesen.

Fazit: Künstliche Befruchtung & die Spätfolgen

Die Ergebnisse bestätigen die bisherige Studienlage: Eine künstliche Befruchtung scheint das onkologische Risiko für bestimmte Krebsarten nicht oder nur marginal zu erhöhen.  Die Wissenschaftler raten jedoch zu weiteren Untersuchungen, um weitere Erkenntnisse zu erhalten.

Insgesamt also ein eher beruhigendes Ergebnis. Ich werde weiter laufend über neue Studien berichten und dich auf dem Laufenden halten.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema künstliche Befruchtung & Spätfolgen

  • Avi Tsafrir et al.: Cancer in IVF patients treated at age 40 and older: long term follow up. Reproductive Biomedicine Online, im Druck. DOI: https://doi.org/10.1016/j.rbmo.2019.11.015
  • Carrie L. Williams et al.: Risks of ovarian, breast, and corpus uteri cancer in women treated with assisted reproductive technology in Great Britain, 1991-2010: data linkage study including 2.2 million person years of observation. British Medical Journal 2018; 362: k2644.
  • Frida E. Lundberg, Anastasia N. Iliadou, Kenny Rodriguez-Wallberg, Christina Bergh, Kristina Gemzell-Danielsson, Anna L.V. Johansson: Ovarian stimulation and risk of breast cancer in Swedish women, Fertility & Sterility, July 2017, Volume 108, Issue 1, Pages 137–144.

Weiterlesen:

Foto: Bigstock.com / © vchal

Künstliche Befruchtung & Spätfolgen: Ist das Krebsrisiko erhöht?Silke2021-03-31T18:59:28+02:00
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