Erfahre alles über die verschiedenen Methoden der Reproduktionsmedizin. Hol dir Erfahrungsberichte und Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Behandlung.

Low Responder: Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt!

Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt, stellt sich die Frage nach den Schwangerschaftschancen eines Paares bei weiteren IVF bzw. ICSI Versuchen. Heute möchte ich dir eine retrospektive Analyse vorstellen, die dieser Frage für eine bestimmte Gruppe von Frauen mit Kinderwunsch, nämlich der der sogenannten Low Responder, nachgegangen ist.

Schwangerschaftsraten bei Low Responder

In dieser retrospektiven Analyse  geht es um die Gruppe der sogenannten Low Responder. Als Low Responder werden in der Reproduktionsmedizin Frauen bezeichnet, die nicht gut auf die Hormonstimulation im Rahmen einer IVF oder einer ICSI ansprechen. Dieses schlechte Ansprechen auf die Behandlung wird nach den sogenannten Bologna Kriterien definiert.

Mindestens 2 der folgenden 3 Kriterien müssen zutreffen:

  • Alter der Frau > 40 Jahre
  • Schlechtes Ansprechen im Rahmen einer ovariellen Stimulation für die assistierte Reproduktion mit der Gewinnung von ≤ 3 Eizellen
  • Niedriger antraler Follikelcount (<7) oder AMH unter 0.5–1.1 ng/ml

Die restrospektive Analyse ist der Frage nachgegangen, wie hoch die Chance von Low Responder bei weiteren Ivf bzw. ICSI Behandlungen ist.

Dazu wurden 821 Low Responder und ihre Chance auf eine Lebendgeburt untersucht. Die meisten der in die Analyse einbezogenen Frauen waren über 40 Jahre alt und hatten entweder in den vorangehenden Versuchen wenige Eizellen (3 Eizellen oder weniger) oder wiesen einen geringen antralen Follikelcount auf (<7).

Low Responder Chancen

Das Ergebnis der Analyse ist leider wenig erbaulich.

Bei den Frauen, die 40 Jahre und älter waren und bei denen in den bisherigen IVF- bzw. ICSI Versuchen nur wenige Eizellen punktiert werden konnten , lag die Lebendgeburtenrate bei weiteren Versuchen mit 2,3% extrem niedrig. Etwas besser schnitten Frauen ab, die jünger als 40 Jahre alt waren, aber trotzdem wenige Eizellen und einen niedrigen antralen Follikelcount aufwiesen. Hier lag die Lebendgeburtenrate bei 8,7%.

Insgesamt sind diese Zahlen sehr unerfreulich und sie machen deutlich, wie bedeutsam eine Beratung im Vorfeld einer IVF oder ICSI ist.

Ich finde es sehr wichtig, dass Kinderwunsch Paare um ihre Chancen auf Erfolg bzw. Misserfolg wissen und entsprechend aufgeklärt und beraten werden.

Die Chance von Frauen, die über 40 Jahre alt sind und die wenige Eizellen pro Versuch haben, sind leider nicht gut. Und das sollte im Rahmen einer Beratung deutlich kommuniziert werden.

Eine Lebendgeburtenrate von 2,3% führt für mich auch zwangsläufig zu der Frage, ob sich das jeweils betroffene Paar Gedanken über alternative Wege zum Wunschkind gemacht hat. Auch ein Abschiednehmen vom Kinderwunsch sollte in einer Beratung thematisiert werden.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur:

  • Gurkan Bozdag et al.: Live birth rates in various subgroups of poor ovarian responders fulfilling the Bologna criteria. Reproductive Biomedicine Online, June 2017 Volume 34, Issue 6, Pages 639–644.
  • Johnny S. Younis et al.: The Bologna criteria for poor ovarian response: a contemporary critical appraisal. J Ovarian Res. 2015; 8: 76.
Low Responder: Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt!Silke2021-04-07T22:29:22+02:00

Verhindert Stress die Einnistung nach einer künstlichen Befruchtung?

„Lass es jetzt unbedingt ruhiger angehen und entspann Dich, denn Stress verhindert die Einnistung!“ Wenn Du Kinderwunsch hast und vielleicht gerade in Behandlung in einem Kinderwunschzentrum bist, dann kennst Du diesen Tipp aus Deinem Familien- oder Freundeskreis bestimmt aus eigener Erfahrung. Doch ist das richtig? Steigen die Erfolgschancen im Rahmen einer Kinderwunsch Behandlung schneller schwanger zu werden, wenn Du nicht gestresst bist?

Stress & Einnistung: Metaanalyse

Eines ist definitiv richtig: Eine künstliche Befruchtung bedeutet unglaublich großen Stress!

Die vielen Untersuchungen und Termine im Kinderwunschzentrum, die Hormonschwankungen, das Warten, die Ungewissheit und die finanzielle Belastung machen es fast unmöglich sich zu entspannen.

Eine Übersichtsarbeit zum Thema Stress & Einnistung wurde von der Stony Brook Universität im US-Bundesstaat New York veröffentlicht. Die Wissenschaftler werteten dafür 20 prospektive Studien aus, in denen die Belastung durch Stress vor und während der Kinderwunschbehandlung erfasst und in Beziehung zum positiven oder negativen Ausgang der Therapie gesetzt wurde. Insgesamt wurden dazu die Daten von mehr als 4.300 Frauen untersucht.

 

Das Ergebnis: Stress scheint sich nicht negativ auf die Schwangerschaftsraten nach einer künstlichen Befruchtung auszuwirken. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass es begründbare Zweifel gibt, dass ein „sich Entspannen müssen“ notwendig ist, um mithilfe einer IVF schwanger zu werden. Stress hat damit ganz offenbar  keine Auswirkungen auf die Erfolgsraten einer künstlichen Befruchtung.

Nützliche Artikel: 

Stress verhindert nicht die Einnistung

Was für eine gute Nachricht!

Denn dieses Ergebnis nimmt den Druck und die Angst selbst schuld zu sein, wenn es nach der Behandlung nicht mit der Schwangerschaft klappen sollte.

Trotzdem macht es natürlich Sinn den eigenen Stresslevel zu senken und beispielsweise durch eine Beratung vor oder während der Kinderwunschbehandlung wichtige Fragen oder belastende Aspekte der Therapie zu beleuchten. Hier geht es dann aber darum, die eigene Lebensqualität zu verbessern und mögliche negative Auswirkungen der Behandlung auf die Beziehung anzusprechen. Auch Yoga oder andere Entspannungstechniken können hilfreich sein.

Die Erfolgsraten nach der künstlichen Befruchtung scheinen davon aber nicht beeinflusst zu werden.

Ein negatives Testergebnis nach einer IVF ist demnach nicht auf die fehlende eigene Stressresistenz zurückzuführen.

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

Literatur zu Stress verhindert Einnistung

  • Nicoloro-SantaBarbara J, Busso C, Moyer A, Lobel M: Just relax and you’ll get pregnant? Meta-analysis examining women’s emotional distress and the outcome of assisted reproductive technology. Soc Sci Med. 2018 Sep;213:54-62.
  • Boivin J ,Griffiths E, Venetis CA: Emotional distress in infertile women and failure of assisted reproductive technologies: Meta-analysis of prospective psychosocial studies. BMJ 2011; 342:d223 doi: 10.1136/bmj.d223.

Foto: Bigstockphoto.com / ©  deagreez

Verhindert Stress die Einnistung nach einer künstlichen Befruchtung?Silke2024-02-16T14:53:09+02:00

Die Kinderwunsch Krise als Chance sehen? Über Feuer und eine neue Einsicht!

Eigentlich mag ich den Spruch von der Krise als Chance nicht. Er wirkt auf mich wie eine Floskel, die gerne verwendet wird, um jemandem halbherzig Mut in einer schwierigen Lebensphase zuzusprechen. Manchmal kann dieser Ratschlag auch sehr verletzend sein, denn wenn ich richtig im Loch sitze und total verzweifelt bin, dann fehlt mir die Kraft und Phantasie diese Situation auch noch als einzigartige Chance in meinem Leben zu begreifen.

Die Krise zur Chance wenden

In letzter Zeit hat mein Verständnis allerdings eine Wandlung erfahren.

Ausgerechnet in der Begegnung mit Feuer und totaler Zerstörung kann ich die Krise jetzt ganz neu als Chance für Veränderung und Neubeginn sehen.

Das Thema Feuer ist in meinem Lebensumfeld immer wieder präsent. Denn es brennt in Kalifornien regelmäßig lichterloh.

Viele  Menschen haben dadurch ihr Leben verloren, tausende Häuser und hunderttausende Quadratmeter an Wald sind in Rauch aufgegangen. Die Zerstörung übersteigt mein Aufnahmevermögen, die Not und Verzweiflung ist riesengroß.

Was tun, wenn vom eigenen Leben nur noch ein großer Haufen Asche übrig bleibt?

Krise als Bedingung für Wachstum und Erneuerung

In einer solchen Situation wirkt der Ratschlag Krisen doch als Chance zu begreifen zynisch.

Die Verzweiflung und eigene Ohnmächtigkeit ist übermächtig.

Mit diesem Verständnis und dem Wunsch nach etwas Erholung bin ich in den Yosemite Nationalpark gefahren. Doch wieder begegnete mir Feuer und ganze Friedhöfe verkokelter Wälder.

Krise als Chance Friedhof der Bäume

Krise als Chance: Friedhof der Bäume, Yosemite National Park

Gleichzeitig aber drängte sich mir eine Frage auf:

Was würde es bedeuten, wenn die Krise von vornherein eingeplant und sogar zur Bedingung für eine Erneuerung gemacht worden wäre?

Die nordamerikanischen Riesenmammutbäume (Sequoia) haben sich perfekt an die regelmäßigen Feuer in Kalifornien angepasst.

Vielmehr noch: Die Mammutbäume brauchen  die Flammen für ihre Fortpflanzung.

Nur nach dem Durchzug von Feuer und Rauch öffnen sich deren Zapfen und geben die Samen der Bäume frei, die dann auf den durch die Asche frisch gedüngten Boden fallen und dort ideale Bedingungen finden.

Dieses neue Wissen berührt mich und öffnet mir einen neuen Zugang zur Krise als Chance.

Es lässt mich den größeren Zusammenhang, in dem wir alle stehen, erahnen und verschafft mir eine neue Perspektive für das Ganze in seinem Zyklus von Geburt, Wachstum, aber auch Abschied und Tod.

Krisen als Chance begreifen

Selbstverständlich lässt sich die geniale Anpassung der Sequioa an ihre Umwelt nicht einfach auf uns Menschen übertragen. Und trotzdem wirft es ein völlig neues Licht auf krisenhafte Ereignisse im Leben.

Wir wissen alle, dass Krisen zum Leben dazu gehören.

Auch der für viele Paare und Frauen extrem lange und steinige Kinderwunschweg gehört dazu.

Ich würde mir wünschen, dass wir alle von klein auf den Umgang mit Krisen besser erlernen und uns Geschichten wie die von den dem Feuer trotzenden Mammutbäumen erzählt werden würden.

Eine Krise kann tatsächlich eine Chance sein, um zu wachsen und den Boden für etwas ganz Neues zu schaffen.

Krisen zwingen dich, nach neuen Möglichkeiten zu suchen.

Wenn der eine Weg nicht oder nicht mehr funktioniert, dann macht es Sinn, sich nach anderen Optionen umzuschauen.

Wenn Feuer mit regelmäßiger Sicherheit zu erwarten ist, dann ist es genial, dieses zerstörerische Ereignis umzukehren und zur Voraussetzung für neues Leben zu machen.

Ich kann mir kaum eine kraftvollere und sinnvollere Umwandlung dieser Krise in eine Chance vorstellen.

Lass mich wissen, wenn du magst, was dir im Moment durch den Kopf geht!

Herzliche Grüße

Silke

Foto: Bigstockphoto.com / Ekaterina Elagina

Die Kinderwunsch Krise als Chance sehen? Über Feuer und eine neue Einsicht!Silke2021-03-31T19:50:21+02:00

Risiko künstliche Befruchtung: Ist das Krebsrisiko beim Kind erhöht?

Erhöht eine IVF oder eine ICSI das Risiko für das Kind an Krebs zu erkranken?  Wenn du dich aktuell mit dem Thema künstliche Befruchtung beschäftigst oder bereits mitten in der Therapie steckst, dann kennst du bestimmt die Sorge, dass die Kinderwunschbehandlung gesundheitliche Auswirkungen auf dein Kind haben könnte.

In diesem Artikel möchte ich dir eine neue Studie aus Dänemark vorstellen, die der Frage nachgegangen ist, ob es einen Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeitsbehandlungen und dem Krebsrisiko bei den auf diese Weise entstandenen Kinder gibt.

Risiko künstliche Befruchtung: Die Angst vor Krebs

Weltweit werden immer mehr Kinder nach einer künstlichen Befruchtung geboren, obwohl nicht abschließend geklärt ist, ob die Behandlung die Gesundheit der Kinder beeinflusst.

Wissenschaftler am Danish Cancer Society Research Center sind deshalb der Frage im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie nachgegangen:

  • Basierend auf den Daten des dänischen Bevölkerungsregisters und der dänischen Unfruchtbarkeitskohorte wurden die Daten von 1 085 172 Kindern einbezogen, die zwischen dem 1. Januar 1996 und dem 31. Dezember 2012 in Dänemark geboren wurden.
  • Es wurden verschiedene Methoden der Reproduktionsmedizin (IVF, ICSI und Transfer von zuvor tiefgefrorenen Embryonen) als auch die Anwendung verschiedener Medikamente (Clomifen, Gonadotropine, Gonadotropin-freisetzende Hormonanaloga, humanes Choriongonadotropin, Progesteron, Östrogen) untersucht. Die Ergebnisse wurden mit den Kindern von fruchtbaren Frauen ohne Behandlung verglichen.

Ergebnisse der Studie aus Dänemark

Bei insgesamt 2217 Kindern aus der Studie wurde Krebs diagnostiziert. Die Nachbeobachtung dazu erfolgte in den Jahren 1996-2015.

Die dänischen Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass nur Kinder, die aus dem Transfer von zuvor kryokonservierten Embryonen entstanden sind, ein geringes, aber statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Krebs haben (14 cancer cases; hazard ratio, 2.43 [95% CI, 1.44 to 4.11]; incidence rate difference, 26.9 [95% CI, 2.8 to 51.0] per 100 000).

Hierbei konnte hauptsächlich ein erhöhtes Leukämierisiko und eine größere Anzahl von Tumoren des Sympathikus festgestellt werden.

Wichtig: Es konnten kein statistisch erhöhtes Krebsrisiko bei den Kindern, die im Rahmen der anderen untersuchten Fertilitätsbehandlungen (IVF & ICSI ohne Kryokonservierung von Embryonen) gezeugt wurden, festgestellt werden!

Weitere nützliche Artikel …

Welche Krankenkasse übernimmt künstliche Befruchtung zu 100 Prozent?

Mit Ava schwanger geworden? Lisas Erfahrungsbericht

Homöopathische Mittel bei Kinderwunsch: Eine Übersicht

Fazit: Kein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder nach künstlicher Befruchtung

Was bedeutet das nun genau?

Die dänische Studie konnte kein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder nach IVF oder ICSI feststellen.

Ausgenommen sind allerdings die Kinder, die durch zuvor tief gefrorene Embryonen entstanden sind. Diese Kinder haben laut der Studie ein erhöhtes onkologisches Risiko und hierbei vor allem an einer  Leukämie zu erkranken.

Weiterhin macht das Ergebnis klar, dass die Frage nach möglichen Spätfolgen der Kinderwunschbehandlung für die Kinder nicht abschließend geklärt ist.

Ich halte es für wichtig, dass Kinderwunsch Paare über diesen Forschungsstand aufgeklärt werden. Jedes Paar, das sich für eine künstliche Befruchtung entscheidet, sollte entsprechend beraten werden.

Die vorliegende Studie aus Dänemark liefert wichtige neue Erkenntnisse, es wird aber auch deutlich, dass es weiterer Forschung bedarf.

Wenn du dich auch für das Thema künstliche Befruchtung & die Spätfolgen für die Frau interessierst, kann ich dir folgende Artikel auf meinem Kinderwunsch Blog empfehlen:

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema Risiko künstliche Befruchtung

  • Marie Hargreave et al. Association Between Fertility Treatment and Cancer Risk in Children. JAMA. 2019 Dec 10;322(22):2203-2210. doi: 10.1001/jama.2019.18037.
  • Guo XY et al. Cardiovascular and metabolic profiles of offspring conceived by assisted reproductive technologies: a systematic review and meta-analysis. Fertil Steril. 2017 Mar;107(3):622-631.e5. doi: 10.1016/j.fertnstert.2016.12.007. Epub 2017 Jan 16.
  • Belva F et al. Semen quality of young adult ICSI offspring: the first results. Hum Reprod. 2016 Dec;31(12):2811-2820. Epub 2016 Oct 5.
  • Carrie L. Williams et al. Cancer Risk among Children Born after Assisted Conception. N Engl J Med 2013; 369:1819-1827 DOI: 10.1056/NEJMoa1301675

Weiterlesen:

Foto: stock.adobe.com © ivan kmit

Risiko künstliche Befruchtung: Ist das Krebsrisiko beim Kind erhöht?Silke2021-03-31T19:10:36+02:00

Künstliche Befruchtung & Spätfolgen: Ist das Krebsrisiko erhöht?

Bringt eine künstliche Befruchtung Spätfolgen mit sich? Und wie sieht es vor allem mit dem Krebsrisiko aus? Erhöht sich das individuelle Krebsrisiko durch die Behandlung und Hormonstimulation? Wenn du dich mit dem Thema künstliche Befruchtung beschäftigst oder vielleicht selbst gerade mitten in einer Behandlung steckst, dann beschäftigen dich diese Fragen vielleicht auch.

Heute möchte ich über 2 Studien berichten, die der Frage nach dem Krebsrisiko nach einer IVF nachgegangen sind. Zudem habe ich bereits vor einiger Zeit von einer Studie aus Schweden hier berichtet. Wenn du magst, schau dir auch diese die Ergebnisse an.

Künstliche Befruchtung: Risiken

Die erste Studie kommst aus Israel und hat sich der Frage gewidmet, wie das Krebsrisiko von Frauen aussieht, die sich einer In-Vitro-Fertilisation (IVF) unterzogen haben und dabei bereits 40 Jahre oder älter waren.

Hintergrund dieser Untersuchung war die Feststellung, dass der aktuelle Wissensstand über das Krebsrisiko bei Frauen nach IVF hauptsächlich auf Untersuchungen basiert, die Frauen im deutlich jüngeren Alter untersucht haben.

Das Ziel dieser Studie war es deshalb, das Krebsrisiko von IVF-Patientinnen, die im Alter von 40 Jahren und älter behandelt und über einen längeren Zeitraum danach beobachtet wurden, zu untersuchen.

8 Tipps, wie du dich auf eine IVF vorbereiten kannst

Künstliche Befruchtung & Altersgrenze: BGH Urteil & Studie zur IVF über 40!

Studie aus Israel

Die Studie aus Israel hat insgesamt 501 Frauen, die mit 40 Jahren und älter eine IVF Therapie durchlaufen haben, über mehr als 16 Jahre lang beobachtet und untersucht. Du findest den Link zur Studie unten in der Literaturliste.

Das Ergebnis:

Es konnte kein signifikant höheres Krebsrisiko während der Langzeitbeobachtung festgestellt werden:

  • Das mittlere Alter der Frauen lag beim ersten IVF-Zyklus bei 42,3 Jahre
  • Die durchschnittliche Anzahl der IVF-Zyklen betrug 3,2
  • 36 von den 501 Frauen (7,2%) entwickelten Krebs, im Vergleich zu 47,2 erwarteten Fällen
  • Bei 22 Frauen wurde Brustkrebs diagnostiziert, im Vergleich zu 19,84 erwarteten Fällen.

Wie immer sind weitere Studien erforderlich, um dieses Ergebnis zu bestätigen.

Trotzdem geht es dir vielleicht so wie mir: Ich war erstmal über dieses Ergebnis erleichtert, auch wenn das Schicksal jeder erkrankten Frau dadurch nicht weniger schlimm oder weniger wichtig ist.

So sieht es aus ungewollt kinderlos zu sein!

Idiopathische Sterilität: Bringt eine IVF die besseren Chancen?

Spätfolgen künstliche Befruchtung

Bei einer weiteren Studie aus England haben 255.786 Frauen teilgenommen.

Neben der deutlich größere Gruppe wurde bei dieser Studie auch keiner spezifischen Altersbegrenzung gefolgt. Vielmehr wurden die Daten aller Frauen, die sich einer assistierten Reproduktion zwischen 1991 und 2010 unterzogen hatten, von der Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) in England, Wales und Schottland eingeholt.

Ziel der Studie war es herauszufinden, ob bei diesen Frauen ein erhöhtes Risiko für Brust-, Eierstock- und Endometriumkarzinome nachgewiesen werden kann.

Studie aus England

Die Studie aus England konnten folgende Ergebnisse präsentieren:

Es konnte kein erhöhtes Risiko für Endometriumkarzinome nachgewiesen werden. Insgesamt erkrankten in der Gruppe 164 Frauen an einem Endometriumkarzinom, die standardisierte Inzidenzrate lag bei 146.9 Fällen (164 cancers observed v 146.9 cancers expected; SIR 1.12, 95% confidence interval 0.95 to 1.30).

Die standardisierte  Inzidenzrate gibt die Häufigkeit eines Ereignisses (hier der Erkrankung an einem Endometriumkarzinom) einer betrachteten Gruppe von Personen in Bezug auf die Gesamtbevölkerung an.

Weiterhin konnten die Wissenschaftler auch kein signifikant erhöhtes Risiko für  Mammakarzinome generell (2578 v 2641.2; SIR 0.98, 0.94 to 1.01) und auch nicht  für invasive Mammakarzinome finden (2272 v 2371.4; SIR 0.96, 0.92 to 1.00). Lediglich das Risiko für ein Karzinom in situ der Brust war geringfügig erhöht (291 v 253.5; SIR 1.15, 1.02 to 1.29; absolute excess risk (AER) 1.7 cases per 100 000 person years, 95% confidence interval 0.2 to 3.2).

Schließlich wurde das Risiko für Ovarialkarzinome untersucht und hierbei ein erhöhtes Risiko festgestellt (405 v 291.82; SIR 1.39, 1.26 to 1.53; AER 5.0 cases per 100 000 person years, 3.3 to 6.9).

Allerdings muss hierbei erwähnt werden, dass bei den betroffenen Frauen auch andere Risikofaktoren wie beispielsweise das Vorliegen von PCOS oder andere individuelle Eigenschaften eine Rolle spielen. So fand die Studie beispielsweise kein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs bei den Frauen, die „nur“ aufgrund der eingeschränkten Fruchtbarkeit ihres Partners behandelt wurden.

Die Studie konnte kein erhöhtes Risiko für Endometriumkarzinome und Mammakarzinome finden. Lediglich das Risiko für in situ Karzinome der Mamma war marginal erhöht. Es konnte ein erhöhtes Risiko für Ovarialkarzinome nachgewiesen werden, jedoch nur bei Frauen, die weitere Risikofaktoren für diese Krebsart aufwiesen.

Fazit: Künstliche Befruchtung & die Spätfolgen

Die Ergebnisse bestätigen die bisherige Studienlage: Eine künstliche Befruchtung scheint das onkologische Risiko für bestimmte Krebsarten nicht oder nur marginal zu erhöhen.  Die Wissenschaftler raten jedoch zu weiteren Untersuchungen, um weitere Erkenntnisse zu erhalten.

Insgesamt also ein eher beruhigendes Ergebnis. Ich werde weiter laufend über neue Studien berichten und dich auf dem Laufenden halten.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema künstliche Befruchtung & Spätfolgen

  • Avi Tsafrir et al.: Cancer in IVF patients treated at age 40 and older: long term follow up. Reproductive Biomedicine Online, im Druck. DOI: https://doi.org/10.1016/j.rbmo.2019.11.015
  • Carrie L. Williams et al.: Risks of ovarian, breast, and corpus uteri cancer in women treated with assisted reproductive technology in Great Britain, 1991-2010: data linkage study including 2.2 million person years of observation. British Medical Journal 2018; 362: k2644.
  • Frida E. Lundberg, Anastasia N. Iliadou, Kenny Rodriguez-Wallberg, Christina Bergh, Kristina Gemzell-Danielsson, Anna L.V. Johansson: Ovarian stimulation and risk of breast cancer in Swedish women, Fertility & Sterility, July 2017, Volume 108, Issue 1, Pages 137–144.

Weiterlesen:

Foto: Bigstock.com / © vchal

Künstliche Befruchtung & Spätfolgen: Ist das Krebsrisiko erhöht?Silke2021-03-31T18:59:28+02:00

Künstliche Befruchtung & Altersgrenze: BGH Urteil & Studie zur IVF über 40!

In diesem Artikel möchte ich dir gerne das Urteil des Bundesgerichtshofs zum Thema künstliche Befruchtung und Altersgrenze vorstellen. Weiterhin möchte ich dir von einer Studie aus Israel berichten, die zum Thema künstliche Befruchtung bei 41 – 43 jährigen Frauen interessante Erkenntnisse veröffentlicht hat. Dieser Artikel verbindet also Informationen zur Übernahme der Behandlungskosten bei einer künstlichen Befruchtung mit der Frage, bis zu welcher Altersgrenze eine künstliche Befruchtung erfolgsversprechend ist.

Neues BGH Urteil: Altersgrenze & das Recht auf eine späte Mutterschaft

Nachdem ein Paar aus Bremen geklagt hatte, weil ihre Behandlungskosten für mehrere IVF Versuche nicht von ihrer privaten Krankenkasse übernommen wurden, hat der Bundesgerichtshof im Dezember 2019 ein Urteil gesprochen: Das Alter der Frau ist allein kein Grund, die Kosten der künstlichen Befruchtung nicht zu übernehmen!

“Das Selbstbestimmungsrecht der Ehegatten umfasst grundsätzlich auch die Entscheidung, sich den Kinderwunsch in fortgeschrittenem Alter unter Inkaufnahme altersspezifischer Risiken zu erfüllen.”

Urteil des BGH vom 4.12.19 (AZ IV ZR 323/18).

Krankenkassen können damit tatsächlich verpflichtet sein, auch bei älteren Frauen die Kosten für eine künstliche Befruchtung zu übernehmen.

Alle Infos zum neuen BGH Urteil habe ich dir hier zusammengefasst! Dort findest du auch den Link zum BGH Urteil selbst.

Künstliche Befruchtung: Altersgrenze & Fruchtbarkeit

Das Thema Alter und Fruchtbarkeit beschäftigt viele Frauen mit Kinderwunsch und ich erinnere mich selbst nur zu gut an meine eigene Unsicherheit als ich mit 38 Jahren angefangen habe über ein 2. Kind nachzudenken.

Sicherlich weißt du um die Zusammenhänge zwischen dem Alter der Frau und ihrer Fruchtbarkeit. Leider kann auch eine künstliche Befruchtung die abnehmende Schwangerschaftswahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter nicht ausschalten. Die Erfolgschancen einer IVF oder ICSI sind definitiv altersabhängig, es stellt sich aber die Frage bis zu welcher Altersgrenze eine künstliche Befruchtung mit den eigenen Eizellen noch lohnt.

Künstliche Befruchtung über 40 erfolgversprechend?

Dieser Frage ist eine neue Studie aus Tel Aviv in Israel nachgegangen. In dieser Studie wurden insgesamt 146 Frauen untersucht, die einen ersten IVF Versuch im Alter zwischen 41 und 43 Jahren begonnen hatten. Als Parameter für den Erfolg der IVF Therapie wurde die Lebendgeburtenwahrscheinlichkeit und nicht die Schwangerschaftsrate verwendet.

Keine Frau und kein Paar wünscht sich 6 oder gar 13 IVF Versuche! Und mir ist klar, dass diese Zahlen nicht gerade erbaulich sind. Trotzdem finde ich die Ergebnisse hilfreich:

  • Die Studie liefert neue Hinweise darauf, dass eine künstliche Befruchtung über 6 Versuche hinaus bei Frauen im Alter von 41 bis 43 Jahren wenig erfolgsversprechend ist.
  • Positiv ist, dass eine kumulierte Lebendgeburtenwahrscheinlichkeit von 28,8% nach bis zu 6 IVF Versuchen einen Therapiebeginn durchaus argumentativ vertretbar machen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass im Vorfeld einer Behandlung eine ausführliche Beratung des Paares stattfinden sollte, bei der auf diese eingeschränkten Erfolgschancen hingewiesen wird. Eine Beratung kann vor zu hohen Erwartungen schützen!
  • Die Studie konnte eine abnehmende Lebendgeburtenwahrscheinlichkeit der 41 bis 43 jährigen Frauen festhalten: Die kumulierte Lebendgeburtenwahrscheinlichkeit pro Behandlungszyklus lag bei den 42 jährigen Frauen bei 8%, bei den 42 jährigen bei 5,8% und bei den 43 jährigen Studienteilnehmerinnen bei 4,1%.
  • Neben dem Alter konnte als wichtigster Einflussfaktor auf den Erfolg der IVF Therapie das Rauchen nachgewiesen werden. Rauchen minimierte die Wahrscheinlichkeit auf eine Lebendgeburt um ca. 80%!

Künstliche Befruchtung: Altersgrenze bleibt ein Problem

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Thema Alter und Altersgrenze bei Frauen über 40 Jahren, die über eine künstliche Befruchtung nachdenken, ein kaum lösbares Problem bleibt. Dies ist gerade in Deutschland der Fall, da hier immer noch die Eizellspende verboten ist.

Die Erfolgsaussichten einer IVF Therapie  über 40 Jahre sind leider bescheiden, es gibt hier aus meiner Sicht wenig zu beschönigen. Auf der anderen Seite sind IVF Versuche im Alter zwischen 41 und 43 Jahren sicherlich nicht aussichtslos!

Eine umfassende Beratung des Paares erscheint besonders wichtig, um sorgfältig abzuwägen, ob dieser Weg mit all seinen Risiken und Belastungen wirklich der richtige ist.

Herzliche Grüße

Silke

Quellen zum Thema künstliche Befruchtung & Altersgrenze

  • Oshrit Lebovitz et al.: The expected cumulative incidence of live birth of patients starting IVF treatment at age 41 years or older. Reproductive Biomedicine Online, im Druck.
  • M. Devesa1, R. Tur1, F.: I will use my own”: until what age? ESHRE Annual Meeting, Lisbon 2015.
  • Klipstein S, Regan M, Ryley DA, Goldman MB, Alper MM, Reindollar RH: One last chance for pregnancy: a review of 2,705 in vitro fertilization cycles initiated in women age 40 years and above. Fertility and Sterility, Volume 84, Issue 2, pages 435-445.

Weiterlesen:

Foto: Bigstock.com / ©  monkeybusinessimages

Künstliche Befruchtung & Altersgrenze: BGH Urteil & Studie zur IVF über 40!Silke2024-02-16T14:53:05+02:00
Nach oben