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Gratwanderung Kinderwunsch: Kennt dein Kinderwunsch Grenzen?

Abends beim Zubettgehen erzählt mir mein kleiner Sohn manchmal, was er heute alles erlebt und gelernt hat. Diese Zeit gehört für mich zu den kostbarsten Momenten am Tag, weil wir er mich ganz nah an dem teilhaben lässt, was seine kleine Seele berührt und beschäftigt.

„Body Change“ sagt er zu mir. „Wir haben heute Body Change gespielt und ich war Shrek.“

Ich muss mir das Lachen verkneifen. Ich hatte mit Superman gerechnet, aber Shrek? Dieser grünlich große Oger mit den Trompetenohren?

„Shrek ist ein Held“, erklärt mir mein Sohn mit bedeutungsvollem Blick. Und er ist unglaublich stark, hat eine Frau, ein Haus und später auch viele Kinder. Er ist glücklich und zufrieden mit seinem Leben.

Stark, schön, fruchtbar

Du hast bestimmt auch als Kind geträumt oder?

Davon fliegen zu können oder mit Tieren zu sprechen. Oder groß zu sein und stark oder hübsch. Mit magischen Kräften ausgestattet zu sein und viele spannende Abenteuer zu erleben.

Das Schöne an solchen Träumen ist, dass man alles zur Verfügung hat:  Den perfekten Körper, die richtigen Lebensaufgabe und eine liebende Familie. Es fehlt nichts, um einfach nur glücklich zu sein.

Auch wir Erwachsene träumen gerne davon uns selbst zu optimieren. Und es geht dabei oft um Schönheit, Gesundheit oder Fruchtbarkeit.

Unser Körper soll möglichst fehlerfrei funktionieren und seine Aufgaben zuverlässig erfüllen.

Denn unser Plan vom Leben soll aufgehen und wir sind auch bereit uns dafür tatkräftig anzustrengen.

Kinderwunsch: Den Körper optimieren

Wenn sich der Kinderwunsch nach einer gewissen Zeit nicht erfüllt, beginnt die Suche nach möglichen Ursachen und Ansätzen, um die eigene Fruchtbarkeit zu verbessern.

Der Frauenarzt und Urologe wird aufgesucht und möglicherweise bestimmte Diagnosen erstellt.

Die eigene Fruchtbarkeit wird mit gesunder Ernährung, Zyklustees und homöopathischen Mitteln optimiert.

Der Zyklus wird getrackt und jegliches Körpersymptom genau unter die Lupe genommen.

Und es wird medizinische Hilfe in Anspruch genommen. Denn die sich ständig erweiternden reproduktionsmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten stellen in Aussicht, die Fruchtbarkeitsprobleme schnell zu beheben und endlich Eltern zu werden.

Auch wenn es große Belastungen und soziale wie finanzielle Risiken mit sich bringt und nicht selten die Partnerschaft ruiniert.

Der Traum vom eigenen Kind

Ich sitze immer noch am Bett meines Sohnes, der mittlerweile eingeschlafen ist. Ich fahre ihm liebevoll durch seine Haare und denke daran wie mühsam und nervenaufreibend meine eigene Kinderwunschzeit war.

Ich erinnere mich an meine Suche, Mittel und Wege zu finden, damit es endlich mit dem Schwanger werden klappt. Und an die vielen Tränen, wenn ich mal wieder einen negativen Schwangerschaftstest in den Händen halten musste.

Und ich muss schmunzeln. Die Geschichte von Shrek lässt mich neu über das Thema Kinderwunsch und Körperlichkeit nachdenken.

Mir fällt ein, dass Shrek selbst mit seinem Körper hadert und es einen langen Weg braucht, bis er sich so annehmen kann wie er ist.

Auch jede Frau mit Kinderwunsch muss ihren ganz individuellen Weg finden.

Wichtig dabei ist, dass es dir und deinem Partner damit gut geht und ihr aufkommende Störgefühle ernst nehmt.

Kennt dein Kinderwunsch auch Grenzen?

Denn so plausibel und nachvollziehbar viele Maßnahmen sind, so wichtig ist es aber auch anzuerkennen, dass jede Selbstoptimierung mit Grenzen ausgestattet sein sollte.

Denn unsere Fruchtbarkeit ist nur beschränkt beeinflussbar und die Reproduktionsmedizin kann leider nicht immer helfen, so sehr uns die Werbung für gewisse Produkte und Behandlungsansätze das auch nahe legen will.

Deshalb geht es meiner Meinung nach darum aufmerksam die eigenen  Möglichkeiten zu erkunden und sich über Hilfen und Behandlungsansätze umfassend zu informieren.

Auch ein Ausprobieren macht Sinn, solange dies mit deinem Lebensstil und deinen Werten vereinbar ist.

Aber es sollte auch über die eigenen Grenzen nachgedacht und gesprochen werden.

Denn dein seelisches Gleichgewicht, deine körperliche Gesundheit und die Beziehung zu deinem Partner sind genauso wichtig und sollten dem Wunsch nach einem Baby nicht kompromisslos untergeordnet werden.

Gratwanderung Kinderwunsch

Ich weiß um diese Gratwanderung und wie unendlich schwer das im Alltag sein kann.

Doch es steht einfach viel auf dem Spiel. Neben der Erfüllung des Kinderwunsches geht es nämlich auch um deine Lust am Leben, eine funktionierende und glückliche Partnerschaft und all die anderen Pläne für dein Leben.

Der Kinderwunsch ist sicherlich ein Teil davon und gleichzeitig doch nur ein einzelner Mosaikstein.

Bitte vergiss das nicht!

Versuche dem Kinderwunsch seinen Platz in deinem Leben zuzuweisen.

Einen wichtigen und festen Platz in der ersten Reihe.

Definitiv nicht weiter hinten, aber auch nicht immer und ständig auf dem ersten Platz.

Bitte prüfe sorgfältig, ob dein Kinderwunsch auch Grenzen hat.

Ob du das Leben genießen kannst und auch andere Themen weiterhin ihren Platz haben.

Wenn du dich immer mehr auf das Schwanger werden fokussierst und ständig in Gedanken damit beschäftigt bist, was du vielleicht noch besser machen kannst, dann ist es vielleicht Zeit einzuhalten und zu überprüfen, was gerade mit dir passiert.

Hast du das Gefühl noch im seelischen und körperlichen Gleichgewicht zu sein?

Wie sehr belastet dich, dass dir dein Körper aktuell einen Strich durch deine Lebenspläne macht und dein Kinderwunsch sich bisher nicht erfüllt hat?

Nimm dir einen Stift und ein Blatt Papier und schreibe bitte auf, was dir in den Sinn kommt.

Was kannst du konkret tun, um wieder mehr Lebensqualität für dich zu schaffen?

Teile deine Gedanken mit mir, wenn du magst!

Herzliche Grüße

Silke

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Von Silke|2024-02-16T14:44:13+02:00Letzte Änderung: 16. Februar 2024|

Nach Eileiterschwangerschaft IVF? Wie stehen die Chancen?

Wenn vielleicht eine Eileiterschwangerschaft hinter dir liegt und du dich fragst, ob eine IVF oder ICSI sinnvoll sein kann, dann habe ich heute eine interessante Studie für dich.

Nach Eileiterschwangerschaft IVF oder ICSI?

Nach einer Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität) stehen viele Fragen im Raum.

Eine davon kann sein, ob eine IVF oder ICSI Euer nächster Schritt in Richtung Wunschkind sein kann.

Denn vielleicht ist deine Fruchtbarkeit durch den Verlust eines Eileiters oder beider Eileiter eingeschränkt.

Allerdings stellt sich zudem die Frage, wie sich eine frühere Eileiterschwangerschaft auf die nachfolgende IVF oder ICSI Therapie und deren Ergebnisse auswirken wird.

Und genau dieser Frage ist eine Studie aus China nachgegangen.

Nützliche Artikel:

Eileiterschwangerschaft & Lebendgeburtenrate nach IVF

Bei der retrospektive Studie wurden die Daten von insgesamt 2.892 Frauen mit einer tubaren Infertilität untersucht.

Die Frauen wurden in drei Gruppen aufgeteilt:

  1. Gruppe: Frauen mit einer Eileiterschwangerschaft in der Anamnese (tubal ectopic pregnancy: TEP Gruppe)
  2. Gruppe: Frauen mit einer intrauterinen Schwangerschaft in der Anamnese (intrauterine pregnancy: IUP Gruppe)
  3. Gruppe: Frauen, die noch nie schwanger waren (no pregnancy Gruppe)

Weiterhin gab es eine Einteilung nach Alter: <30, 30-35, ≥35 Jahre

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Das Ergebnis der Studie

Die Lebendgeburtenrate der Frauen, die zuvor eine Eileiterschwangerschaft (TEP) erfahren mussten, unterschied sich nicht signifikant von den Frauen, die im Vorfeld eine intrauterine Schwangerschaft (IUP) erlebt hatten oder noch nie schwanger waren (no pregancy).

Alter TEP Gruppe IUP Gruppe no pregnancy Gruppe
<30 59,9% 62,0% 56,7%
30-35 53,7% 53,8% 54,4%
≥35 45,5% 40,6% 45,6%

Auch die Anzahl an Frühgeburten und die Anzahl an Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht nach TEP war nicht signifikant höher als bei Frauen mit einer früheren IUP.

Das sind doch mal richtig gute Nachrichten!

Die Wissenschaftler kommen zu dem abschließenden Ergebnis, dass eine frühere Eileiterschwangerschaft keinen negativen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt nach IVF/ICSI hat. Andere Faktoren wie etwa das Alter der Frau und die Dauer der Unfruchtbarkeit spielten im Gegensatz dazu eine wichtige Rolle.

In der Literaturliste habe ich dir einige interessante Studien zum Thema EileiterSchwangerschaft (Ektope Schwangerschaft) zusammengestellt. Bei Fragen zur Studie melde dich gerne!

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema nach Eileiterschwangerschaft IVF?

  • He Cai et al.: Tubal factor infertility with prior ectopic pregnancy: a double whammy? A retrospective cohort study of 2,892 women. Fertility & Sterility, im Druck.
  • Li, C. et al.: Risk factors for ectopic pregnancy in women with planned pregnancy: a case-control study. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol2014;181:176–182.
  • Gaskins, A.J. et al.: Demographic, lifestyle, and reproductive risk factors for ectopic pregnancy. Fertil Steril2018;110:1328–1337.
  • Perkins, K.M., Boulet, S.L., Kissin, D.M., Jamieson, D.J. National ART Surveillance (NASS) Group: Risk of ectopic pregnancy associated with assisted reproductive technology in the United States, 2001–2011. Obstet Gynecol2015;125:70–78.
  • Chouinard, M.: Ectopic pregnancy and outcomes of future intrauterine pregnancy. Fertil Steril2019;112:112–119.
  • Li, J., Jiang, K., Zhao, F.: Fertility outcome analysis after surgical management of tubal ectopic pregnancy: a retrospective cohort study. BMJ Open2015;5e007339.

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Foto: stock.adobe.com © Henrie

Von Silke|2025-03-23T09:44:00+02:00Letzte Änderung: 23. März 2025|

Coronavirus & künstliche Befruchtung: Solltest du die Behandlung verschieben?

Wenn du zeitnah eine künstliche Befruchtung wie beispielsweise eine IUI (Insemination), eine IVF (In-vitro-Fertilisation) oder eine ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) geplant hast, stellst du dir bestimmt die Frage, was aufgrund der aktuellen Coronavirus Pandemie aus deiner Kinderwunschbehandlung wird. Solltest du die künstliche Befruchtung  verschieben? Und was ist mit den Frauen, die bereits mit der Stimulation begonnen haben? Ich möchte Dir in diesem Artikel alle wichtigen Informationen zusammentragen und Dich über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.

Corona & künstliche Befruchtung: Empfehlung der Fachgesellschaften

Stand 15. April 2020: Die Deutsche und Europäische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRMESHRE) als auch die American Society for Reproductive Medicine (ASRM) empfehlen aktuell aufgrund der unklaren Datenlage von einer geplanten Schwangerschaft abzusehen!

Was sind die Gründe dafür?

  • Zwar scheinen Schwangere kein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID -19 Krankheitsverlauf zu haben. Weiterhin scheint auch eine Übertragung von Corona auf das ungeborene Kind mit Blick auf die aktuelle Datenlage eher unwahrscheinlich zu sein. ABER leider ist die Datenlage aktuell noch nicht umfassend genug, um eine sichere Auskunft zum Coronavirus in der Schwangerschaft abgeben zu können. Deshalb wird Kinderwunschpaaren aktuell geraten von einer aktiven Planung einer Schwangerschaft abzusehen.
  • Der Coronavirus zwingt uns alle, jegliche Kontakte auf das nötigste Mindestmaß zu reduzieren. Leider ist der Besuch in einem Kinderwunschzentrum  fast immer mit Körperkontakt verbunden. Kinderwunschbehandlungen sollten deshalb soweit möglich verschoben und Beratungsgespräche über Telefon, Skype, WhatsApp-Call oder E-Mail angeboten werden.
  • Die sehr schnelle Ausbreitung des Corona Virus wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr zeitnah zu einer Überlastung der Krankenhäuser führen. Eine gute Versorgung aufgrund von Komplikationen in der Frühschwangerschaft kann deshalb evtl. nicht mehr voll gewährleistet werden.

Was bedeutet das konkret für Kinderwunschpaare?

Ich habe für dich die aktuellen Richtlinien der Fachgesellschaften studiert und auch die Informationen vieler Kinderwunschzentren abgefragt. Dabei hat sich folgendes Bild für das weitere Vorgehen bei vielen Kinderwunschzentren in den nächsten Wochen ergeben:

  • Neue Behandlungszyklen werden nicht mehr begonnen. Dies betrifft die Behandlungszyklen für Inseminationen, IVF oder ICSI sowie Kryozyklen.
  • Bereits begonnene Stimulationsbehandlungen werden weitergeführt und Behandlungszyklen abgeschlossen.
  • Bei Patientinnen in laufender Behandlung werden weiterhin Ultraschall-Kontrollen, Follikelpunktionen und Inseminationen in der Kinderwunschpraxis durchgeführt.
  • Alle Patientinnen sollten unbedingt ohne Begleitung zu ihrem Termin erscheinen. Es bestehen Ausnahmen (z.B. Samenabgabe, Follikelpunktion)
  • Rezepte und Überweisungen sollen ausschließlich telefonisch oder per E-Mail angefordert werden. Es erfolgt die Zusendung per E-Mail oder Post.
  • Alle reinen Gesprächstermine finden telefonisch statt.
  • Aktuell nicht notwendige Termine werden verschoben.

Gegenwärtig unklar erscheint mir, ob frische Embryonenstransfers im Rahmen einer bereits begonnenen Behandlung weiter durchgeführt werden oder aber gewonnene Eizellen und befruchtete Vorkerne in jedem Fall kryokonserviert werden. Wenn du davon betroffen bist, frage bitte in deiner Kiwu Praxis nach!

Sicherlich gibt es Einzelfälle, in denen die betroffenen Paare trotz Corona Pandemie eine Kinderwunschbehandlung beginnen möchten. Ich denke hierbei z.B. an Paare, die zeitnah die Altersgrenze für finanzielle Zuschüsse erreicht haben werden. Wenn du hiervon betroffen bist, stimme dich bitte mit deinem behandelnden Arzt ab.

Wenn Du generell unsicher bist, wie Deine Kinderwunschklinik in der Corona Krise verfährt, kannst du dich auf der Webseite deines Kinderwunschzentrums informieren oder aber in deiner Kinderwunschpraxis anrufen und um den aktuellen Sachstand bitten.

Bitte beachte, dass sich die Situation auch jederzeit verändern kann. Ich werde dich über Änderungen hier auf Kindeshalb informieren.

Infos zum richtigen Verhalten in der Corona-Pandemie

Hier kommen wichtige Info Links, über die du dich über das richtige Verhalten oder bei Verdacht auf eine Ansteckung mit dem Corona Virus (COVID-19/SARS-CoV-2) informieren kannst:

Bleib bitte gesund. Bei Fragen melde dich gerne!

Herzliche Grüße

Silke

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Foto: stock.adobe.com © Halfpoint

Von Silke|2025-03-24T10:12:22+02:00Letzte Änderung: 24. März 2025|

Low Responder: Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt!

Wenn die künstliche Befruchtung nicht klappt, stellt sich die Frage nach den Schwangerschaftschancen eines Paares bei weiteren IVF bzw. ICSI Versuchen. Heute möchte ich dir eine retrospektive Analyse vorstellen, die dieser Frage für eine bestimmte Gruppe von Frauen mit Kinderwunsch, nämlich der der sogenannten Low Responder, nachgegangen ist.

Schwangerschaftsraten bei Low Responder

In dieser retrospektiven Analyse  geht es um die Gruppe der sogenannten Low Responder. Als Low Responder werden in der Reproduktionsmedizin Frauen bezeichnet, die nicht gut auf die Hormonstimulation im Rahmen einer IVF oder einer ICSI ansprechen. Dieses schlechte Ansprechen auf die Behandlung wird nach den sogenannten Bologna Kriterien definiert.

Mindestens 2 der folgenden 3 Kriterien müssen zutreffen:

  • Alter der Frau > 40 Jahre
  • Schlechtes Ansprechen im Rahmen einer ovariellen Stimulation für die assistierte Reproduktion mit der Gewinnung von ≤ 3 Eizellen
  • Niedriger antraler Follikelcount (<7) oder AMH unter 0.5–1.1 ng/ml

Die restrospektive Analyse ist der Frage nachgegangen, wie hoch die Chance von Low Responder bei weiteren Ivf bzw. ICSI Behandlungen ist.

Dazu wurden 821 Low Responder und ihre Chance auf eine Lebendgeburt untersucht. Die meisten der in die Analyse einbezogenen Frauen waren über 40 Jahre alt und hatten entweder in den vorangehenden Versuchen wenige Eizellen (3 Eizellen oder weniger) oder wiesen einen geringen antralen Follikelcount auf (<7).

Low Responder Chancen

Das Ergebnis der Analyse ist leider wenig erbaulich.

Bei den Frauen, die 40 Jahre und älter waren und bei denen in den bisherigen IVF- bzw. ICSI Versuchen nur wenige Eizellen punktiert werden konnten , lag die Lebendgeburtenrate bei weiteren Versuchen mit 2,3% extrem niedrig. Etwas besser schnitten Frauen ab, die jünger als 40 Jahre alt waren, aber trotzdem wenige Eizellen und einen niedrigen antralen Follikelcount aufwiesen. Hier lag die Lebendgeburtenrate bei 8,7%.

Insgesamt sind diese Zahlen sehr unerfreulich und sie machen deutlich, wie bedeutsam eine Beratung im Vorfeld einer IVF oder ICSI ist.

Ich finde es sehr wichtig, dass Kinderwunsch Paare um ihre Chancen auf Erfolg bzw. Misserfolg wissen und entsprechend aufgeklärt und beraten werden.

Die Chance von Frauen, die über 40 Jahre alt sind und die wenige Eizellen pro Versuch haben, sind leider nicht gut. Und das sollte im Rahmen einer Beratung deutlich kommuniziert werden.

Eine Lebendgeburtenrate von 2,3% führt für mich auch zwangsläufig zu der Frage, ob sich das jeweils betroffene Paar Gedanken über alternative Wege zum Wunschkind gemacht hat. Auch ein Abschiednehmen vom Kinderwunsch sollte in einer Beratung thematisiert werden.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur:

  • Gurkan Bozdag et al.: Live birth rates in various subgroups of poor ovarian responders fulfilling the Bologna criteria. Reproductive Biomedicine Online, June 2017 Volume 34, Issue 6, Pages 639–644.
  • Johnny S. Younis et al.: The Bologna criteria for poor ovarian response: a contemporary critical appraisal. J Ovarian Res. 2015; 8: 76.
Von Silke|2021-04-07T22:29:22+02:00Letzte Änderung: 7. April 2021|

Verhindert Stress die Einnistung nach einer künstlichen Befruchtung?

„Lass es jetzt unbedingt ruhiger angehen und entspann Dich, denn Stress verhindert die Einnistung!“ Wenn Du Kinderwunsch hast und vielleicht gerade in Behandlung in einem Kinderwunschzentrum bist, dann kennst Du diesen Tipp aus Deinem Familien- oder Freundeskreis bestimmt aus eigener Erfahrung. Doch ist das richtig? Steigen die Erfolgschancen im Rahmen einer Kinderwunsch Behandlung schneller schwanger zu werden, wenn Du nicht gestresst bist?

Stress & Einnistung: Metaanalyse

Eines ist definitiv richtig: Eine künstliche Befruchtung bedeutet unglaublich großen Stress!

Die vielen Untersuchungen und Termine im Kinderwunschzentrum, die Hormonschwankungen, das Warten, die Ungewissheit und die finanzielle Belastung machen es fast unmöglich sich zu entspannen.

Eine Übersichtsarbeit zum Thema Stress & Einnistung wurde von der Stony Brook Universität im US-Bundesstaat New York veröffentlicht. Die Wissenschaftler werteten dafür 20 prospektive Studien aus, in denen die Belastung durch Stress vor und während der Kinderwunschbehandlung erfasst und in Beziehung zum positiven oder negativen Ausgang der Therapie gesetzt wurde. Insgesamt wurden dazu die Daten von mehr als 4.300 Frauen untersucht.

 

Das Ergebnis: Stress scheint sich nicht negativ auf die Schwangerschaftsraten nach einer künstlichen Befruchtung auszuwirken. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass es begründbare Zweifel gibt, dass ein „sich Entspannen müssen“ notwendig ist, um mithilfe einer IVF schwanger zu werden. Stress hat damit ganz offenbar  keine Auswirkungen auf die Erfolgsraten einer künstlichen Befruchtung.

Nützliche Artikel: 

Stress verhindert nicht die Einnistung

Was für eine gute Nachricht!

Denn dieses Ergebnis nimmt den Druck und die Angst selbst schuld zu sein, wenn es nach der Behandlung nicht mit der Schwangerschaft klappen sollte.

Trotzdem macht es natürlich Sinn den eigenen Stresslevel zu senken und beispielsweise durch eine Beratung vor oder während der Kinderwunschbehandlung wichtige Fragen oder belastende Aspekte der Therapie zu beleuchten. Hier geht es dann aber darum, die eigene Lebensqualität zu verbessern und mögliche negative Auswirkungen der Behandlung auf die Beziehung anzusprechen. Auch Yoga oder andere Entspannungstechniken können hilfreich sein.

Die Erfolgsraten nach der künstlichen Befruchtung scheinen davon aber nicht beeinflusst zu werden.

Ein negatives Testergebnis nach einer IVF ist demnach nicht auf die fehlende eigene Stressresistenz zurückzuführen.

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

Literatur zu Stress verhindert Einnistung

  • Nicoloro-SantaBarbara J, Busso C, Moyer A, Lobel M: Just relax and you’ll get pregnant? Meta-analysis examining women’s emotional distress and the outcome of assisted reproductive technology. Soc Sci Med. 2018 Sep;213:54-62.
  • Boivin J ,Griffiths E, Venetis CA: Emotional distress in infertile women and failure of assisted reproductive technologies: Meta-analysis of prospective psychosocial studies. BMJ 2011; 342:d223 doi: 10.1136/bmj.d223.

Foto: Bigstockphoto.com / ©  deagreez

Von Silke|2024-02-16T14:53:09+02:00Letzte Änderung: 16. Februar 2024|

Die Kinderwunsch Krise als Chance sehen? Über Feuer und eine neue Einsicht!

Eigentlich mag ich den Spruch von der Krise als Chance nicht. Er wirkt auf mich wie eine Floskel, die gerne verwendet wird, um jemandem halbherzig Mut in einer schwierigen Lebensphase zuzusprechen. Manchmal kann dieser Ratschlag auch sehr verletzend sein, denn wenn ich richtig im Loch sitze und total verzweifelt bin, dann fehlt mir die Kraft und Phantasie diese Situation auch noch als einzigartige Chance in meinem Leben zu begreifen.

Die Krise zur Chance wenden

In letzter Zeit hat mein Verständnis allerdings eine Wandlung erfahren.

Ausgerechnet in der Begegnung mit Feuer und totaler Zerstörung kann ich die Krise jetzt ganz neu als Chance für Veränderung und Neubeginn sehen.

Das Thema Feuer ist in meinem Lebensumfeld immer wieder präsent. Denn es brennt in Kalifornien regelmäßig lichterloh.

Viele  Menschen haben dadurch ihr Leben verloren, tausende Häuser und hunderttausende Quadratmeter an Wald sind in Rauch aufgegangen. Die Zerstörung übersteigt mein Aufnahmevermögen, die Not und Verzweiflung ist riesengroß.

Was tun, wenn vom eigenen Leben nur noch ein großer Haufen Asche übrig bleibt?

Krise als Bedingung für Wachstum und Erneuerung

In einer solchen Situation wirkt der Ratschlag Krisen doch als Chance zu begreifen zynisch.

Die Verzweiflung und eigene Ohnmächtigkeit ist übermächtig.

Mit diesem Verständnis und dem Wunsch nach etwas Erholung bin ich in den Yosemite Nationalpark gefahren. Doch wieder begegnete mir Feuer und ganze Friedhöfe verkokelter Wälder.

Krise als Chance Friedhof der Bäume

Krise als Chance: Friedhof der Bäume, Yosemite National Park

Gleichzeitig aber drängte sich mir eine Frage auf:

Was würde es bedeuten, wenn die Krise von vornherein eingeplant und sogar zur Bedingung für eine Erneuerung gemacht worden wäre?

Die nordamerikanischen Riesenmammutbäume (Sequoia) haben sich perfekt an die regelmäßigen Feuer in Kalifornien angepasst.

Vielmehr noch: Die Mammutbäume brauchen  die Flammen für ihre Fortpflanzung.

Nur nach dem Durchzug von Feuer und Rauch öffnen sich deren Zapfen und geben die Samen der Bäume frei, die dann auf den durch die Asche frisch gedüngten Boden fallen und dort ideale Bedingungen finden.

Dieses neue Wissen berührt mich und öffnet mir einen neuen Zugang zur Krise als Chance.

Es lässt mich den größeren Zusammenhang, in dem wir alle stehen, erahnen und verschafft mir eine neue Perspektive für das Ganze in seinem Zyklus von Geburt, Wachstum, aber auch Abschied und Tod.

Krisen als Chance begreifen

Selbstverständlich lässt sich die geniale Anpassung der Sequioa an ihre Umwelt nicht einfach auf uns Menschen übertragen. Und trotzdem wirft es ein völlig neues Licht auf krisenhafte Ereignisse im Leben.

Wir wissen alle, dass Krisen zum Leben dazu gehören.

Auch der für viele Paare und Frauen extrem lange und steinige Kinderwunschweg gehört dazu.

Ich würde mir wünschen, dass wir alle von klein auf den Umgang mit Krisen besser erlernen und uns Geschichten wie die von den dem Feuer trotzenden Mammutbäumen erzählt werden würden.

Eine Krise kann tatsächlich eine Chance sein, um zu wachsen und den Boden für etwas ganz Neues zu schaffen.

Krisen zwingen dich, nach neuen Möglichkeiten zu suchen.

Wenn der eine Weg nicht oder nicht mehr funktioniert, dann macht es Sinn, sich nach anderen Optionen umzuschauen.

Wenn Feuer mit regelmäßiger Sicherheit zu erwarten ist, dann ist es genial, dieses zerstörerische Ereignis umzukehren und zur Voraussetzung für neues Leben zu machen.

Ich kann mir kaum eine kraftvollere und sinnvollere Umwandlung dieser Krise in eine Chance vorstellen.

Lass mich wissen, wenn du magst, was dir im Moment durch den Kopf geht!

Herzliche Grüße

Silke

Foto: Bigstockphoto.com / Ekaterina Elagina

Von Silke|2021-03-31T19:50:21+02:00Letzte Änderung: 31. März 2021|
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