Trauer nach Fehlgeburt: Tipps & Ressourcen

Die Trauer nach Fehlgeburt ist ein harter und schmerzvoller Prozess. Mit diesem Artikel möchte ich eine Ressourcenseite für Eltern, die eine Fehlgeburt verarbeiten müssen, anlegen. Ich möchte aber auch an alle die denken, die im Umfeld und Kontakt mit einer trauernden Familie stehen. Großeltern, Geschwisterkinder, Verwandte, Freunde und Kollegen.

Fehlgeburt: Was kann helfen?

Von einer Fehlgeburt oder einem Abort spricht man dann, wenn die Schwangerschaft endet, bevor das Kind lebensfähig ist.

Wenn ein Kind im Bauch stirbt, dann gibt es kaum Worte, die das Geschehene beschreiben können.

Zudem fehlen Ressourcen, die einem vielleicht eine erste Idee geben können, wie man mit der Situation und dem Erlebten umgehen kann.

Schließlich gibt es eine ganze Reihe von Fragen, aber auch Gedanken, die einen beschäftigen  und die ich gerne beantworten möchte.

Fehlgeburt: Bin ich schuld?

Ich habe selbst eine Fehlgeburt erlebt und danach gab es lange Zeit nur noch eine Frage in meinem Kopf: Was habe ich falsch gemacht?

Eine Umfrage des Startups Ava konnte aufzeigen, dass tatsächlich fast die Hälfte aller Frauen ähnliche Gedanken haben und sich selbst die Schuld an einer Fehlgeburt geben.

Weiterhin sind mehr als 70 Prozent der betroffenen Frauen überzeugt, dass Stress zu einer Fehlgeburt führen kann. 37 Prozent der Befragten halten schwere körperliche Arbeit wie z.B. das Heben von schweren Gegenständen für die Ursache.

Fehlgeburt Ursachen

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass es Mythen rund um das Thema Fehlgeburt gibt. Was stimmt wirklich?

Meine  Suche nach Studien zu konkreten Zahlen und Ursachen von Fehlgeburten hat Folgendes ergeben:

  • Fehlgeburten kommen sehr häufig vor. Je nach Studie enden ca. 11 – 15 Prozent aller Schwangerschaften vorzeitig. Dabei sind noch nicht die Schwangerschaften mit einbezogen, die bereits vor der zu erwatenden Periode abgehen. Viele Frauen bemerken gar nicht, dass sie schwanger sind, da sich die Fehlgeburt in Form einer scheinbar normalen Monatsblutung zeigt.
  • Frühe Fehlgeburten werden mit 60 bis 80 Prozent genetischen Ursachen zugeschrieben. Die Frau hat in diesen Fällen nichts falsch gemacht, vielmehr war der Embryo selbst nicht lebensfähig.
  • Es gibt weitere Gründe für eine Fehlgeburt wie z.B. immunologische Erkrankungen, Fehlbildungen der Gebärmutter, Gerinnungsstörungen etc.
  • Die im Volksmund benannten Gründe wie z.B. das schwere Heben oder gar, dass die Mutter das Baby nicht stark genug haben wollte, kommen in diesen Studien nicht vor. Eine Aufklärung über diese falschen Annahmen halte ich für extrem wichtig, machen sie doch deutlich, dass in den allermeisten Fällen die Frau keine Schuld trifft!

Trauersprüche für Sternenkinder

Zunächst will ich dich auf meine Seite Trauersprüche für Sternenkinder aufmerksam machen.

Wenn du auf der Suche nach Worten bist, die vielleicht ein klein wenig ausdrücken können, was gerade in dir vorgeht, dann lade ich dich herzlich ein dich dort umzuschauen.

Weiterhin gibt es eine Reihe von Blogartikeln hier auf Kindeshalb zum Thema Fehlgeburt und Trauer nach Fehlgeburt:

Trauer nach Fehlgeburt: Bücher

Nach meiner eigenen Fehlgeburt war es für mich wichtig, nach Erfahrungsberichten anderer Frauen und Paare zu suchen.

Ich wollte wissen, ob andere Ähnliches erlebt haben und gleichzeitig hören, was sich als hilfreich erwiesen hat. Hier kommen meine Buchempfehlungen:

Gute Hoffnung – Jähes Ende

Ich liebe Hannah Lohtrops Buch, denn sie hat es für ihre Tochter Cara geschrieben, „die ihre Spuren in unseren Herzen und auf dieser Erde hinterlassen hat, obwohl man sagt, sie habe ja noch nicht gelebt“.

Ausgelöst durch ihre eigene Betroffenheit und durch die Arbeit mit vielen betroffenen Eltern schafft es Hannah Lohtrop wichtige Impulse für den Weg durch die Trauer zu geben.

Das Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und enthält gleichzeitig viele wichtige Informationen und praktische Tipps.

Mein Sternenkind – Begleitbuch für Eltern, Angehörige & Fachpersonen 

Ein Buch mit vielen Erfahrungsberichten, Ideen und Gedanken. Ich würde es zusammen mit Hannah Lohtrops „Gute Hoffnung – jähes Ende“ allen empfehlen, die selbst ein Kind verloren haben oder Personen, die mit Betroffenen in ihrer Arbeit zu tun haben.

Tabuthema Fehlgeburt. Ein Ratgeber

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Ein Ratgeber mit vielen nützlichen Informationen zum Thema Trauer nach Fehlgeburt.

Die Autorin hat im Rahmen von Interviews mit mehr als 400 Frauen umfassend Wissen gesammelt, dass sowohl betroffenen Paaren, aber auch Angehörigen oder medizinisches Personal hilfreich sein kann.

Sternenkinder: Wenn eine Schwangerschaft zu früh endet

Schönes und auf berührende Weise geschriebenes Buch, ideal für die Trauerverarbeitung und den Umgang mit Fehlgeburten.

Bin kaum da, muss schon fort: Eltern fehl- und totgeborener Kinder berichten 

Das Buch der Schweizer evangelischen Theologin Sabine Herold lässt den Erfahrungen der betroffenen Eltern breiten Raum.

Auf sehr unterschiedliche Weise berichten sie von dem was mit der Geburt ihrer toten Kinder auf sie zukam. Vielschichtig sind die gemachten Erfahrungen und auch die Möglichkeiten erfahrenes zu verarbeiten.

Gestern war ich noch schwanger

Dieses Buch begleitet sehr gefühlvoll und authentisch, die Bilder sind klar und sehr aussagekräftig. Ein wunderschönes und gleichzeitig auch sehr trauriges Buch.

Ein Teil von mir

Was geschieht mit der Trauer nach einem, nach zwei, nach drei Jahren, wenn alle anderen scheinbar den Tod bereits vergessen haben? Kann es gelingen wieder zurück ins Leben zu finden?

Abschied, Tod und Trauer

Ein sehr gutes Buch, das Kindern den Tod und die Trauer erklärt. Es ist für Kinder ab 4 Jahre geeignet und natürlich für alle, die das Thema Tod beschäftigt.

WEIL DU MIR SO FEHLST

Weil du mir so fehlst: mit Poster und einem Lied...
  • Carlsen Verlag GmbH
  • Weil du mir so fehlst: mit Poster und einem Lied von BOSSE zum download Trauern mit Kindern Trauerarbeit...

Weil du mir so fehlst ist ein weiteres Kinderbuch über Tod und Trauer.

Das Buch erzählt die Geschichte eines Bärs, der jemanden vermisst und ist für Kinder zwischen vier und zehn Jahren geeignet.

Lauras Stern

Lauras Stern erzählt einfühlsam, dass man sich manchmal von Dingen trennen muss, die man lieb hat.

Eine Handvoll  Liebe

Ein sehr ergreifendes  Buch, dass das Hoffen, Bangen und die Verzweiflung von Eltern eines frühgeborenen Kindes in Worte zu fassen vermag.

Weitere Ressourcen

Im Folgenden habe ich Dir weitere Ressourcen zusammengetragen. Angebote, Blogs, Projekte, mittlerweile gibt es zunehmend mehr Seiten zum Thema Trauer und Tod.

Projekte & Verbände, Organisationen

Die Initiative REGENBOGEN e.V.

Für viele Eltern und Angehörigen sind Informationen zur Beerdigung oder zur Trauerbewältigung ein erster wichtiger Schritt. Alles Wichtige dazu bietet die Initiative Regebogen e.V. auf ihrer Webseite an.

Bei der Initiative Regenbogen handelt es sich um einen Kreis von betroffenen Eltern, die selbst ein oder mehrere Kinder vor oder kurz nach der Geburt verloren haben. Ziel des Vereins ist es der Trauer Ausdruck zu verleihen und dem eigenen Leben seinen Sinn zurückzugeben ohne dabei das verstorbene Kind zu vergessen.

Dein Sternenkind

Meiner Meinung nach sollte jeder „Dein Sternenkind“ kennen!

Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von ehrenamtlichen Fotografen, die kostenlose Erinnerungsbilder nach der Geburt machen. Die Fotos sollen helfen, das Leben des verstorbenen Kindes zu würdigen und den Eltern durch die Fotos auf ihrem Trauerweg zu unterstützen.

Schau dich auf der Webseite von „Dein Sternenkind“ um Du findest dort Einsatzberichte der Fotografen und viele Infos u.a. zur Organisation selbst.

Bundesverband Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.

Der Bundesverband Verwaiste Eltern bietet eine ganze Reihe von Hilfs- und Beratungsangeboten. Schau dich auf der Seite um, du findest neben Infos zum Thema Trauer vor allem auch viele Tipps um dich lokal mit anderen Menschen in ähnlicher Situation zu verbinden.

Blogs & Webseiten zum Thema Abschied & Trauer

  • Wenn Kinder sterben: Dieser Blog wird von Menschen betrieben, die selbst um ein verstorbenes Kind trauern.
  • Dein Tod und ich: Dein Tod und ich ist die Trauer- und Interviewplattform über das Weiterleben nach dem Tod. Hier erzählen Hinterbliebene und Angehörige von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Tod und wie er ihr Leben vielleicht auch positiv verändert hat.
  • Trauerkinder – Die wichtigsten Fragen des Lebens nicht totschweigen – Sabine Elvert informiert über die Bedürfnisse von Kindern in der Trauer.
  • What’s your grief – Eine englischsprachige Seite mit sehr vielen Artikeln rund um die Themen Tod & Trauer.
  • Hope’s Angel: Hilfe für Familien und Fachkräfte bei Fehlgeburt, stiller Geburt und Neugeborenentod.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema Trauer nach Fehlgeburt

  • Karen C. Schliep et. al.: Trying to Conceive After an Early Pregnancy Loss: An Assessment on How Long Couples Should Wait.
    Obstet Gynecol. Author manuscript; available in PMC 2017 Feb 1. Published in final edited form as: Obstet Gynecol. 2016 Feb; 127(2): 204–212. doi: 10.1097/AOG.0000000000001159.
  • Kangatharan C et. al.: Interpregnancy interval following miscarriage and adverse pregnancy outcomes: systematic review and meta-analysis. Hum Reprod Update. 2017 Mar 1;23(2):221-231. doi: 10.1093/humupd/dmw043.
  • Wong LF et. al.: The effect of a very short interpregnancy interval and pregnancy outcomes following a previous pregnancy loss.
    Am J Obstet Gynecol. 2015 Mar;212(3):375.e1-11. doi: 10.1016/j.ajog.2014.09.020. Epub 2014 Sep 20.

Weiterlesen:

Foto: Stock.adobe.com ©Monkey Business

Trauer nach Fehlgeburt: Tipps & RessourcenSilke2024-02-29T16:42:43+02:00

Totgeburt: Und dann war Lasse plötzlich tot!

Heute will ich Dir ein Buch zum Thema Totgeburt hier auf Kindeshalb vorstellen. Es liegt bereits seit einiger Zeit auf meinem Schreibtisch, denn ich lese in Etappen darin. Das hat damit zu tun, dass mich dieses Buch so tief berührt, dass ich es immer wieder nach einigen Seiten weglegen muss. Denn der Schmerz, ein Kind zu verlieren, erscheint mir selbst in meiner Rolle als Leserin kaum aushaltbar. Die Zeichnungen der Autorin sind so intim und persönlich, dass ich immer wieder mit den Tränen kämpfe.

Totgeburt

Trotzdem oder gerade deshalb will ich Dir das Buch von ganzem Herzen empfehlen.

Das Thema Totgeburt weckt Ängste und wir neigen alle dazu nicht hinschauen zu wollen und uns von den betroffenen Familien zurückzuziehen.

Doch der Tod ist Teil unseres Lebens und jedes dieser Babys, das nicht leben durfte, hat es verdient nicht vergessen zu werden.

Und das ist es auch, was ich jeder betroffenen Mutter und jedem betroffenen Vater sagen möchte:

Ich spüre Eure Verzweiflung, Eure Sprachlosigkeit und Eure Einsamkeit!

Das Licht, das Schatten leert

Tina Brenneisen, erzählt in „Das Licht, das Schatten leert“ über den Tod ihres Sohnes Lasse.

Tina ist mit Lasse schwanger und erfährt kurz vor der Geburt, dass er im Bauch verstorben ist.

Über diese Nachricht, die Geburt und die Zeit danach handelt ihr Buch.

Tina ist Comiczeichnerin und sie fängt deshalb an das Erlebte zu zeichnen.

Tina Brenneisen Das Licht das Schatten leert

© Tina Brenneisen, Edition Moderne

Nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus ist für Tina und ihren Mann nichts mehr wie vorher. Der Kontakt zur Familie und zu Freunden gestaltet sich schwierig, aber auch die Beziehung zu ihrem Körper hat sich verändert.

Tina fühlt sich von ihrem Körper verraten, hat er sie doch nicht gewarnt und in sie in dem Glauben gelassen, dass es Lasse gut geht.

Doch Lasse ist tot!

Tina Brenneisen Das Licht das Schatten leert

© Tina Brenneisen, Edition Moderne

Langsam und in kleinen Schritten gelingt es den beiden, sich aus der Ohnmacht herauszuarbeiten, wieder Vertrauen zu sich selbst und zu anderen Menschen zu fassen.

Dabei kommt es zu vielen absoluten Tiefpunkten in der Begegnung mit der Familie, Freunden, aber auch in der Partnerschaft selbst.

Die Bilder dazu berühren, sie sind ehrlich und mutig gezeichnet.

Fazit: Empfehlenswert!

„Das Licht, das Schatten leert“ ist ein wertvoller Begleiter für alle, die sich mit dem Thema Totgeburt und Trauer auseinandersetzen müssen oder wollen.

Der Comic wurde mit dem Berthold-Leibinger-Comicbuchpreis, der höchstdotierten deutschen Comicauszeichnung, prämiert.

Das Licht das Schatten leert
  • Brenneisen, Tina (Autor)

Tina Brenneisen überzeugt mit ihrer schonungslosen Ehrlichkeit.

Sie hat ein Buch geschaffen, das definitiv an die Substanz geht, weil es in Wort und Bild ausdrückt, was es bedeutet sein Kind gehen lassen zu müssen.

Herzliche Grüße

Silke

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Bilder: © Tina Brenneisen, Edition Moderne

Totgeburt: Und dann war Lasse plötzlich tot!Silke2024-02-27T16:04:17+02:00

Mein Kind ist tot: Sternenkinder 2016

Seit vielen Tagen geht mir der Gedanke durch den Kopf, einen Blogartikel für die Sternenkinder 2016 zu schreiben. Heute ist der 18. Juli 2016 und die Nachrichten in diesen Tagen sind geprägt von dem Tod  vieler Menschen beim dem Terroranschlag in Nizza.

Auch viele Kinder sind unter den Verstorbenen.

Die Fassungslosigkeit ist groß und genauso grenzenlos ist die Hilflosigkeit gegenüber dem Geschehenen.

Parallel, fast unbemerkt und leise findet der Tod und das Sterben vieler weiterer Kinder statt.

Ich denke an all die Kinder, die in diesem Jahr 2016 in der Schwangerschaft, um die Geburt oder in der frühen Lebenszeit sterben mussten.

Und ich denke an die vielen Eltern, Angehörigen und Freunde, die den frühen Verlust eines Kindes in diesem Jahr irgendwie verkraften müssen.

Das Jahr 2016 ist erst zur Hälfte um.

Gerne möchte ich meine Aufmerksamkeit auch den Menschen schenken, die wissen, dass ihr Kind bald sterben wird.

Oder die es noch nicht wissen und die in den nächsten Monaten eine der schmerzhaftesten Erfahrungen in ihrem Leben machen werden.

So, wie die Angehörigen der toten Kinder in Nizza.

Sie haben jetzt ein Sternenkind.

Mein Kind ist tot: Sternenkinder 2016

Der Tod und das Sterben stellen eine Realität in unserem Leben dar.

Und wir alle ringen und kämpfen, um mit dieser Realität umzugehen.

Wir versuchen zu trauern und zu trösten.

Wir weinen, schreien oder sind ganz leise und fassungslos.

Wir zünden Kerzen an, legen Blumen am Grab nieder.

Wir schreiben Trauerkarten und fragen uns, wie wir den trauernden Angehörigen Hilfe anbieten können.

Es gibt viele Hilfsangebote für Betroffene, die helfen wollen, damit Trauernde nicht an diesen Erfahrungen zerbrechen.

Hilfsangebote für Trauernde wollen konkrete Hilfen zum Umgang mit Gefühlen, Fragen und Gedanken sein.

Sie wollen den Grundstein legen, um irgendwann wieder zu Hoffnung und zu neuem Lebenssinn zu finden.

So wichtig und wertvoll ich all diese Hilfen finde, so deutlich frage ich mich, was gerade zu Beginn trauernden Eltern helfen kann.

Denn zu Beginn der Trauer steht der Schock und die gefühlsmäßige Betäubung.

Das Geschehene ist nicht begreifbar, kaum fassbar und die Verzweiflung  grenzenlos.

Sternenkinder 2016: Wie der Trauer begegnen?                      

Mir fällt hier die alttestamentliche Geschichte von Hiob ein.

Du findest sie im Alten Testament, Hiob 2, 11-13.

Hiob hatte alles verloren.

Seine Kinder waren tot, sein Haus eingestürzt, sein ganzer Besitz verloren.

Geschwüre am ganzen Körper machten ihn krank.

11 „Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn

gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort: Elifas von Teman,

Bildad von Schuach und Zofar von Naama. Denn sie waren eins geworden

hinzugehen, um ihn zu beklagen und zu trösten.

12 Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und

erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid und sie

warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt

13 und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und

redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“

Aus diesem Abschnitt können wir unendlich viel über Trauerarbeit und Beileid erfahren.

Nachdem seine Freunde von seinem Schicksal erfahren hatten, machten Sie sich sofort auf den Weg zu ihm, um ihrem Entsetzen und ihrem Mitleid Ausdruck zu verleihen.

Sie gehen dem Schmerz und der Trauer nicht aus dem Weg.

Sie bringen ihre Fassungslosigkeit und ihr Mitleid zum Ausdruck.

Sie sagen nicht nur herzliches Beileid, schreiben nicht einfach eineKarte.

Sondern sie erheben ihre Stimmen, sprechen in anderer Tonlage, weinen,

lassen ihren Gefühlen freien Lauf, zerreißen die Kleider – zeigen alle Zeichen der Trauer, wie sie zu der damaligen Zeit üblich waren.

Und sie tun etwas wirklich Großes:

Sie schweigen!

Sieben Tage und sieben Nächte sitzen sie einfach bei Hiob.

Sie reden nichts mit ihm, sie halten seine Trauer aus.

Sie teilen seine Trauer und fühlen mit, wie groß der Schmerz ist.

Sternenkinder 2016: Die Trauer zusammen aushalten

Mich beeindruckt diese Geschichte.

Sie zeigt mir, wie ich mit der Hilflosigkeit der Eltern und Angehörigen, aber auch mit meiner eigenen Hilflosigkeit umgehen kann.

Sie liefert mir einen Handlungsleitfaden, um Betroffenen beizustehen.

Für sie da zu sein und das Geschehene auszuhalten.

Der Tod ist nicht zu begreifen.

Es bleibt nur, die schwere Zeit zu teilen, zusammenzustehen und die Hoffnung nicht aufzugeben, dass es irgendwann wieder neue Hoffnung geben wird.

Hast Du ein Sternenkind?

Oder kennst Du Menschen, die ein Sternenkind haben?

Was hilft Dir, wenn Du trauerst?

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

Ich habe auf Kindeshalb einen Ordner für das Thema Sternenkinder eingerichtet.

Hier will ich nach und nach nützliche Informationen und Gedanken zusammentragen.

Sternenkinder 2015: Wie Abschied nehmen?

Trauersprüche für Sternenkinder

Fehlgeburt: Was du niemals sagen solltest!

Mein Kind ist tot: Sternenkinder 2016Silke2024-02-21T09:40:10+02:00

Fehlgeburt und Abschied

Zu Beginn einer Schwangerschaft kommt es leider immer wieder zu einer Fehlgeburt und damit zum Abschied vom noch ungeborenen Kind.

Viele Frauen belastet der Verlust extrem.

Sie fühlen sich damit alleingelassen.

Ein Artikel in Spiegel online greift das Thema auf und erzählt die Geschichte einer jungen Frau.

Weiterhin wird die Arbeit von Jutta Kuck, einer Ärztin und Therapeutin, die bei profamilia in Burscheid und Solingen berät, begleitet.

 

Als Jana Köhler* schwanger wurde, war sie sehr glücklich. Es war der richtige Zeitpunkt, sie war 30 Jahre alt, hatte den Einstieg in den Beruf geschafft und lebte mit ihrem Partner zusammen. Schon zwei Monate, nachdem das Paar aufgehört hatte, zu verhüten, war der Test aus der Apotheke positiv ausgefallen. Die Frauenärztin zeigte ihr den Herzschlag des Embryos auf dem Ultraschallbild, Jana Köhler war in der siebten Woche schwanger.

Vier Wochen später ging sie zur nächsten Vorsorgeuntersuchung. Der Embryo würde nun so groß sein wie ein Gummibärchen, wusste sie. „Er versteckt sich“, meinte die Ärztin zunächst noch, als sie auf dem Ultraschallbild nichts entdecken konnte. Doch der Embryo war verschwunden. Jana Köhler hatte eine missed abortion gehabt, einen verhaltenen Abort. Dabei geht ein toter Embryo nicht ab, sondern wird oft vom Körper resorbiert.

Wie einen Schlag ins Gesicht habe sie die Nachricht empfunden, sagt Jana Köhler: „In mir zog sich alles zusammen.“ Im Krankenhaus entfernten Ärzte die Reste der Fruchtblase aus ihrer Gebärmutter, Jana Köhler saß im Gynäkologiestuhl und konnte nicht aufhören zu weinen. Sie fühlte sich hilflos. Bei der Erinnerung daran muss sie selbst ein Jahr später noch gegen Tränen ankämpfen.

Schwerer Schicksalsschlag – wenig Verständnis

Schätzungen zufolge enden 10 bis 15 Prozent aller Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt, 80 Prozent davon innerhalb der ersten zwölf Wochen. Vielen Frauen fällt es schwer, das Ereignis zu verarbeiten – dennoch wird selten darüber gesprochen. Unter anderem, weil es ein sehr persönlicher Schmerz ist, dessen Ausmaß selbst nahestehende Menschen nicht immer verstehen.

Jutta Kuck ist Ärztin und Therapeutin, sie berät betroffene Frauen in den Pro-Familia-Beratungsstellen von Solingen und Burscheid. Vor allem, wenn die Fehlgeburt früh passiert, fehle dem Umfeld oft das Verständnis, sagt die Medizinerin: „Es wird erwartet, dass die Frauen nach zwei Wochen wieder arbeiten gehen, und spätestes nach sechs Wochen alles vergessen haben.“ Doch der Verlust des ungeborenen Kindes sei ein Schicksalsschlag, mit dem jeder anders umgehe.

„Frauen nehmen den Embryo meist schon ab dem ersten Schwangerschaftstest als ihr Kind wahr und bauen eine Bindung zu ihm auf“, sagt Kuck. Und viele sehen nach einem Abort ihren Lebensplan scheitern, weil sie fürchten, dass sie niemals ein Kind bekommen können. Das trifft vor allem auf die Frauen zu, die erst spät schwanger werden. „Wenn eine 38-Jährige ein ungeborenes Kind verliert, kann ihr ja auch niemand garantieren, dass sich ihr Kinderwunsch noch erfüllt“, sagt Kuck.

Schuldgefühle und Vorwürfe

Besonders stark leiden Frauen, die in ihrem Leben schon öfter Verluste erfahren mussten: Wer zum Beispiel einen Elternteil verloren oder andere schmerzhafte Trennungen erlebt hat, bleibt besonders verwundbar. Eine Fehlgeburt kann aber auch starke Frauen aus der Bahn werfen, die sonst gut darin sind, Probleme zu meistern. „Solche Frauen gehen oft davon aus, sie könnten das ganze Leben planen und kontrollieren. Die missglückte Schwangerschaft wird dann als schlimmer Kontrollverlust empfunden“, sagt Kuck.

Fast alle Frauen machen sich Vorwürfe, wenn sie ein Kind verlieren. „Man sucht nach Gründen“, sagt auch Jana Köhler. War sie zu oft beim Sport? Hatte sie nicht dieses eine Mal Alkohol getrunken, als sie noch nichts von der Schwangerschaft wusste? Die Schuldgefühle seien in der Regel unbegründet, sagt Jutta Kuck: „Und sie machen es schwer, abzuschließen.“

Die Therapeutin hilft Frauen mit Methoden der Traumatherapie, ihren Kummer zu verarbeiten oder mit der Angst vor einer weiteren Fehlgeburt umzugehen. Manchmal hilft sie auch dabei, vom Kinderwunsch Abschied zu nehmen. Außerdem berät sie Paare, deren Beziehung nach einer Fehlgeburt leidet: Oft fühlen sich Frauen von ihren männlichen Partnern allein gelassen, die scheinbar weniger trauern. Dabei gingen diese häufig nur anders mit dem Verlust um, sagt Kuck. Die Männer glauben, sie müssten für ihre Partnerin stark sein, und verbergen deshalb ihr Leid.

Abschied vom nie geborenen Kind

Freunden und Familie empfiehlt die Therapeutin, ganz einfach zuzuhören – für Aufmunterungsversuche der Art „Das nächste Mal klappt es bestimmt!“ hingegen sei es in der Trauerphase zu früh. Auch Rituale könnten betroffenen Frauen helfen. So bieten mehrere Geburtskliniken heute symbolische Bestattungszeremonien für zu früh oder nie geborene Kinder an.

Jana Köhler hat für ihr verlorenes Baby eine Kerze angezündet. Vielleicht wäre es schwer krank gewesen, hat sie sich irgendwann gesagt, und die Schwangerschaft musste deswegen scheitern. Die Fehlgeburt hätte ihr so erspart, sich später für oder gegen eine Abtreibung entscheiden zu müssen. Heute ist sie die Mutter von Malte, einem neun Monate alten Sohn. Vor kurzem hat er zum ersten Mal Mama gesagt. Trotzdem denkt sie manchmal noch an das andere, das niemals geborene Kind. Sie malt sich dann aus, dass es heute schon laufen könnte.

ZUR AUTORIN
  • Irene Habich

    Irene Habich studierte Tiermedizin und Journalistik. Sie arbeitet als freie Wissenschaftjournalistin in Berlin und Hamburg.

Fehlgeburt und AbschiedSilke2021-04-07T22:24:48+02:00

Fehlgeburt im ersten Trimester

Frauen und Paare, die sich im ersten Trimester der Schwangerschaft von ihrem Kind verabschieden müssen, werden nicht selten mit Aussagen konfrontiert, die den Verlust kleinreden wollen und behaupten, dass ein Baby im ersten Trimester noch kein richtiges Kind gewesen sei.

Ich habe einen sehr schönen Beitrag von S. Mierau in ihrem Blog „geborgen wachsen“ gefunden, den ich gerne teilen möchte:

„Der Abschied schmerzt immer – Warum 3 Monate keine namenlose Zeit sind

Eine Freundin von mir hat ihr Kind in der 8. Schwangerschaftswoche verloren*. Sie war noch “ganz am Anfang”, wie es heißt. Kaum jemandem hatte sie davon berichtet aus der Angst, dass doch etwas “schief gehen” könnte. Es ging schief. Sie verlor ihr Kind. Doch wie geht man damit um, wenn man niemandem etwas davon gesagt hat? Wie kann man seinen Schmerz in Worte fassen gegenüber Menschen, die vorher nichts wussten? Und warum überhaupt ist es so, dass wir drei Monate niemandem etwas sagen von dem neuen Leben, das in uns wächst?

Ich stellte mir bei jedem meiner Kinder die Frage, wann ich Freunden und Verwandten von der Schwangerschaft berichten sollte. Ich kenne diese “magische Dreimonatsgrenze”, wie alle Schwangeren sie kennen. Letztlich war es jedoch so, dass ich es erzählte, sobald ich es wusste. Einfach deswegen, weil ich es nicht für mich behalten konnte vor Glück und auch, weil ich wusste, dass es keinen Sinn macht, es zu verbergen. Wenn ich Glück haben würde und die Schwangerschaft über die drei Monate hinaus gehen würde, würde ich es sowieso erzählen. Wäre dies nicht der Fall, würde ich Trost und Zuwendung benötigen von den Menschen in meiner Nähe. Und in einigen Fällen, so war ich mir sicher, würden auch sie trauern wollen um das, was ich hätte verlieren können.

Die ersten drei Monate einer Schwangerschaft – Zeit, in der nichts passiert?

Die ersten drei Monate einer Schwangerschaft sind eine besondere Zeit. In ihnen passiert sowohl körperlich als auch psychisch viel bei den werdenden Eltern, besonders der Mutter. Der Hormonhaushalt verändert sich, die Periode bleibt aus. Das Hormon Progesteron bewirkt, dass man häufiger auf die Toilette gehen muss. Die Hormone bewirken auch – zusammen mit dem gesteigerten Stoffwechsel und niedrigem Blutdruck – Müdigkeit und Schwindel. Der Magen ist empfindlicher, die Nase ebenfalls. Progesteron und Östrogen wirken entspannend und machen den Darm träge. Das Schwangerschaftshormon hCG verursacht die in der Schwangerschaft bekannte Übelkeit. In den ersten Monaten findet meistens noch keine oder nur eine geringe Gewichtszunahme statt, obwohl zum Beispiel die Gebärmutter eine große Leistung in Hinblick auf das Wachstum erbringt. Sichtbar wird die Schwangerschaft zum Ende des 3. Monats dann oft eher am Busen, weil dieser wächst und sich bereits jetzt auf die Stillzeit vorbereitet.

Und auch psychisch tut sich in diesen Monaten sehr viel: Freude, Überraschung, Unentschlossenheit, Kummer, Sorgen, Glück,… Es gibt viele Gefühle, die in den ersten Monaten wahrgenommen werden. Schwangere stellen sich viele Fragen von der Notwendigkeit einer Feindiagnostik bis hin zum möglichen Geschlecht des Kindes. Mutter werden jetzt schon oder jetzt noch? Kann ich das, will ich das? Wie verkraftet unsere Beziehung das? Werde ich vielleicht Alleinerziehend sein?

Sowohl durch die körperliche als auch durch die psychische Umstellung sind Frauen in den ersten Monaten der Schwangerschaft in einem besonderen Zustand, in dem sie gerade besonders viel Zuwendung brauchen. Gerade jetzt brauchen sie Gesprächspartner, um Sorgen und Glücksmomente zu teilen. Sie brauchen konkrete Bezugspersonen, bei denen sie auch Rat einholen können: Was kann man gegen Übelkeit unternehmen? Ist es normal, so oft auf Toilette zu müssen? Gerade die ersten drei Monate sind also keine Zeit, in der eigentlich ein Geheimnis aus der Schwangerschaft gemacht werden sollte.

Guter Hoffnung sein ist heute nicht mehr einfach

“Guter Hoffnung” sein – das gilt eigentlich auch schon für diese Zeit. Aber wer traut sich das heute noch, einfach so voll von guter Hoffnung zu sein? “Guter Hoffnung” zu sein bedeutet nämlich auch, nicht vom Schlimmsten auszugehen, sondern davon, dass es gut und normal verläuft. Ja, es gibt Fehlgeburten. Und diese sind besonders in den ersten Monaten vertreten, wenn das “Alles-oder-nichts-Prinzip” herrscht. Das Risiko für eine Fehlgeburt hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Doch auch gerade über diese Ängste muss man sich austauschen können. “Guter Hoffnung” zu sein, bedeutet, sich anderen anzuvertrauen und über den neuen Umstand sprechen zu können.

Vom richtigen Umgang mit einem frühen Abschied

Und wenn es doch passiert, der Verlust? Man ist nicht von heute auf morgen nicht mehr schwanger. Oft lassen die Schwangerschaftsanzeichen erst langsam nach. Auch wenn das Kind sich schon verabschiedet hat, braucht der Körper noch eine Weile, um das zu verstehen – und die Seele oft mindestens genauso lang, wenn nicht länger.

Wenn ein Kind geht, müssen wir uns verabschieden von Wünschen, Vorstellungen, Erwartungen. Mit dem positiven Schwangerschaftstest in der Hand wird eine Flut von Gedanken ausgelöst: Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Wie wird das Kind wohl aussehen? Wird es so gern malen wie ich oder mathematisch begabt wie der Vater? Was wird mit meinem Job, wie lange werde ich aussteigen? Wir machen uns Gedanken und es bilden sich Vorstellungen über eine Zukunft mit dem Kind. Vielleicht war die Schwangerschaft lange heiß ersehnt. Oder es gab schon zuvor Verluste. Gerade auch dann ist der Sturz vom Glückstaumel in die Trauer sehr groß. Doch wie auch immer die Ausgangslage war: Es gibt kein “trauriger sein” als jemand anderes, der einen Verlust erlitten hat. Jeder Abschied ist schmerzhaft, ob es eine überraschende oder eine ersehnte Schwangerschaft war.

Und genau deswegen ist auch jeder Abschied es wert, betrauert zu werden. Ich habe schon oft von Frauen, die einen frühen Verlust in den ersten drei Monaten hatten, gehört, dass man in ihrem Umfeld erklärte, dass das ja noch kein richtiger Mensch gewesen sei, dass sie nicht traurig sein sollten oder dass sie froh sein sollten, dass der Verlust nicht später eingetreten ist, wenn es schon ein “richtiges Baby” gewesen sei. Doch das ist nicht richtig. Das Kind nimmt nicht mit seiner Größe Gestalt in unseren Vorstellungen an, sondern mit seiner bloßen Existenz. Es gibt keinen geringeren Schmerz, nur weil das Kind erst wenige Millimeter groß ist. Ein Schmerz ist ein Schmerz.

Wer einen Verlust in der Schwangerschaft erleidet, hat jedes Recht darauf, zu trauern. Es ist gut, eine Hebamme an der Seite zu haben, die die Trauer begleiten kann. Es ist sehr wichtig, mit anderen Menschen über die Gefühle zu sprechen, die Trauer zu teilen, aufgefangen zu werden. Der Verlust eines Kindes ist ein Trauma. Zur normalen Bewältigung eines Traumas gehört es, mit nahen Menschen über das Erlebte zu sprechen. Oft muss mit mehreren Menschen wieder und wieder die Geschichte geteilt werden bis das Erlebte bewältigt ist und man es verarbeitet hat. Zahlreiche Internetforen und Blogs sind Beispiele dafür, wie wichtig es ist, sich mitzuteilen. Doch sie sind auch oft Beispiele dafür, wie wenig es im realen Leben, im Alltag, die Möglichkeit gibt, mit den Menschen der Umgebung über die Situation zu sprechen. Teils aus Scham, aus dem Gefühl, andere nicht belästigen zu wollen oder Freundschaften nicht zu überstrapazieren, wird dem Gespräch unter vier Augen aus dem Weg gegangen. Und zu einem großen Teil auch deswegen, weil man eben nicht weiß, wie man anfangen soll, wenn man den anderen noch nichts von seiner Schwangerschaft erzählt hat. Der Satz “Ich war schwanger…” kommt nicht leicht über die Lippen.

Rituale können dabei helfen, einen Abschied in Worte oder in eine Handlung zu fassen. Gerade am Anfang, wenn man noch keine Kindsbewegungen gespürt hat, ist es manchmal schwer zu begreifen, dass das Baby nicht mehr da ist – man hatte ja schon kaum glauben können, dass es da war. Abschiede können auf sehr unterschiedliche Weise gestaltet werden. Es werden kleine Boote mit einer Kerze auf dem Wasser fahren gelassen, eine Skylaterne in die Luft geschickt oder es kann symbolisch etwas begraben werden.

Auch ein geplanter Abschied kann betrauert werden

Vor Jahren habe ich einmal eine Frau begleitet, die sich gegen die Schwangerschaft entschieden hatte. Es war ihre ganz persönliche Entscheidung – wie es immer eine ganz persönliche Entscheidung ist. Ich bewerte diese Entscheidungen nicht, denn es gibt keine Gründe, die wichtiger wären oder welche, die weniger wichtig sind. Man kann nicht sagen: “Also das ist nun wirklich ein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch.” Oder “Das ist kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch”. Oft bleiben die wahren Gründe für alle Menschen außerhalb der eigentlich Person sowieso im Unklaren. Wer sich dafür entscheidet, hat seinen ganz persönlichen Grund. Wie ich es aus meiner Arbeit kenne, sind diese Entscheidungen meistens keine einfachen. Man entscheidet nicht nebenher und über Nacht, dass man eine Schwangerschaft abbrechen möchte. Die Frau, die ich begleitete, entschied sich in den ersten 10 Wochen dafür, das Kind nicht austragen zu wollen. Sie war traurig, bestürzt, auch wütend. Sie hatte Angst. Und sie trauerte. Sie trauerte noch während sie das Kind in sich trug, dass sie sich von ihm verabschieden müssen würde. Sie war verunsichert, wie sie sich verabschieden könnte, denn sie hatte kaum Menschen in ihren Umstand eingeweiht. Für sie war wichtig zu wissen: Hebammenhilfte steht einer Schwangeren auch im Falle eines medizinischen Schwangerschaftsabbruchs zu. So können mit der Hebamme alle Dinge besprochen werden und man hat einen vertrauten Partner an der Seite. Darüber hinaus brauchte sie jedoch auch ein Ritual, um Abschied zu nehmen von dem Kind, das sie in sich trug. Sie schrieb einen Brief an sich und das Kind, faltete ihn zu einem Boot und ließ ihn fahren. Doch sie hat damit nicht ihre Gedanken fort geschickt. Sie ließ sich eine Träne tätowieren auf die Brust über das Herz. Für dieses Kind, das sie nicht austragen wollte. Auch wenn es in den ersten drei Monaten war, hat sie es nie vergessen. Denn auch sie zählen, diese ersten drei Monate. Man ist nicht erst ab dem vierten Monat schwanger.“

Fehlgeburt im ersten TrimesterSilke2024-03-18T11:26:23+02:00
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