Trauer nach Fehlgeburt: Tipps & Ressourcen

Die Trauer nach Fehlgeburt ist ein harter und schmerzvoller Prozess. Mit diesem Artikel möchte ich eine Ressourcenseite für Eltern, die eine Fehlgeburt verarbeiten müssen, anlegen. Ich möchte aber auch an alle die denken, die im Umfeld und Kontakt mit einer trauernden Familie stehen. Großeltern, Geschwisterkinder, Verwandte, Freunde und Kollegen.

Fehlgeburt: Was kann helfen?

Von einer Fehlgeburt oder einem Abort spricht man dann, wenn die Schwangerschaft endet, bevor das Kind lebensfähig ist.

Wenn ein Kind im Bauch stirbt, dann gibt es kaum Worte, die das Geschehene beschreiben können.

Zudem fehlen Ressourcen, die einem vielleicht eine erste Idee geben können, wie man mit der Situation und dem Erlebten umgehen kann.

Schließlich gibt es eine ganze Reihe von Fragen, aber auch Gedanken, die einen beschäftigen  und die ich gerne beantworten möchte.

Fehlgeburt: Bin ich schuld?

Ich habe selbst eine Fehlgeburt erlebt und danach gab es lange Zeit nur noch eine Frage in meinem Kopf: Was habe ich falsch gemacht?

Eine Umfrage des Startups Ava konnte aufzeigen, dass tatsächlich fast die Hälfte aller Frauen ähnliche Gedanken haben und sich selbst die Schuld an einer Fehlgeburt geben.

Weiterhin sind mehr als 70 Prozent der betroffenen Frauen überzeugt, dass Stress zu einer Fehlgeburt führen kann. 37 Prozent der Befragten halten schwere körperliche Arbeit wie z.B. das Heben von schweren Gegenständen für die Ursache.

Fehlgeburt Ursachen

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass es Mythen rund um das Thema Fehlgeburt gibt. Was stimmt wirklich?

Meine  Suche nach Studien zu konkreten Zahlen und Ursachen von Fehlgeburten hat Folgendes ergeben:

  • Fehlgeburten kommen sehr häufig vor. Je nach Studie enden ca. 11 – 15 Prozent aller Schwangerschaften vorzeitig. Dabei sind noch nicht die Schwangerschaften mit einbezogen, die bereits vor der zu erwatenden Periode abgehen. Viele Frauen bemerken gar nicht, dass sie schwanger sind, da sich die Fehlgeburt in Form einer scheinbar normalen Monatsblutung zeigt.
  • Frühe Fehlgeburten werden mit 60 bis 80 Prozent genetischen Ursachen zugeschrieben. Die Frau hat in diesen Fällen nichts falsch gemacht, vielmehr war der Embryo selbst nicht lebensfähig.
  • Es gibt weitere Gründe für eine Fehlgeburt wie z.B. immunologische Erkrankungen, Fehlbildungen der Gebärmutter, Gerinnungsstörungen etc.
  • Die im Volksmund benannten Gründe wie z.B. das schwere Heben oder gar, dass die Mutter das Baby nicht stark genug haben wollte, kommen in diesen Studien nicht vor. Eine Aufklärung über diese falschen Annahmen halte ich für extrem wichtig, machen sie doch deutlich, dass in den allermeisten Fällen die Frau keine Schuld trifft!

Trauersprüche für Sternenkinder

Zunächst will ich dich auf meine Seite Trauersprüche für Sternenkinder aufmerksam machen.

Wenn du auf der Suche nach Worten bist, die vielleicht ein klein wenig ausdrücken können, was gerade in dir vorgeht, dann lade ich dich herzlich ein dich dort umzuschauen.

Weiterhin gibt es eine Reihe von Blogartikeln hier auf Kindeshalb zum Thema Fehlgeburt und Trauer nach Fehlgeburt:

Trauer nach Fehlgeburt: Bücher

Nach meiner eigenen Fehlgeburt war es für mich wichtig, nach Erfahrungsberichten anderer Frauen und Paare zu suchen.

Ich wollte wissen, ob andere Ähnliches erlebt haben und gleichzeitig hören, was sich als hilfreich erwiesen hat. Hier kommen meine Buchempfehlungen:

Gute Hoffnung – Jähes Ende

Ich liebe Hannah Lohtrops Buch, denn sie hat es für ihre Tochter Cara geschrieben, „die ihre Spuren in unseren Herzen und auf dieser Erde hinterlassen hat, obwohl man sagt, sie habe ja noch nicht gelebt“.

Ausgelöst durch ihre eigene Betroffenheit und durch die Arbeit mit vielen betroffenen Eltern schafft es Hannah Lohtrop wichtige Impulse für den Weg durch die Trauer zu geben.

Das Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und enthält gleichzeitig viele wichtige Informationen und praktische Tipps.

Mein Sternenkind – Begleitbuch für Eltern, Angehörige & Fachpersonen 

Ein Buch mit vielen Erfahrungsberichten, Ideen und Gedanken. Ich würde es zusammen mit Hannah Lohtrops „Gute Hoffnung – jähes Ende“ allen empfehlen, die selbst ein Kind verloren haben oder Personen, die mit Betroffenen in ihrer Arbeit zu tun haben.

Tabuthema Fehlgeburt. Ein Ratgeber

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Ein Ratgeber mit vielen nützlichen Informationen zum Thema Trauer nach Fehlgeburt.

Die Autorin hat im Rahmen von Interviews mit mehr als 400 Frauen umfassend Wissen gesammelt, dass sowohl betroffenen Paaren, aber auch Angehörigen oder medizinisches Personal hilfreich sein kann.

Sternenkinder: Wenn eine Schwangerschaft zu früh endet

Schönes und auf berührende Weise geschriebenes Buch, ideal für die Trauerverarbeitung und den Umgang mit Fehlgeburten.

Bin kaum da, muss schon fort: Eltern fehl- und totgeborener Kinder berichten 

Das Buch der Schweizer evangelischen Theologin Sabine Herold lässt den Erfahrungen der betroffenen Eltern breiten Raum.

Auf sehr unterschiedliche Weise berichten sie von dem was mit der Geburt ihrer toten Kinder auf sie zukam. Vielschichtig sind die gemachten Erfahrungen und auch die Möglichkeiten erfahrenes zu verarbeiten.

Gestern war ich noch schwanger

Dieses Buch begleitet sehr gefühlvoll und authentisch, die Bilder sind klar und sehr aussagekräftig. Ein wunderschönes und gleichzeitig auch sehr trauriges Buch.

Ein Teil von mir

Was geschieht mit der Trauer nach einem, nach zwei, nach drei Jahren, wenn alle anderen scheinbar den Tod bereits vergessen haben? Kann es gelingen wieder zurück ins Leben zu finden?

Abschied, Tod und Trauer

Ein sehr gutes Buch, das Kindern den Tod und die Trauer erklärt. Es ist für Kinder ab 4 Jahre geeignet und natürlich für alle, die das Thema Tod beschäftigt.

WEIL DU MIR SO FEHLST

Weil du mir so fehlst: mit Poster und einem Lied...
  • Carlsen Verlag GmbH
  • Weil du mir so fehlst: mit Poster und einem Lied von BOSSE zum download Trauern mit Kindern Trauerarbeit...

Weil du mir so fehlst ist ein weiteres Kinderbuch über Tod und Trauer.

Das Buch erzählt die Geschichte eines Bärs, der jemanden vermisst und ist für Kinder zwischen vier und zehn Jahren geeignet.

Lauras Stern

Lauras Stern erzählt einfühlsam, dass man sich manchmal von Dingen trennen muss, die man lieb hat.

Eine Handvoll  Liebe

Ein sehr ergreifendes  Buch, dass das Hoffen, Bangen und die Verzweiflung von Eltern eines frühgeborenen Kindes in Worte zu fassen vermag.

Weitere Ressourcen

Im Folgenden habe ich Dir weitere Ressourcen zusammengetragen. Angebote, Blogs, Projekte, mittlerweile gibt es zunehmend mehr Seiten zum Thema Trauer und Tod.

Projekte & Verbände, Organisationen

Die Initiative REGENBOGEN e.V.

Für viele Eltern und Angehörigen sind Informationen zur Beerdigung oder zur Trauerbewältigung ein erster wichtiger Schritt. Alles Wichtige dazu bietet die Initiative Regebogen e.V. auf ihrer Webseite an.

Bei der Initiative Regenbogen handelt es sich um einen Kreis von betroffenen Eltern, die selbst ein oder mehrere Kinder vor oder kurz nach der Geburt verloren haben. Ziel des Vereins ist es der Trauer Ausdruck zu verleihen und dem eigenen Leben seinen Sinn zurückzugeben ohne dabei das verstorbene Kind zu vergessen.

Dein Sternenkind

Meiner Meinung nach sollte jeder „Dein Sternenkind“ kennen!

Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von ehrenamtlichen Fotografen, die kostenlose Erinnerungsbilder nach der Geburt machen. Die Fotos sollen helfen, das Leben des verstorbenen Kindes zu würdigen und den Eltern durch die Fotos auf ihrem Trauerweg zu unterstützen.

Schau dich auf der Webseite von „Dein Sternenkind“ um Du findest dort Einsatzberichte der Fotografen und viele Infos u.a. zur Organisation selbst.

Bundesverband Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.

Der Bundesverband Verwaiste Eltern bietet eine ganze Reihe von Hilfs- und Beratungsangeboten. Schau dich auf der Seite um, du findest neben Infos zum Thema Trauer vor allem auch viele Tipps um dich lokal mit anderen Menschen in ähnlicher Situation zu verbinden.

Blogs & Webseiten zum Thema Abschied & Trauer

  • Wenn Kinder sterben: Dieser Blog wird von Menschen betrieben, die selbst um ein verstorbenes Kind trauern.
  • Dein Tod und ich: Dein Tod und ich ist die Trauer- und Interviewplattform über das Weiterleben nach dem Tod. Hier erzählen Hinterbliebene und Angehörige von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Tod und wie er ihr Leben vielleicht auch positiv verändert hat.
  • Trauerkinder – Die wichtigsten Fragen des Lebens nicht totschweigen – Sabine Elvert informiert über die Bedürfnisse von Kindern in der Trauer.
  • What’s your grief – Eine englischsprachige Seite mit sehr vielen Artikeln rund um die Themen Tod & Trauer.
  • Hope’s Angel: Hilfe für Familien und Fachkräfte bei Fehlgeburt, stiller Geburt und Neugeborenentod.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur zum Thema Trauer nach Fehlgeburt

  • Karen C. Schliep et. al.: Trying to Conceive After an Early Pregnancy Loss: An Assessment on How Long Couples Should Wait.
    Obstet Gynecol. Author manuscript; available in PMC 2017 Feb 1. Published in final edited form as: Obstet Gynecol. 2016 Feb; 127(2): 204–212. doi: 10.1097/AOG.0000000000001159.
  • Kangatharan C et. al.: Interpregnancy interval following miscarriage and adverse pregnancy outcomes: systematic review and meta-analysis. Hum Reprod Update. 2017 Mar 1;23(2):221-231. doi: 10.1093/humupd/dmw043.
  • Wong LF et. al.: The effect of a very short interpregnancy interval and pregnancy outcomes following a previous pregnancy loss.
    Am J Obstet Gynecol. 2015 Mar;212(3):375.e1-11. doi: 10.1016/j.ajog.2014.09.020. Epub 2014 Sep 20.

Weiterlesen:

Foto: Stock.adobe.com ©Monkey Business

Trauer nach Fehlgeburt: Tipps & RessourcenSilke2024-02-29T16:42:43+02:00

Fehlgeburt Ursachen: Ursachen & Risikofaktoren

Fehlgeburt Ursachen: Vielleicht hast du auch die Erfahrung einer Fehlgeburt machen müssen und suchst nun nach möglichen Ursachen und Risikofaktoren. In diesem Artikel möchte ich dir wichtige Informationen zu Risikofaktoren owie eine Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) vorstellen, die dir einen Überblick zu Ursachen bei wiederholten Fehlgeburten geben kann.

Was ist eine Fehlgeburt?

Wenn ein Kind während der Schwangerschaft stirbt, ist das ein so schreckliches Ereignis, dass es mir schwer fällt über Definitionen der Fehlgeburt zu schreiben. Trotzdem ist es wichtig, den Unterschied zwischen einer frühen und späten Fehlgeburt sowie die Abgrenzung zur Totgeburt zu kennen.

Von einer Fehlgeburt wird gesprochen, wenn ein Kind mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm tot geboren wird. Der medizinische Fachbegriff dafür heißt „Abort“.

Zudem wird zwischen einer frühen Fehlgeburt (Frühabort) unterschieden, wenn die Schwangerschaft vor der 12. Schwangerschaftswoche endet und einer späten Fehlgeburt(Spätabort), wenn das Baby im Zeitraum nach der 12. bis 24. Schwangerschaftswoche im Bauch der Mutter verstirbt.

Kinder, die mit einem Gewicht von über 500 Gramm tot geboren werden, werden als Totgeburten bezeichnet.1

💖 Hol Dir meine Ressourcenliste nach Fehlgeburt hier!

Wiederholte Fehlgeburt: Statistik

Schätzungsweise 1% bis 3% aller Paare im reproduktionsfähigen Alter erleben den wiederholten Verlust einer Schwangerschaft.2

Dabei bleibt die Schwangerschaft bei einer frühen Fehlgeburt nicht selten unentdeckt und die Blutungen werden mit der Periodenblutung verwechselt.

Deshalb ist diese Prozentangabe auch nur eine Schätzung, sie kann auch höher sein. Paare, die eine Fehlgeburt bewusst erleben mussten, haben besonders vor dem Wiederholungsrisiko Angst: Was ist, wenn die nächste Schwangerschaft wieder in einer Fehlgeburt endet?!

Mein Buchtipp: 

Ein Blick in die Forschungsliteratur zu diesem Thema zeigt, dass die Wiederholungsgefahr einer Fehlgeburt in starker Abhängigkeit zum Alter der Frau als auch der Anzahl der vorausgegangenen Aborte steht.3

 Wiederholungsrisiko von Fehlgeburten
Anzahl Aborte 25 – 29 Jahre 30 – 34 Jahre 35 – 39 Jahre  40 – 44 Jahre
1 Abort ~ 15% ~ 16 – 18% ~ 21 – 23% ~ 40 %
2 Aborte ~ 22 – 24% ~ 23 – 26% ~ 25 – 30% ~ 40 – 44%
3 oder mehr Aborte ~ 40 – 42% ~ 38 – 40% ~ 40 – 45% ~ 60 – 65%

Ursachen einer Fehlgeburt

Ich bin mir sicher, dass jede Frau und jedes Paar, das eine oder mehrere Fehlgeburten erlebt hat, sich mit den Ursachen beschäftigen wird.

Der Leidensdruck ist hoch und die Fragen nach dem Grund für den Verlust der Schwangerschaft und sinnvollen Behandlungsstrategien können sehr belastend sein.

Frage nach den Fehlgeburt Ursachen:

  • Habe ich während der Schwangerschaft irgendetwas falsch gemacht?
  • Gab es einen genetischen Defekt bei meinem Kind?
  • Hatte ich eine hormonelle Störung?
  • Ist meine Gebärmutter richtig geformt?
  • Hat die Plazenta sich richtig entwickelt?
  • Sind die Spermien meines Partners in Form, Anzahl & ihrer Beweglichkeit in Ordnung?

Es ist nicht einfach, diese Fragen nach den Fehlgeburt Ursachen klar und eindeutig zu beantworten, da nur wenige Ursachen gerade für das wiederholte Auftreten einer Fehlgeburt bekannt sind.

Auch für die Beantwortung der Frage, nach wie vielen Fehlgeburten eine umfangreichere Diagnostik sinnvoll ist, spielt neben der genauen Abortanamnese auch eine Einschätzung der reproduktionsmedizinischen Gesamtsituation des Paares eine wesentliche Rolle.

Mir hat nach meiner eigenen Fehlgeburt sowohl das fachliche Wissen zum Thema als auch eine Auflistung der möglichen Ursachen einer Fehlgeburt und damit der Überblick gefehlt.

Ich fühlte mich hilflos, uninformiert und wusste nicht, welche Punkte ich beispielsweise bei meinem behandelnden Frauenarzt hätte ansprechen können.

Diagnostik & Therapie bei wiederholten Spontanaborten

Die neue Leitlinie „Diagnostik und Therapie von Frauen mit wiederholten Spontanaborten“ ist unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) entstanden und richtet sich an Frauen und Paare mit wiederholten Fehlgeburten (WSA). Ziel der Leitlinie ist es, die Diagnose und Therapie von Frauen mit WSA auf der Basis aktueller Studien zu standardisieren und damit die Unsicherheit aller Beteiligten zu reduzieren.

Es gibt die Leitlinie für Frauen mit WSA in einer Langfassung inklusive einer umfangreichen Literaturliste.

Diese Langfassung eignet sich besonders dann für dich, wenn du dich umfassend in das Thema einlesen möchtest. Daneben gibt es eine „Dia-Version“, die alle wichtigen Infos in kurzer Tabellenform enthält. Ich habe dir beide Dokumente unten in der Literaturliste verlinkt und stelle dir folgend die wichtigsten Punkte vor.

Risikofaktoren für Spontanaborte

In der Literatur werden als Ursachen für Fehlgeburten das individuelle Gesundheitsverhalten, bestimmte Lebensumstände als auch weitere Risikofaktoren wie zum Beispiel genetische, anatomische, mikrobiologische, endokrine, psychologische und auch immunologische Risiken genannt.

Stress

Stress leuchtet sofort als Risikofaktor für eine Fehlgeburt ein. Allerdings weist die Leitlinie der DGGG darauf hin, dass die Datenlage dazu sehr dünn ist, da es nur wenige Studien zum Abortrisiko durch Stress gibt.

Die Bedeutung von Stress für den Schwangerschaftsverlauf ist wissenschaftlich nicht endgültig geklärt, eine Erhöhung des Fehlgeburtsrisikos durch Stress kann nicht festgehalten werden.

Koffeinkonsum

Koffeinkonsum kann als mögliche Ursache für einen Spontanabort in Frage kommen.

Einige Studien konnten hierbei eine dosisabhängige Beziehung zwischen der Aufnahme von Koffein und Fehlgeburten nachweisen.

Eine retrospektive Fall-Kontrollstudie demonstrierte beispielsweise, dass es bei Frauen mit hoher (mehr als 300 mg pro Tag), moderater (150 bis 300 mg pro Tag) und geringer (weniger als 150 mg pro Tag) Koffeinaufnahme eine lineare Beziehung zwischen der Höhe des Koffeinkonsums und dem Risiko für eine wiederholte Fehlgeburt gibt.

Nikotin

Allen schwangeren Frauen ist eine Beendigung des Rauchens zu empfehlen. Die Leitlinie verweist mit Bezug auf verschiedene Studien  darauf hin, dass sowohl ein starker als auch moderater Tabakkonsum negative Auswirkungen auf die Chancen einer Lebendgeburt haben kann. Selbst das Passivrauchen kann das Risiko für Fehlgeburten erhöhen.

Genetische Faktoren

Embryonale und fetale Chromosomenstörungen stellen die häufigste Ursache gerade für frühe Fehlgeburten dar.

Etwa 50% der Aborte im ersten Trimenon lassen sich auf Chromosomenaberrationen zurückführen, im 2. Trimenon sind es 30%. Das Alter der Mutter spielt bei den embryonalen und fetalen Trisomien eine starke Rolle, wobei in den vorliegenden Studien vor allem die Trisomie 16 und Trisomie 22 bei Fehlgeburten nachgewiesen werden konnte. Die Monosomie X ist bei etwa 20% der Aborte im ersten Trimenon zu nennen, Triplodien finden sich bei ca. 15% der Fehlgeburten.

Die Leitlinie der DGGG empfiehlt bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten eine zytogenetische Analyse durchzuführen, die mithilfe einer Chromosomenanalyse beider Partner auch präkonzeptionell erfolgen kann.

Die Ergebnisse der Untersuchungen und hieraus notwendige Konsequenzen zur Abortprophylaxe wie beispielsweise eine Präimplantationsdiagnostik sollten im Rahmen einer genetischen Beratung besprochen werden.

Anatomische Faktoren

Angeborene Uterusfehlbildungen zeigen sich nach Auswertung der Literatur in ca. 10% bis 25% der Fälle einer wiederholten Fehlgeburt. Auch erworbene Fehlbildungen wie beispielsweise Myome und Polypen oder das Vorliegen eines bereits erlebten Spätabortes können das Abortrisiko erhöhen. Die Experten unserer neuen Leitlinie empfehlen deshalb bei sich wiederholenden Fehlgeburten und zum Ausschluss anatomischer Faktoren eine Vaginalsonographie und/oder Hysteroskopie durchzuführen.

Mikrobiologische Faktoren

Bakterielle, virale oder parasitäre Infektionen können zu einem vorzeitigen Blasensprung, einem Spätabort oder einer Frühgeburt führen. Allerdings scheint der Zusammenhang zwischen Infektionen und Fehlgeburten nicht wirklich klar zu sein, deshalb empfiehlt die Leitlinie kein generelles Screening auf vaginale Infektionen nach WSA.

Die Expertenkommission betont aber, dass gerade bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten oder mehrmaligem Implantationsversagen eine Endometriumbiopsie zum Ausschluss einer chronischen Gebärmutterschleimhautentzündung (Endometritis) sinnvoll sein kann.

Endokrine Faktoren

Eine Schilddrüsendysfunktion, das PCO-Syndrom bzw. polyzystische Ovarien, Adipositas, Hyperandrogenämie und Insulinresistenz werden von der Leitlinie als mögliche endokrine Faktoren wiederholter Fehlgeburten genannt.

Deshalb sprechen die Experten eine Empfehlung zur endokrinologischen Abklärung (Bestimmung von TSH, freiem T3, freiem T4 und der Schilddrüsenautoantikörperkonzentrationen) bei WSA aus. Auch eine Bestimmung des BMI und eine anschließende Abklärung eines metabolischen Syndroms wird in der Leitlinie empfohlen.

Psychologische Faktoren

Die Leitlinie sieht eine Verursachung von Fehlgeburten alleine durch psychologische Faktoren als nicht gegeben an. Vielmehr richtet sie den Fokus auf die psychologischen Auswirkungen und intensiven Trauerprozesse nach einer WSA und verweist auf psychosoziale Hilfs- und Unterstützungsangebote zur Verarbeitung.

Immunologische Faktoren

Aufgrund der Heterogenität der vorliegenden Studien kann nicht eindeutig bestimmt werden, welche Wertigkeit einzelne immunologische Parameter bei sich wiederholenden Fehlgeburten haben. Deshalb empfiehlt die Leitlinie kein generelles immunologsches Screening.

Gerinnung

Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit den möglichen Zusammenhängen zwischen einer mütterlichen Thrombophilie und sich wiederholenden Fehlgeburten. Die Verfasser unserer Leitlinie kommen nach ausführlicher Diskussion zu dem Ergebnis, dass bei Frauen mit thromboembolischen Risiken eine entsprechende Thrombophiliediagnostik durchgeführt werden sollte.

Bei Fragen zu Fehlgeburt Ursachen melde dich kurz bei mir.

Herzliche Grüße

Silke

Fehlgeburt Ursachen: Ursachen & RisikofaktorenSilke2024-03-01T12:00:52+02:00

Drohende Fehlgeburt: Was dir jetzt helfen kann!

Wenn ein Kind im Bauch seiner Mutter stirbt, ist das ein so schreckliches Ereignis, dass es kaum möglich ist sich darauf in irgendeiner Weise vorzubereiten. Sehr oft kommt die Fehl- oder auch Totgeburt auch überraschend und es bleibt nur wenig Zeit, um sich zu überlegen, was jetzt wirklich wichtig ist. Aus diesem Grund habe ich für dich Anregungen gesammelt, die dir vielleicht bei einer drohenden Fehlgeburt ein klein wenig helfen können.

Was ist eine drohende Fehlgeburt?

Von  einer drohenden Fehlgeburt (auch als Abortus imminens oder drohender Spontanabort bezeichnet) wird dann gesprochen, wenn es zu vaginalen Blutungen während der ersten 20 Schwangerschaftswochen kommt. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass eine solche Blutung nicht zwangsläufig zu einer Fehlgeburt führen muss.

Eine vaginale Blutung während der Schwangerschaft kann ein Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt sein. Sie muss es aber nicht!

Denn 20 bis 30 Prozent der schwangeren Frauen haben Blutungen und tragen trotzdem ihr Kind aus.

Mir ist sehr wichtig, dass du das weißt!

Trotzdem sind Blutungen jeglicher Art in der Schwangerschaft super ernst zu nehmen.

Solltest du Blutungen bekommen, zögere bitte nicht sofort einen Arzt aufzusuchen!

Drohende Fehlgeburt: Anregungen für eine schwere Zeit

Die folgenden Vorschläge sind als Anregungen für den traurigen Fall gedacht, dass du eine Fehlgeburt erleben musst.

Schau sie dir bitte an und nimm dir davon das mit, was sich für dich richtig und gut anfühlt.

Mein Lesetipp:

Hier findest du weitere Hilfen:

💖 Hol Dir meine Ressourcenliste zum Thema Fehlgeburt hier!

Bleib nicht alleine, hole dir Unterstützung

Viele Frauen erleben ihre Fehlgeburt allein.

Mach es bitte anders und bleib nicht alleine! Sollte eine Fehlgeburt drohen, hol dir neben der medizinischen Begleitung auch Hilfe von einem lieben Menschen, der an deiner Seite bleibt.

Bei einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus gilt derselbe Rat. Hol dir Beistand von einer Person, die diese schweren Stunden mit dir teilt und für dich da ist.

Dränge darauf, dass du im Krankenhaus wenn irgendwie möglich ein Einzelzimmer bekommst und dass dein Partner oder deine Begleitperson mit ins Zimmer aufgenommen wird.

Gib deinem Kind einen Namen

„Fehlgeburt“ ist meinem Empfinden nach ein schrecklicher Begriff. Er suggeriert unteschwellig, dass mit deinem Kind etwas nicht in Ordnung war. Und das stimmt nicht: Jeder Mensch ist ok so wie er ist und in sich zutiefst wertvoll. Auch der Tod kann daran nichts ändern.

Es geht hier um dein Kind, dein Baby, das leider nicht leben konnte.

Deshalb gib deinem Kind einen Namen!

Auch wenn du vielleicht noch gar nicht so lange schwanger warst und dein Baby noch winzig klein war.

Es ist dein Kind, von dem du dich verabschieden musst. Gib ihr und ihm einen Namen und einen festen Platz in deiner Familie.

Bitte um einen letzten Ultraschall

Manche Eltern haben das Bedürfnis ein letztes Ultraschallbild von ihrem Kind zu erhalten.

Wenn es dir auch so geht, zögere nicht und frage danach.

Und denke später bitte daran, diese Bilder zu digitalisieren, denn leider verblassen die Ultraschallbilder mit der Zeit.

Nimm dir Zeit für den Abschied

Abschied von seinem Kind zu nehmen ist so individuell und persönlich, dass es hierfür keine Zeitangaben geben darf.

Nimm dir die Zeit, die du brauchst!

Wenn du erst Zeit für dich brauchst und vielleicht einige Stunden oder Tage später Abschied nehmen möchtest, ist dies genauso ok und richtig. Mache es so, wie es sich für dich richtig anfühlt.

Nimm dir auch genügend Zeit, um alleine mit deinem Kind zu sein.

Dies ist die letzte Möglichkeit, um Eindrücke zu sammeln und deinem Baby all das zu sagen, was dir am Herzen liegt. Lass deinen Gefühlen freien Lauf. Alles ist erlaubt und richtig.

Kümmere dich selbst um dein Kind

Du und dein Partner, die angehende Oma oder beste Freundin kann das Kind wickeln und anziehen. Hierfür gibt es ganz kleine Babykleidung für Sternenkinder, die viele Krankenhäuser mittlerweile anbieten können oder die man online bestellen kann.

Auch ein schönes Taschentuch oder eine sehr kleine Decke stellt gerade für die kleinsten Kinder eine Möglichkeit dar, um es würdevoll zu kleiden.

Sammle Erinnerungen an dein Kind

Auch wenn es dich bestimmt große Überwindung kostet: Schau dir dein Kind an. Nimm es wahr mit all deinen Sinnen, fass es an, streichle es, nimm es in deinen Arm. Prägen dir die Bilder ein. Manche Babys haben schon sehr viele Haare. Schneide dir vorsichtig eine Haarlocke als Erinnerung ab.

Sammle alle Erinnerungsstücke und schaffe neue: Beispielsweise kannst du das Kuscheltier, welches du in den Sarg legen möchtest, doppelt besorgen und eins davon behalten.

 Mache Fotos

Bitte jemanden, Fotos (oder ein Video) von deinem Kind zu machen. Sie sind eine bleibende Erinnerung an dein Sternenkind.

Vielleicht magst du auch ein Familienfoto machen lassen, auf dem alle Familienmitglieder zu sehen sind.

Bitte um einen Fuß- und Handabdruck

Fuß- und Handabdrucke sind eine wertvolle Erinnerung gerade in den besonders schweren Stunden. Bitte die Hebamme, die Krankenschwester oder ein Familienmitglied dies zu übernehmen. Wenn du selbst genug Kraft dafür hast, übernimm diese Aufgabe selbst.

Erlaube deiner Familie Abschied zu nehmen

Gib deiner Familie die Möglichkeit Abschied zu nehmen. Auch wenn dein Kind noch sehr klein war, so hat es doch Geschwister, Oma und Opa, Tanten und Onkel. Gib allen die Chance sich auf ihre Art und Weise zu verabschieden.

Nimm Kontakt zur Krankenhausseelsorge auf

Wenn du stationär aufgenommen bist, überlege die Krankenhausseelsorge anzufragen.

Die Frauen und Männer der Seelsorge sind für Krisensituationen geschult und können mit ihrem Erfahrungswissen helfen, den Abschied von deinem Baby so würdevoll wie möglich zu gestalten.

 Hol dir Hilfe für die nächste Zeit

Auch für die kommenden Tage und Wochen ist es gut, Hilfe zu haben.

Deine Hebamme kann dich und deinen Partner weiter betreuen, ein Seelsorger oder jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis. Vielleicht gibt es auch ein Geschwisterkind, welches Begleitung und Versorgung benötigt.

 Organisiere die Bestattung

Die Bestattung muss vorbereitet werden, eine Karte (wenn erwünscht) gestaltet und verschickt werden.

Wenn du dich hierzu nicht in der Lage fühlst, dann delegiere diese Aufgabe an jemandem, der sie gut stemmen kann.

Vielleicht kannst du jemanden bitten, eine Kerze für dein Kind zu gestalten.

 Suche dir deinen Ort zum Trauern

Nicht immer kommt es zu einer Bestattung, umso wichtiger ist es, einen festen Platz für die eigene Trauer zu haben. Schaff dir einen solchen Platz. Sei es in einer Zimmerecke zu Hause, im Garten oder irgendwo in der freien Natur oder im Wald.

 Literatur zum Thema drohende Fehlgeburt

Ein sehr wertvolles Buch für die Zeit der Trauer um ein Sternenkind ist „Gute Hoffnung, jähes Ende“ von Hanna Lothrop. Es ist mittlerweile in einer Neuauflage erschienen und besticht durch seine Authentizität und die vielen Ansätze zur Trauerbewältigung.

Meine Empfehlung für dich:

„Mein Sternenkind“ ist ein sehr einfühlsam geschriebenes Begleitbuch. Es bietet viele Erfahrungsberichte von anderen Sterneneltern.

In dem Buch von Sabine Herold kommen betroffene Frauen und Paare zu Wort, die das Sterben ihres Kindes im Bauch der Mutter verarbeiten und betrauern müssen. Es enthält sehr berührende Texte und hilft mit vielen Anregungen bei der Trauerbewältigung.

Telefonnetzwerk: Soforthilfe für betroffene Eltern

Das Projekt „die Schmetterlingskinder“ bietet eine Soforthilfe für betroffene Eltern an. Hierzu wurde ein Telefonnetzwerk gebildet, in dem Frauen sich gegenseitig beraten und hilfreich begleiten können. Mehr Infos findest du auf der Webseite der Schmetterlingskinder hier.

Für die Trauerarbeit von Eltern, die ihr Kind so früh gehen lassen mussten,  gibt es sehr oft auch Hilfsangebote vor Ort. Informiere dich bei deiner Hebamme oder google nach Selbsthilfegruppen und anderen Betroffenen in deiner Nähe.

Bei Fragen zum Thema drohende Fehlgeburt melde dich gerne.

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

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Drohende Fehlgeburt: Was dir jetzt helfen kann!Silke2024-02-19T12:58:19+02:00

Fehlgeburt: Was Du niemals sagen solltest!

Eine Fehlgeburt bedeutet einen tiefen Einschnitt in das eigene Leben. Vielleicht liest du diese Zeilen, weil du selbst vor kurzem eine Fehlgeburt erlebt hast oder weil es einen lieben Menschen in deinem Umfeld gibt, der eine Fehlgeburt verarbeiten muss. Leider gibt es Reaktionen und Aussagen anderer Menschen, die die Trauer und den Schmerz  nicht immer nachempfinden können. In diesem Artikel habe ich einige Aussagen und meine Gedanken dazu gesammelt.

💖 Hol Dir meine Ressourcenliste nach Fehlgeburt hier!

Fehlgeburt: Kommentare können verletzen

Wenn ich selbst zurückschaue, dann gehört meine Fehlgeburt sicherlich zu den Ereignissen in meinem Leben, die mich am meisten berührt und verletzt haben.

Wir alle verbinden mit einer Schwangerschaft die Entstehung neuen Lebens und die Geburt eines Babys. Gedanklich und emotional ist dieses  Kind deshalb schon ganz nahe und mit jedem Tag wächst die Beziehung und die Vorfreude auf das gemeinsame Leben.

Und dann kommt diese schockierende Nachricht: Dein Kind wird nicht (weiter)leben oder das Herz hat bereits aufgehört zu schlagen.

Der Schock und die Trauer sitzen tief und es gibt kaum eine Vorstellung, wie diese Nachricht verarbeitet werden kann. Auch die Familie, Verwandte und Freunde sind betroffen und es fehlt oft die Erfahrung, wie man auf einfühlsame Weise reagieren und mit der Situation umgehen kann.

So kommt es auch, dass ich über meinen Kinderwunsch Blog sehr viele Mails von Frauen und Paaren bekomme, die unendlich unter den Reaktionen ihrer Umwelt leiden. Unpassende Kommentare und vermeintlich gut gemeinte Ratschläge, die oft mehr verbale Schläge sind, verletzen und lassen die Betroffenen geschockt und traurig zurück.

Nützliche Artikel:

Fehlgeburt: Was Du niemals sagen solltest

1. „Das Schicksal wollte es so“

Für jemanden, der gerade einen schweren Verlust verkraften musste, kann die Aussage „das Schicksal wollte es so“ sehr verletzend sein. Schnell kann die Vorstellung entstehen, dass das Schicksal für das Leben der betroffenen Person keine Kinder vorgesehen hat und es deshalb keinen Sinn hat es irgendwann nochmal zu versuchen.

Zudem stellt sich die Frage, was das Schicksal zukünftig noch bringen wird und warum es gerade einen selbst so hart getroffen hat. Selbst Frauen und Paare, die keinerlei Hang zum Aberglauben haben und mit beiden Beinen im Leben stehen, berühren solche Gedankengänge sehr.

Schließlich frage ich mich bei dieser Art von Kommentar immer, was oder wer denn das Schicksal genau ist. Für mich klingt es oft so als ob eine Zuschreibung zu einer wie auch immer definierten höheren Kraft die Trauer und den Schmerz kleiner machen könnte. Das ist aber nicht so und leider lässt sich der Tod dadurch nicht besser begreifen.

 2. „Mit deinem Kind stimmte irgend etwas nicht“

Immer wieder höre ich diese Art von Bemerkung un ich weiß aus eigener Erfahrung, wie  sehr sie verletzen kann.

Inhaltlich mag dieser Gedanke vielleicht sogar im Hinblick auf die rein körperliche Entwicklung richtig sein, z.B. dann, wenn die Fehlgeburt durch einen genetischen Defekt verursacht wurde und das Baby deshalb nicht lebensfähig war.

Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass eine solche Bemerkung nicht tröstend wirkt. Das Wissen um mögliche genetische Defekte, Erkrankungen oder Fehlbildungen des eigenen Kindes mindert nicht den Verlust und die Trauer.

Zudem hört sich der Satz „mit deinem Kind stimmte etwas nicht“ wie eine Wertung an. Und eine Wertung menschlichen Lebens als als „gut“ oder „schlecht“ ist komplett unangebracht. Jeder Mensch hat von Beginn an ein Recht zu leben, zu sein und zu wachsen.

 3. „Ihr könnt wieder schwanger werden“

Das ist eine Bemerkung, die einem Paar den Boden unter den Füßen wegziehen kann. Leider ist sie als Kommentar sehr beliebt.

Die Trauer um das Kind verschwindet nicht, indem man versucht den Verlust durch ein neues Baby zu ersetzen.

Vielmehr kommen oft viele quälende Gedanken und Fragen auf:

Die Frau fragt sich dabei oft nicht nur, ob sie wirklich wieder schwanger werden kann, sondern auch, ob sie überhaupt fähig ist, ein Kind auszutragen.

Und auch die Männer leiden sehr stark unter dem Verlust. Selbst wenn es vielleicht wieder klappen sollte, bleibt die Trauer und Fassungslosigkeit über den Tod immer präsent. Zwar vereändert sich die Trauer über die Zeit. Ich persönlich kenne allerdings niemanden, der oder die endgültig abschließen konnte. Der Verlust schmerzt ein Leben lang.

4. „Du bist nicht mehr die Jüngste“

Es ist erstaunlich, dass es Menschen gibt, die glauben, dass ein Hinweis auf das Alter der Betroffenen eine angebrachte Reaktion auf eine Fehlgeburt ist.

Zwar gibt es einen Zusammenhang zwischen der Fruchtbarkeit und dem Alter, aber eine solche Aussage lässt das betroffene Paar einsam mit seiner Erfahrung zurück.

Jede Frau und jedes Paar, das sich ein Baby wünscht und vielleicht schon etwas älter ist, weiß fast immer um die Risiken einer Fehlgeburt. Wenn es dann aber tatsächlich passiert hilft dieses Wissen nicht weiter, um mit dem Schmerz und der Trauer besser umzugehen.

Der Hinweis, dass man aufgrund des Alters ja vorgewarnt hätte sein müssen, verletzt und ist definitiv nicht hilfreich.

5. Du sagst nichts und ignorierst die Fehlgeburt

Wenn dir jemand vertrauensvoll von seiner Fehlgeburt erzählt, ist es fatal, wenn du nicht darauf reagierst und die Fehlgeburt ignorierst.

Ich weiß, dass solche Situationen sehr herausfordernd sein können. Man möchte gerne auf gute Weise reagieren, gleichzeitig fehlen die passenden Worte und die Erfahrung, was in solchen Situationen angemessen ist und was nicht. Es braucht den Willen sich in den anderen einzufühlen und oft ist es in der jeweiligen Situation schwierig empathisch zu reagieren.

Mein Tipp:

Du musst keine perfekt einfühlsame Antwort geben.

Ein „es tut mir leid, was Euch passiert ist“ lässt das betroffene Paar wissen, dass du an sie denkst und dich in ihre Situation einfühlen kannst.

Oft ist hier weniger auch mehr. Wenn du total unsicher bist, kannst du diese Unsicherheit in Worte fassen und deinem Gegenüber mitteilen, wie sehr dich die Situation berührt und du innerlich nach den richtigen Worten suchst.

Auch ein „das macht mich sprachlos“ oder ein „darf ich dich kurz drücken oder nur einfach nur an deiner Seite sein“ sind ein Zeichen, dass du verstanden hast, worum es gerade geht.

Trau dich, deine eigene Betroffenheit auszudrücken! Sie wird es deinem Gegenüber ermöglichen auf ähnliche Weise zu reagieren und in der gemeinsamen Verbindung einen Moment etwas Trost zu finden.

Herzliche Grüße

Silke

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Fehlgeburt: Was Du niemals sagen solltest!Silke2023-04-27T22:06:13+02:00

Totgeburt: Und dann war Lasse plötzlich tot!

Heute will ich Dir ein Buch zum Thema Totgeburt hier auf Kindeshalb vorstellen. Es liegt bereits seit einiger Zeit auf meinem Schreibtisch, denn ich lese in Etappen darin. Das hat damit zu tun, dass mich dieses Buch so tief berührt, dass ich es immer wieder nach einigen Seiten weglegen muss. Denn der Schmerz, ein Kind zu verlieren, erscheint mir selbst in meiner Rolle als Leserin kaum aushaltbar. Die Zeichnungen der Autorin sind so intim und persönlich, dass ich immer wieder mit den Tränen kämpfe.

Totgeburt

Trotzdem oder gerade deshalb will ich Dir das Buch von ganzem Herzen empfehlen.

Das Thema Totgeburt weckt Ängste und wir neigen alle dazu nicht hinschauen zu wollen und uns von den betroffenen Familien zurückzuziehen.

Doch der Tod ist Teil unseres Lebens und jedes dieser Babys, das nicht leben durfte, hat es verdient nicht vergessen zu werden.

Und das ist es auch, was ich jeder betroffenen Mutter und jedem betroffenen Vater sagen möchte:

Ich spüre Eure Verzweiflung, Eure Sprachlosigkeit und Eure Einsamkeit!

Das Licht, das Schatten leert

Tina Brenneisen, erzählt in „Das Licht, das Schatten leert“ über den Tod ihres Sohnes Lasse.

Tina ist mit Lasse schwanger und erfährt kurz vor der Geburt, dass er im Bauch verstorben ist.

Über diese Nachricht, die Geburt und die Zeit danach handelt ihr Buch.

Tina ist Comiczeichnerin und sie fängt deshalb an das Erlebte zu zeichnen.

Tina Brenneisen Das Licht das Schatten leert

© Tina Brenneisen, Edition Moderne

Nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus ist für Tina und ihren Mann nichts mehr wie vorher. Der Kontakt zur Familie und zu Freunden gestaltet sich schwierig, aber auch die Beziehung zu ihrem Körper hat sich verändert.

Tina fühlt sich von ihrem Körper verraten, hat er sie doch nicht gewarnt und in sie in dem Glauben gelassen, dass es Lasse gut geht.

Doch Lasse ist tot!

Tina Brenneisen Das Licht das Schatten leert

© Tina Brenneisen, Edition Moderne

Langsam und in kleinen Schritten gelingt es den beiden, sich aus der Ohnmacht herauszuarbeiten, wieder Vertrauen zu sich selbst und zu anderen Menschen zu fassen.

Dabei kommt es zu vielen absoluten Tiefpunkten in der Begegnung mit der Familie, Freunden, aber auch in der Partnerschaft selbst.

Die Bilder dazu berühren, sie sind ehrlich und mutig gezeichnet.

Fazit: Empfehlenswert!

„Das Licht, das Schatten leert“ ist ein wertvoller Begleiter für alle, die sich mit dem Thema Totgeburt und Trauer auseinandersetzen müssen oder wollen.

Der Comic wurde mit dem Berthold-Leibinger-Comicbuchpreis, der höchstdotierten deutschen Comicauszeichnung, prämiert.

Das Licht das Schatten leert
  • Brenneisen, Tina (Autor)

Tina Brenneisen überzeugt mit ihrer schonungslosen Ehrlichkeit.

Sie hat ein Buch geschaffen, das definitiv an die Substanz geht, weil es in Wort und Bild ausdrückt, was es bedeutet sein Kind gehen lassen zu müssen.

Herzliche Grüße

Silke

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Bilder: © Tina Brenneisen, Edition Moderne

Totgeburt: Und dann war Lasse plötzlich tot!Silke2024-02-27T16:04:17+02:00

In den Himmel geboren: Kerzen für 2 Sternenkinder

Heute erreichte mich die traurige Nachricht von Kerstin, dass sie ihre Zwillinge zu den Sternen gehen lassen musste.

Liebe Kerstin, gerne will ich dir mit diesen Zeilen mein tiefes Beileid ausdrücken!

Wir haben uns hier über Kindeshalb kennengelernt und ich habe  mich so gefreut, als du mithilfe einer künstlichen Befruchtung endlich schwanger geworden bist.

Schnell war klar, dass du Zwillinge erwartest und die Freude war riesengroß.

Doch nun erreichen mich deine Zeilen, dass du deine Kinder gestern zu den Sternen gehen lassen musstest.

Die Geburt kam viel zu früh und die beiden hatten keine Chance.

In den Himmel geboren: Kerze für Sternenkinder

Wenn ein Kind stirbt, ist das ein unfassbar schmerzhaftes Ereignis.

Es ist so unfassbar, dass jedes einzelne Wort belanglos, unzutreffend und oberflächlich wirkt.

Nichts kann trösten, Hoffnung schenken oder den Fragen nach dem warum auch nur ansatzweise eine Antwort schenken.

„Silke, der Tod ist nicht zu verstehen“, sagte mir vor vielen Jahren ein alter Kapuzinerpater, den ich bei seiner Arbeit als Krankenhausseelsorger begleiten durfte. Dein Suchen nach dem Sinn findet keine Antwort.

Ich persönlich empfinde diese Wahrheit besonders bei Babys unfassbar hart und schmerzhaft.

Ein Kind stirbt im Mutterleib oder kurz nach der Geburt und es besteht keine Möglichkeit es kennen zu lernen.

Die gute Hoffnung wendet sich in grenzenlosen Schock und Fassungslosigkeit.

Wo bist du, Kind?

Ich suche dich –

doch du bist nicht mehr da;

gegangen, aus mir, weg.

Nichts bleibt –

nur der Schmerz,

ungeweinte Tränen,

Verlust und Trauer.

Ich fühle mich leer,

einsam, verlassen –

unendlich müde.

Wo bist du, Gott?

Ich kann dich nicht finden.

Fremd bist du mir geworden.

Mein Kind hast du mir genommen.

Warum?

Für was?

Erst gibst du, dann nimmst du.

Dein Schweigen quält.

Sprich doch ein Wort –

dein Wort für mich!

(Aus: Sabine Herold: Bin kaum da, muss schon fort, Moers 2011, S. 22f.)

Lasst uns Kerzen für die beiden Sternenkinder anzünden!

Liebe Kerstin, ich zünde Kerzen für deine Kinder und eure ganze Familie an und ich begleite euch mit meinen Gedanken und Gebeten.

Wenn Du Texte, Gedichte oder vielleicht nur einen kleine Spruch hast, der Dich seit dem Tod Deines Kindes begleitet, teile ihn hier mit uns.

Herzliche Grüße

Silke

Literatur

  • H. Wolter: Mein Sternenkind – Begleitbuch für Eltern, Angehörige und Fachpersonen nach Fehlgeburt, stiller Geburt oder Neugeborenentod, 2017.

  • H. Lothrop: Gute Hoffnung, jähes Ende: Fehlgeburt, Totgeburt & Verluste in der frühen Lebenszeit. Vollständig überarbeitete Neuausgabe, 2016.

  • Sabine Herold: Bin kaum da, muss schon fort, 2011.

In den Himmel geboren: Kerzen für 2 SternenkinderSilke2024-02-27T13:14:57+02:00
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