Kosten künstlichen Befruchtung : Neues BGH Urteil zur Altersgrenze der Frau

Die Kosten einer künstlichen Befruchtung sind hoch und können bei mehreren Versuchen schnell im fünfstelligen Bereich liegen. Leider ist die Übernahme dieser Kosten bei den gesetzlichen Krankenkassen an Bedingungen geknüpft. Eine dieser Bedingungen bestimmt eine Altersobergrenze für die Frau von 40 Jahren. Nun gibt es ein neues Urteil des BGH, das festlegt, dass das Alter der Frau alleine kein Grund ist eine Kostenübernahme abzulehnen.

Kosten künstlichen Befruchtung & Altersgrenze

Ein neues Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 4. Dezember 2019 sorgt für Aufsehen: Krankenkassen können verpflichtet sein, auch bei älteren Frauen die Kosten für eine künstliche Befruchtung zu übernehmen.

Das statistisch gesehen höhere Risiko älterer Frauen eine Fehlgeburt zu erleiden, ist laut den Richtern allein noch kein Grund, die Kostenübernahme abzulehnen.

Der BGH begründet seine Entscheidung mit dem Selbstbestimmungsrecht:

“Das Selbstbestimmungsrecht der Ehegatten umfasst grundsätzlich auch die Entscheidung, sich den Kinderwunsch in fortgeschrittenem Alter unter Inkaufnahme altersspezifischer Risiken zu erfüllen.”

Urteil des BGH vom 4.12.19 (AZ IV ZR 323/18).

Du findest das gesamte Gerichtsurteil des BGH hier!

BGH unterstreicht Recht auf späte Mutterschaft

In diesem Fall hatte ein Mann geklagt, der unter einer Kryptozoospermie litt und deshalb auf natürlichem Wege keine Kinder zeugen konnte.

Seine private Krankenversicherung hatte die Kostenübernahme von rund 17.500 Euro für mehrere IVF Versuche abgelehnt und dies vor allem mit dem Alter der Frau begründet.

Die Richter in Karlsruhe bewerteten die 4 Behandlungsversuche der 44 jährigen Frau als medizinisch notwendige Heilbehandlung, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu einer Schwangerschaft führen könne.

Fehlgeburten kämen in dieser Altersgruppe häufiger vor, sie seien aber kein Grund die Kosten der künstlichen Befruchtung nicht zu übernehmen.

Die Versicherung des Mannes muss deshalb die Kosten abzüglich des Selbstbeteiligungsanteiles übernehmen.

Fällt die Altersgrenze der Frau?

Bestimmst fragst du dich, was das jetzt für Frauen um die 40 oder älter genau bedeutet.

Und ich kann dir versichern, dass ich mich das gerade auch frage!

Wichtig ist, dass das Paar in diesem Rechtsfall privat krankenversichert war!

In Deutschland gibt es verschiedene Versicherungsarten und damit auch verschiedene Rechtsgrundlagen:

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV): Leistungsrecht der IVF Behandlung findest du in § 27 a SGB V (Sozialgesetzbuch 5. Buch), Richtlinien gem. § 92 SGB V. Zum Thema Altersgrenze & künstliche Befruchtung findest du dort die Regelung, dass beide Partner für einen Anspruch mindestens 25 Jahre alt sein müssen. Weiterhin muss die Frau jünger als 40 Jahre, der Mann jünger als 50 Jahre sein.

Die private Krankenversicherung (PKV): Leistungsrecht der IVF Behandlung unterliegt dem Versicherungsvertragsgesetz, den Tarifbedingungen und den Allgemeinen Versicherungsbedingungen der jeweiligen Versicherung. Wichtige Unterschiede zur GKV: In der PKV gelten keine strikten Altersgrenzen, keine strikte Versuchszahl und es gilt das Verursacherprinzip.

Allerdings gibt es nun das höchstrichterliche Urteil des Bundesgerichtshofes, dass Krankenversicherer verpflichtet, die Kosten der Kinderwunschbehandlung zu erstatten, wenn die Behandlung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu einer Schwangerschaft führen könne.

Das BGH betont in seinem Urteil das Recht auf eine späte Mutterschaft und stärkt damit das Selbstbestimmungsrecht des Paares.

Das Alter der Frau allein sei kein Grund, die Kosten der künstlichen Befruchtung nicht zu übernehmen. Nur wenn diese Kinderwunschbehandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum Erfolg führen kann und mit hohen Risiken behaftet ist, darf die Krankenversicherung eine Erstattung verweigern.

Es bleibt nun abzuwarten, was dieses BGH Urteil für die weitere Rechtssprechung und für die Praxis genau bedeuten wird. Denn auf den ersten Blick fällt mir kein Grund ein, warum dieses Selbstbestimmungsrecht nur für privat versicherte Paare gelten soll.

Was geht dir zu diesem neuen BGH Urteil durch den Kopf? Ich freue mich auf deinen Kommentar dazu!

Herzliche Grüße

Silke

Das könnte dich auch interessieren:

Foto: adobe.stock.photo.com © by Monkey Business

Kosten künstlichen Befruchtung : Neues BGH Urteil zur Altersgrenze der FrauSilke2024-02-16T14:53:08+02:00

Welche Krankenkasse übernimmt die künstliche Befruchtung zu 100%?

Eine künstliche Befruchtung ist teuer und vielleicht hast du schon gehört, dass manche Krankenkassen mehr und andere weniger der anfallenden Kosten bezahlen. Die spannende Frage ist, welche der Krankenkassen mehr und eventuell die künstliche Befruchtung zu 100% übernehmen.

Ein Wechsel der Krankenkasse kann tatsächlich Sinn machen, um Geld zu sparen!

Doch dazu musst du herausfinden, welche Krankenkassen bei gesetzlich Versicherten tatsächlich mehr als die üblichen 50% der Kosten übernehmen. In diesem Artikel geht es speziell um die Krankenkassen, die 100% der Kosten übernehmen. In einem weiteren Artikel zur Kostenübernahme bei der künstlichen Befruchtung habe ich die Krankenkassen aufgelistet, die 75% der Kosten übernehmen.

Update Januar 2020: Es gibt ein neues BHG Urteil, nachdem die Altersgrenze allein kein Grund sein darf, um die Kostenübernahme zu verweigern. Hier erfährst du mehr:

Nützliche Artikel:

Künstliche Befruchtung: Kostenübernahme

Zunächst die gute Nachricht: Alle Krankenkassen übernehmen für ihre gesetzlich Versicherten 50% der Kosten für eine künstliche Befruchtung. Es handelt sich hier um eine sogenannte Regelleistung der gesetzlichen Kassen, vorausgesetzt, der Behandlungsplan wurde genehmigt.

Die andere Hälfte der anfallenden Kosten für die Behandlung, die Medikamente, mögliche Zusatzleistungen und Kryokonservierungen (Einfrieren von Ei- und Samenzellen) muss aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Eine Ausnahme bilden die Kosten für die Kryokonservierung im Rahmen einer Krebserkrankung. 

Nützliche Artikel: 

Welche Krankenkasse übernimmt künstliche Befruchtung zu 100%?

Im Folgenden haben ich dir eine Liste erstellt, die diejenigen Krankenkassen enthält, die die Kosten für eine künstliche Befruchtung ( IVF oder ICSI) zu 100% übernehmen.

Bitte beachte, dass diese Liste für dich nur eine erste Information sein kann. Sie bildet meinen aktuellen Wissenstands ohne Gewähr ab und kann keine individuelle Beratung durch deine Krankenkasse oder Arzt ersetzen! Ich übernehme keine Haftung für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben.

Bei konkreten Fragen zur Kostenübernahme bei einer künstlichen Befruchtung ist es sinnvoll  Kontakt zu der jeweiligen Krankenkasse aufzunehmen und dich über die angebotenen Leistungen sowie über einen potentiellen Kassenwechsel informieren zu lassen.

Bitte beachte, dass es seit dem 02. Juni 2017 eine Änderung der Richtlinien zur Kostenübernahme zur ICSI gibt. Weitere Infos dazu findest du hier:

ICSI Kosten: Neue Richtlinien zur ICSI Kostenübernahme (2. Juni 2017)

Über Infos zu Ergänzungen meiner Liste oder aktuelle Veränderungen oder Erfahrungen, die du gemacht hast, freue ich mich und nehme diese gerne hier auf.

Krankenkassen, die die künstliche Befruchtung zu 100% übernehmen

Krankenkasse Leistungen Wo? (Bundesland)
AOK Bremen und Bremerhaven 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Partner müssen bei der Kasse versichert sein. Bremen und Bremerhaven
AOK Hessen 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Ehepartner müssen bei der Kasse versichert sein. Hessen
AOK Nordost 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Partner müssen bei der Kasse versichert sein. Erstattung unter Abzug des Zuschusses durch das Bundesland. Berlin, Brandenburg, Meck.-Pom.
DAK Gesundheit 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Ehepartner müssen bei der Kasse versichert sein. Auch Inseminationen (IUI) werden für bis zu 3 IUI Versuche zu 100% bezahlt, allerdings wird die Anzahl der bezahlten Inseminationen von der 100% Erstattung der 3 IVF Versuche wieder abgezogen. Wer beispielsweise 1 IUI zu 100% bezahlt bekommen hat, hat danach nur noch Anspruch auf die 100% Erstattung für 2 IVF Versuche. Für den 3. IVF Versuch werden dann nur noch 50% der Kosten übernommen. Bundesweit
Bahn BKK 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Partner müssen bei der Kasse versichert sein. 75% Erstattung, wenn nur ein Partner bei der Bahn BKK versichert ist. Bundesweit
BKK Freudenberg 100% Erstattung für Versuche 1-3. Es gibt eine Begrenzung der Erstattung auf 2000 Euro ab der ersten künstlichen Befruchtung für 24 Monate. BaWü, Bayern, Berlin, Hessen, NRW, Rheinland-Pfalz, Sachsen
BKK WMF 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Partner müssen bei BKK melitta plus versichert sein. Bundesweit
IKK Nord 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Partner müssen bei der IKK versichert sein. Meck.-Pom., Schleswig-Holstein
IKK Südwest 100% Erstattung für Versuche 1-3. Beide Partner müssen bei der IKK versichert sein. Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland

Bevor du eventuell deine Krankenkasse wechselst, prüfe bitte die Satzung der jeweiligen Kasse oder lass dich von einem Kundenberater über die Kostenübernahme im Falle einer künstlichen Befruchtung aufklären.

Fragen, Ergänzungen oder Anmerkungen bitte in die Kommentare!

Herzliche Grüße

Silke

Das könnte dich interessieren:

Foto: Bigstockphoto, Copyright weyo

Welche Krankenkasse übernimmt die künstliche Befruchtung zu 100%?Silke2020-12-18T00:09:44+02:00

Finanzielle Förderung bei Kinderwunsch in NRW ab August 2019

Gute Nachrichten zum Thema finanzielle Förderung von Kinderwunschpaaren in NRW. Ab Ende August können Paare, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen müssen einen Antrag beim Land Nordrhein-Westfalen zur finanziellen Unterstützung stellen. Und dies gilt auch für unverheiratete Paare!

NRW unterstützt Kinderwunschpaare finanziell

Endlich hat auch die NRW Landesregierung erkannt, dass Kinderwunschpaare dringend finanzielle Unterstützung brauchen. Deshalb gibt es zukünftig einen Zuschuss vom Land für die Kinderwunschbehandlung. Insgesamt stellt NRW dafür 3,7 Millionen Euro zu Verfügung.

Ab dem 30. August 2019 können Paare online einen Antrag auf Förderung stellen. Sie erhalten dann für den ersten bis dritten Versuch 25% und für den vierten Versuch bis zu 50% ihres Eigenanteils. Zusätzlich gibt es bis maximal 270 Euro Zuschuss für die ersten drei Versuche.  Bedingung ist hierfür, dass das Paar seinen Hauptwohnsitz in Nordrhein-Westfalen hat und auch die Kinderwunschbehandlung in NRW durchführen lässt.

Welche Krankenkasse übernimmt die künstliche Befruchtung zu 100%?

Künstliche Befruchtung Kosten: Welche Kasse zahlt 75%?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen seit der Gesundheitsreform im Jahr 2004 bei verheirateten Paaren die Hälfte der Kosten einer künstlichen Befruchtung. Die andere Hälfte muss das Paar selbst aufbringen. Weiterhin gelten Altersgrenzen für die Kostenübernahme: Bei Frauen liegt die Altersgrenze zwischen dem vollendeten 25. und vollendeten 40. Lebensjahr, bei Männern zwischen dem vollendeten 25. und vollendeten 50. Lebensjahr. Paare, die nicht verheiratet sind, erhalten überhaupt keinen Zuschuss.

Bitte behalte im Hinterkopf auch das  „Bundesprogramm zur Förderung von Maßnahmen der assistierten Reproduktion“! Diese Bund-Länder-Kooperation ist bares Geld wert und es macht vor allem für Paare aus Bundesländern Sinn, deren Förderung geringer ausfällt. Auch Paare, die nicht verheiratet sind, sollten die Höhe der Bundes- und Landesförderung genau recherchieren.

Unverheiratete Paare können Zuschuss in NRW beantragen

Auch unverheiratete Paare können nun endlich Unterstützung beim Land NRW beantragen. Bedingung hierfür ist, dass es sich um eine „verfestigte, nichteheliche Lebensgemeinschaft“ handelt. Ob dies der Fall ist, soll im Gespräch mit dem behandelnden Reproduktionsmediziner geklärt und entsprechend festegehalten werden. Ehrlich gesagt finde ich diese Regelung etwas befremdlich, da ein Mediziner ja eher selten Fachmann oder Fachfrau für Paardynamik ist oder? :-) Aber gut, was wirklich zählt ist, dass es endlich eine Förderung von unverheirateten Kinderwunschpaaren in NRW gibt.

Gebärmutterschleimhaut aufbauen: 7 Tipps, um die Einnistung zu fördern

Schwanger nach Fehlgeburt: Wie lange sollte man warten?

Förderung von Kinderwunschpaaren in NRW

Weitere Infos zu den genauen Fördervoraussetzungen findest Du auf der Webseite des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen unter www.mkffi.nrw.de.

Dort gibt es auch ein FAQ zu allen wichtigen Fragen um die Förderung von Kinderwunschbehandlungen und eine Service-Nummer der Bezirksregierung Münster, die die zuständige Bewilligungsbehörde ist.

Fragen bitte in die Kommentare, ich helfe gerne weiter.

Herzliche Grüße

Silke

Das könnte Dich auch interessieren: 

30 Schwangerschaftsanzeichen: Bist Du schwanger?

Follikel: Definition, Größe, Entwicklungsstufen

Fruchtbarkeitsrechner: Die besten Eisprungrechner 2019

Foto: Bigstockphoto © scaliger
Finanzielle Förderung bei Kinderwunsch in NRW ab August 2019Silke2021-04-07T22:02:09+02:00

Low Responder & IVF: Sind hohe Hormondosen wirklich zielführend?

Wie hoch sollte die Hormonstimulation für eine künstliche Befruchtung bei einem Low Responder sein? Neue Studien gehen dieser Frage nach und vergleichen die Schwangerschaftsraten nach hoch dosierten bzw. milden Hormonstimulationen.

Was ist ein Low Responder? Eine Definition

Als Low Responder werden Frauen bezeichnet, die auf die Hormongaben  im Rahmen einer IVF oder ICSI schlecht reagieren. Schlecht meint hier, dass sich selbst bei einer sehr hohen Hormonstimulation nur wenige Eizellen gewinnen lassen. Frauen mit einer solchen verminderten Eierstocksaktivität werden auch als Poor Responder bezeichnet.

Die Ursachen für die schlechte Reaktion der Eierstöcke auf die Hormongaben ist nicht wirklich zufriedenstellend geklärt. Ein möglicher Grund kann das Alter der Frau und die nahenden Wechseljahre sein. Daneben gibt es zahlreiche Vermutungen über mögliche immunologische Ursachen und eine unzureichende Aufnahme der Hormone durch die Hormonrezeptoren. Ein anderer Erklärungsansatz verweist auf die negativen Auswirkungen von mehreren Hormonstimulationen in nur kurzen Zeitabständen. IVF Versuche ohne ausreichenden Pausen zwischen den einzelnen Versuchen können zu einer schlechteren Reaktionsfähigkeit der Eierstöcke führen.

Low Responder: Hilft viel wirklich viel?

Die Frage ist, ob eine Stimulation mit niedrigeren Hormongaben bei Low Respondern vielleicht genauso effektiv ist wie eine mit höheren oder sehr hohen Hormoneinheiten: Braucht ein Low Responder wirklich hohe Hormongaben, um möglichst viele Follikel zum Wachsen zu bringen und eine möglichst gute Embryoqualität zu erreichen?

Mich beschäftigt diese Frage immer wieder, da ich selbst Low Responder war und kritisch einer Behandlung mit hohen Hormondosen gegenüberstand. Denn nicht wenige Kiwu Ärzte versuchen das Problem der „Poor Response“ mithilfe einer sehr hochdosierten Hormonstimulation zu begegnen. Die hohe Stimulation soll die müden Eierstöcke zu einer starken Reaktion zwingen. Leider klappt diese Vorgehensweise nicht immer. Nicht selten fällt das Ergebnis sogar noch schlechter als bei einer niedrigeren Stimulation aus.

Low Responder: Chancen der milden Hormonstimulation

Es gibt eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien zum Thema Low Responder und Hormonstimulation. Unten in der Literaturliste habe ich dir die aus meiner Sicht aktuellsten Publikationen dazu aufgelistet. Folgend will ich dir 2 Studien vorstellen.

Studie 1: Geringe Stimulation

Bei einer Studie, die im August 2018 veröffentlicht wurde, wurden 46 Frauen mit zwei unterschiedlichen Stimulationsprotokollen behandelt. Entweder wurde im sogenannten Antagonisten-Protokoll hochdosiert mit FSH und hMG stimuliert oder mit Clomifen und max. 2 Ampullen hMG niedrig dosiert behandelt.

Zwar wurden keine Schwangerschaftsraten vorgestellt, trotzdem lässt sich daraus die Erkenntnis gewinnen, dass eine milde Stimulation mit Clomifen bei Poor Respondern offenbar zu mehr Eizellen und mehr Embryonen mit guter Qualität führt als die konventionelle Stimulation. Ich finde dieses Ergebnis bemerkenswert, wenn man nur einen Augenblick an die deutlich geringere körperliche Belastung für die Frauen und die geringere finanzielle Belastung durch einen niedrigeren Medikamentenverbrauch denkt.

Studie 2: Milde Stimulation kontra hohe Stimulation

Bei einer anderen wissenschaftlichen Studie mit 400 Patientinnen erhielt die Hälfte der Frauen im Antagonisten Protokoll 150 IE FSH, die andere Hälfte der Gruppe im langen Protokoll 450 IE. Die Frauen durften nicht älter als 35 Jahre alt sein. Zudem mussten die Frauen einen FSH Spiegel von > 10 IU/ml und eine schlechte Reaktion auf Hormongaben im vorherigen Zyklus bzw. eine niedrige Zahl von Antralfollikeln (Antralfollikel ≤ 5)  vorweisen.

Allerdings dauerte die Stimulation in der Gruppe der hoch stimulierten Low Responder im Durchschnitt 1 bis 2 Tage länger und es wurden dementsprechend mehr als 3.000 Einheiten FSH mehr eingesetzt. Neben dem höheren Zeiteinsatz ist hier vor allem auch auf die deutlich höheren Medikamentenkosten bei fast gleichen Schwangerschaftsraten hinzuweisen.

Zwar weist die Studie auf die mangelnde Datenlage über die Zahl der Lebendgeburten hin. Desweiteren war es nicht möglich, die Zahlen zu den kryokonservierten Eizellen zu erheben, um damit ein kumulative Schwangerschaftsrate pro Punktion zu errechnen. Trotzdem weißen die Wissenschaftler deutlich darauf hin, dass die Ergebnisse in der Praxis zu beträchtlichen Kosteneinsparungen führen können.

Low Responder brauchen keine hochdosierte Hormonstimulation im Rahmen einer künstlichen Befruchtung. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis:

“The results are directly applicable in daily clinical practice and may lead to considerable cost savings as high dosages of gonadotropins are not necessary in women with poor ovarian reserve undergoing IVF. A health economic analysis of our data planned to test the hypothesis that mild ovarian stimulation strategy is more cost-effective than the conventional ovarian stimulation strategy is underway.“

Low Responder & die Antwort der Endokrinologen

Leider habe ich am eigenen Leib erfahren müssen, wie mit Low Respondern manchmal verfahren wird. Nachdem sich bei meinerStimulation für eine ICSI nur 2 Follikel im Ultraschall zeigten, war die Enttäuschung groß. Nach langem Überlegen habe ich mich damals dazu entschlossen, den Versuch vor der Punktion abzubrechen.

Auf mein schlechtes Ansprechen folgte eine deutliche Erhöhung der Hormondosierung im nächsten IVF Versuch. Getreu dem Motto „viel hilft viel“ sah mein behandelnder Arzt darin die beste Chance, um möglichst viele Eizellen zu gewinnen. Leider war dieser Ansatz nicht von Erfolg gekrönt. Auch diese Stimulation brachte letztendlich nur 3 Follikel zum Wachsen und für den Embryotransfer stand nur ein einzelner Embryo zur Verfügung.

Im Nachgang habe ich mich sehr darüber geärgert, dass ich unkritisch und komplett uninformiert diesen Weg mitgegangen bin. Sicherlich wollte mein Arzt nur den besten Weg für unser gemeinsames Ziel finden. Allerdings kostete es mich viel Durchsetzungsvermögen im folgenden Versuch eine deutlich mildere Stimulation durchzusetzen. Und dieser Versuch war erfolgreich!

Meine eigene Geschichte spiegelt die Ergebnisse der Studie genau wieder:

Nach der Erfahrung, dass eine hoch dosierte Hormonstimulation nicht zwangsläufig zu mehr Follikeln führen muss, kam für mich nur noch eine mildere Stimulation in Betracht.

Interessanterweise war die Follikelanzahl nach der milden Stimulation  nicht schlechter als bei der hohen Stimulation. Allerdings war sie auch nicht besser! Ich musste mich mit der Tatsache abfinden, dass ich offenbar pro Versuch nicht mehr als 3 oder 4 Follikel haben würde.Trotzdem wurde ich wieder mit nur einem Embryo schwanger!

Fazit: Low Responder profitieren von milder Stimulation

Eine Stimulation mit einer geringeren Hormondosis schont den Körper der Frau, spart Zeit und viel Geld. Bei Low Respondern ist eine milde Stimulation im Antagonisten-Protokoll mindestens genauso sinnvoll und zielführend wie eine hochdosierte Hormongabe mit bis zu 450 IE.

Aufgrund der oftmals sehr angespannten finanziellen Situation vieler Kinderwunsch Paare, finde ich gerade den geringeren Medikamentenverbrauch bei einer milderen Stimulation als deutlichen Pluspunkt.

Viel hilft also nicht immer viel. Auch nicht bei Low Respondern!

Gerade Frauen mit nicht optimaler Eierstocksfunktion sollten achtsam und kritisch ihre Stimulationsprotokolle studieren. Und sie sollten sich nicht scheuen, das Gespräch und vielleicht auch die Auseinandersetzung mit ihrem behandelnden Kiwu Doc zu suchen.

Herzliche Grüße

Silke

Weiterlesen:

Literatur

  • Labarta E, Marin D, Remohí J, Bosch E: Conventional versus minimal ovarian stimulation: an intra-patient comparison of ovarian response in poor-responder women according to Bologna Criteria. Reprod Biomed Online. 2018 Aug 23. pii: S1472-6483(18)30398-5.
  • Youssef, M.A., Van Wely, M., Mochtar, M., Fouda, U.M., Eldaly, A., El Abidin, E.Z., Elhalwagy, A., Mageed Abdallah, A.A., Zaki, S.S., Abdel Ghafar, M.S., Mohesen, M.N., Van Der Veen, F.: Low dosing of gonadotrophins in in vitro fertilization cycles for women with poor ovarian reserve: Systematic review and meta-analysis. Fertil Steril2018;109:289–301.
  • Youssef MA, van Wely M, Al-Inany H, Madani T, Jahangiri N, Khodabakhshi S, Alhalabi M, Akhondi M, Ansaripour S, Tokhmechy R, Zarandi L, Rizk A, El-Mohamedy M, Shaeer E, Khattab M, Mochtar MH, van der Veen F.: A mild ovarian stimulation strategy in women with poor ovarian reserve undergoing IVF: a multicenter randomized non-inferiority trial. Hum Reprod. 2016  Nov 11.
  • Zhang, J.J., Merhi, Z., Yang, M., Bodri, D., Chavez-Badiola, A., Repping, S., Van Wely, M.: Minimal stimulation ivf vs conventional ivf: A randomized controlled trial. American journal of obstetrics and gynecology. 2016;214 (96.e1-8).
  • Asrm: Comparison of pregnancy rates for poor responders using ivf with mild ovarian stimulation versus conventional ivf: A guideline. Fertil Steril2018;109:993–999.
  • Haas, J., Zilberberg, E., Machtinger, R., Kedem, A., Hourvitz, A., Orvieto, R.: Do poor-responder patients benefit from increasing the daily gonadotrophin dose during controlled ovarian hyperstimulation for ivf. Gynecological endocrinology: the official journal of the International Society of Gynecological Endocrinology2015;31:79–82.
  • Hu, L., Bu, Z., Guo, Y., Su, Y., Zhai, J., Sun, Y.: Comparison of different ovarian hyperstimulation protocols efficacy in poor ovarian responders according to the bologna criteria. Int J Clin Exp Med2014;7:1128–1134.
  • Ferraretti AP, La Marca A, Fauser BC, Tarlatzis B, Nargund G, Gianaroli L, et al.: ESHRE working group on Poor Ovarian Response Definition. ESHRE consensus on the definition of ‘poor response’ to ovarian stimulation for in vitro fertilization: the Bologna criteria. Hum Reprod. 2011;26:1616–24.

Foto: Pixabay: Fotoblend

Low Responder & IVF: Sind hohe Hormondosen wirklich zielführend?Silke2024-02-16T14:53:06+02:00

Künstliche Befruchtung: Hessen übernimmt anteilig Kosten für 4. Versuch

Gute Nachrichten für Kinderwunsch Paare in Hessen, die sich für eine künstliche Befruchtung entschieden haben. Die hessische Landesregierung macht ernst mit ihrem Vorhaben ungewollt kinderlose Paare mehr zu unterstützen und übernimmt anteilig die Kosten für einen 4. Versuch.

Künstliche Befruchtung: Kosten 4. Versuch

Generell ist es so, dass gesetzlich versicherte Paare bundesweit 50% Prozent der Behandlungskosten für bis zu 3 Versuche zur künstlichen Befruchtung beantragen können. Zwar gibt es Krankenkassen, die einen höheren Anteil der Kosten und manchmal sogar 100% der Behandlungskosten übernehmen. Aber spätestens ab dem vierten Versuch werden diese Paare zu Selbstzahler und müssen nach ausschließlich eigenen Wegen der Finanzierung Ausschau halten. Dies stellt eine zusätzliche und ich wie ich finde immense Belastung der sowieso schon stark belasteten Betroffenen dar.

Welche Krankenkasse übernimmt die künstliche Befruchtung zu 100%?

Künstliche Befruchtung Kosten: Welche Kassse zahlt 75%?

Nicht wenige Paare können sich aufgrund der persönlichen finanziellen Situation keine weitere Versuche leisten oder müssen lange Zeit Geld für den nächsten Versuch zurücklegen. Zudem muss berücksichtigt werden, dass bereits im Rahmen der ersten drei Versuche die andere Hälfte der anfallenden Kosten für die Behandlung, aber auch für die Medikamente und eventuelle Zusatzleistungen privat bezahlt werden müssen.

Hessen unterstützt vierten Versuch der künstlichen Befruchtung

Um die finanzielle Belastung von Paaren mit Kinderwunsch zu reduzieren, finanziert das Land Hessen gemeinsam mit dem Bund eine Unterstützung von 75 Prozent des Selbstkostenanteils der Behandlungskosten bis zu einer Höhe von maximal 3300 Euro. Damit sollen die Chancen im Rahmen eines vierten Versuches Eltern zu werden erhöht und die finanziellen Belastungen für Kinderwunschpaare reduziert werden.

Eine entsprechende Förderrichtlinie hierzu wurde bereits erstellt. Die Förderung selbst kannst du beim Regierungspräsidium Gießen beantragen. Alle Antragsformulare sowie weitere Informationen und ein Merkblatt zur assistierten Reproduktion findest du unter: https://hessenlink.de/VierterVer

Fazit: Daumen hoch für Hessen!

Eine klasse Initiative der hessischen Landesregierung, die hoffentlich bundesweit Schule macht. Ich bin mir sicher, dass viele Paare in Hessen aufgrund dieser neuen Regelung etwas beruhigter in ihre Behandlungsversuche starten können.

Herzliche Grüße

Silke

Das könnte dich interessieren:

Sepia Homöopathie bei Kinderwunsch

hCG Tabelle Urin: Schwangerschaftstest ab wann möglich?

Gebärmutterschleimhaut aufbauen: 7 Tipps, um die Einnistung zu fördern

Künstliche Befruchtung: Hessen übernimmt anteilig Kosten für 4. VersuchSilke2021-03-31T23:01:15+02:00

Künstliche Befruchtung: Alles zu Ablauf, Erfolgsquote, Preis

Viele Kinderwunsch Paare sind auf eine künstliche Befruchtung angewiesen. Was bedeutet ein  ja zu einer künstlichen Befruchtung? Welche Methoden gibt es, wie sieht deren Ablauf und wie die Kostenseite aus? In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige am Beispiel der Methoden IUI, IVF und ICSI.

Methoden im Überblick

Bei einer künstlichen Befruchtung hilft ein Kinderwunschzentrum dabei, Ei- und Samenzelle innerhalb oder außerhalb des weiblichen Körpers zusammenzubringen. Der Begriff „künstlich“ bezieht sich dabei auf die medizinische Hilfestellung und die Tatsache, dass die Zeugung vom  natürlichen Geschlechtsakt losgelöst ist. Alternativ kannst du auch den Begriff der assistierten Reproduktion verwenden.

Welche Krankenkasse übernimmt die künstliche Befruchtung zu 100%?

Künstliche Befruchtung Kosten: Welche Kassse zahlt 75%?

Künstliche Befruchtung: IUI

Bei der Intrauterinen Insemination (kurz IUI oder Samenübertragung) wir das aufbereitete Sperma des Mannes mit Hilfe eines flexiblen Katheters in die Gebärmutter der Frau gespritzt. Oftmals erfolgt im Vorfeld eine Hormonbehandlung, um ein Heranreifen von mehreren Eizellen zu gewährleisten. In der Medizin spricht man von einer homologen Insemination, wenn hierzu das Sperma des eigenen Partners verwendet werden kann. Benötigt ein Paar das Sperma von einem Samenspender, spricht man von einer heterologen (donogenen) Insemination. Die IUI ist die in der Reproduktionsmedizin am häufigsten eingesetzte Methode der künstlichen Befruchtung.

Voraussetzungen für eine IUI

Die Insemination (IUI) wird gerne dann eingesetzt, wenn beim Mann ein eingeschränktes Spermiogramm festgestellt wurde. Für die Bewertung gibt es Kriterien, ab welcher Qualität des Spermas eine IUI und ab welcher Qualität eine IVF oder ICSI durchgeführt werden sollte. Je schlechter das Spermiogramm, desto mehr Hilfe brauchen die Spermien, um in die Nähe oder in  die Eizelle zu gelangen.

Die Samenübertragung wird auch dann angewandt, wenn Paare mit idiopathischer Sterilität Hilfe in einer Kinderwunschklinik suchen. Idiopathische Sterilität bedeutet, dass bei dem Paar kein medizinischer Grund für den unerfüllten Kinderwunsch gefunden werden konnte. Die IUI stellt dann einen der ersten Versuche dar, um diese unerklärte Unfruchtbarkeit zu behandeln.

Schließlich kommt die Insemination bei Single Frauen oder auch lesbischen Paaren zum Einsatz, die sich für die Verwendung von Kryosperma aus einer Samenbank entschieden haben. Zwar gibt es auch die Möglichkeit der privaten Samenspende, viele Frauen und Paare bevorzugen aber eine Insemination unter ärztlicher Kontrolle.

IVF

IVF steht für In vitro Fertilisation und ist eine weitere Methode der künstlichen Befruchtung. Dabei bedeutet IVF wörtlich übersetzt Befruchtung im Glas. Die Befruchtung der Eizelle findet nicht im Körper der Frau statt, vielmehr geschieht sie in einer Petrischale im Labor eines Kinderwunschzentrums. Bei einer IVF findet die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle wie bei einer  natürlichen Befruchtung ohne Hilfe von außen statt. Nur der Ort, an dem die Befruchtung stattfindet,  ist nicht der Eileiter der Frau.

Voraussetzungen für eine IVF

Ursprünglich wurde die IVF zur Behandlung von Frauen entwickelt, für die aufgrund einer tubaren Sterilität (gestörte Funktion der Eileiter) eine Befruchtung auf natürlichem Wege nicht möglich war. Denn für eine erfolgreiche Befruchtung ist es notwendig, dass Ei- und Samenzelle zusammentreffen können. Hierbei muss nicht unbedingt ein kompletter Verschluss beider Eileiter vorliegen, vielmehr reicht auch eine Endometriose oder Verwachsungen im Beckenbereich aus, um die Funktion der Eileiter massiv zu beeinträchtigen.

Häufig gibt es auch nur den Verdacht auf eine Störung dieser Eileiterfunktion, wenn andere Behandlungsansätze wie beispielsweise mehrere Zyklen mit intrauteriner Insemination zu keiner Schwangerschaft geführt haben. Weitere Indikationen für eine IVF können eine eingeschränkte Fruchtbarkeit des Mannes,  eine idiopathische Sterilität, Verlust der Eileiter, Entzündungen, eine Sterilisation, Endometriose und PCOS sein.

ICSI

Die Abkürzung ICSI steht für Intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Die Befruchtung erfolgt nach vorhergehender Hormonbehandlung und Punktion der Eizellen durch ein Einspritzen des Spermiums in die Eizelle. Dieser Vorgang wird von einem Biologen im Labor assistiert. Die ICSI gehört ebenfalls zu einer der am häufigsten eingesetzten Methoden in der Reproduktionsmedizin. Nach der Befruchtung der Eizelle und den ersten Zellteilungen wird der Embryo zurück in die Gebärmutter der Frau transferiert.

Voraussetzungen für eine ICSI

Gerade Paaren mit einer sehr stark eingeschränkten Spermienqualität bietet die ICSI eine Chance, um schwanger zu werden. Aber auch eine schlechte Befruchtungsrate während eines vorangegangenen IVF Zyklus kann als Grund für die Durchführung einer ICSI angeführt werden.

Künstliche Befruchtung & die Chancen

Alle Methoden der Reproduktionsmedizin haben eines gemeinsam: Sie sind aufwendig, teuer und mit vielen körperlichen und seelischen Strapazen verbunden. Deshalb stellt sich sofort die Frage nach den Erfolgsraten der IVF, ICSI und IUI. Hierzu kann ich dir meinen Artikel Schwangerschaftswahrscheinlichkeit und Geburt bei IVF empfehlen.

Generell gilt, dass die Erfolgsaussichten in hohem Maße vom Alter der Frau, der bestehenden Fruchtbarkeitsstörung und der Anzahl der transferierten Embryonen abhängig sind. Du kannst genaue Zahlen zum Thema künstliche Befruchtung dem Deutschen IVF-Register entnehmen. Seit 1992 werden die von vielen deutschen Kinderwunschkliniken gelieferten Daten in einem Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers dargestellt.

Künstliche Befruchtung: Kosten

Beim Thema Kosten einer IVF Behandlung muss man zwischen gesetzlich versicherten und privat versicherten Paaren unterscheiden.

Behandlungskosten gesetzlich versicherte Paare

Für Patienten, die Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse sind, gilt derzeit, dass 50% der Kosten der Behandlung, der Medikamente und Hormonpräparate von der Krankenlasse übernommen werden. Die anderen 50 % müssen von den betroffenen Paaren selbst gezahlt werden.

Folgende Voraussetzungen sind für eine Kostenübernahme notwendig:

  • Das Paar ist miteinander verheiratet
  • Die Frau ist zwischen 25 und 40 Jahre alt
  • Der Mann ist zwischen 25 und 50 Jahre alt
  • Weder Frau noch Mann haben eine Sterilisation durchführen lassen
  • Es wird kein Spendersamen verwendet

Des Weiteren ist die Zahl der Behandlungszyklen begrenzt, für welche die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten zur Hälfte übernehmen.

So übernimmt sie anteilig die Kosten für maximal:

  • 8 Inseminationszyklen ohne hormonelle Stimulation / Spontanzyklus oder
  • 3 Inseminationszyklen mit hormoneller Stimulation oder
  • 3 IVF-/ICSI-Behandlungszyklen

Du kannst die Richtlinien über ärtzliche Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung hier nachlesen. Vor Beginn der Behandlung muss ein schriftlicher Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden.

Behandlungskosten privat versicherte Paare

Privat versicherte Patienten bekommen in der Regel sämtliche Kosten erstattet, wenn der Partner, auf dessen Erkrankung die Infertilität zurückzuführen ist, privat versichert ist. Die private Krankenkasse übernimmt in der Regel dann alle Kosten für eine Kinderwunschbehandlung bei Ihrem Versicherten, wenn zusätzlich

  • beide Partner miteinander verheiratet sind.
  • bei keinem der Ehepartner eine Sterilisation durchgeführt wurde.
  • bei der Frau bei einem Alter von 40 Jahren und älter  die Chance auf eine Schwangerschaft größer als 15 % beträgt.

Das Einfrieren von Eizellen sowie der Transfer von kryokonservierten Embryonen müssen grundsätzlich selbst bezahlt werden.

 Ablauf einer künstlichen Befruchtung

Bei einer IUI, IVF oder einer ICSI erfolgt sehr häufig eine Hormonbehandlung, die die Eierstöcke dazu anregt, mehrere Eibläschen gleichzeitig reifen zu lassen. Für die Stimulation werden Eiweißhormone verwendet, die normalerweise in der Hirnanhangsdrüse gebildet werden und die die Funktion der Eierstöcke regulieren.

Neben der Stimulation der Eierstöcke ist es im Behandlungsverlauf notwendig, dass ein vorzeitiger Eisprung verhindert wird. Hierzu werden Medikamente (sogenannte GnRH-Analoga) eingesetzt. Je nach Behandlungsprotokoll werden diese Präparate zu Verhinderung des vorzeitigen Eisprungs entweder vor Beginn der Stimulation (sogenannte Down Regulation im langen Protokoll) oder nach einigen Tagen der Stimulation  (im kurzen Protokoll) angewendet. Welches Behandlungsprotokoll bei dir eingesetzt wird legt dein behandelnder Doc nach einer umfassenden Anamnese und sehr genauen Untersuchung fest.

Die Stimulation der Eierstöcke dauert meistens zwischen 8 und 13 Tagen. Nach dieser Zeit erfolgt eine Injektion des Hormons hCG, welches zu einer abschließenden Ausreifung der Eizellen führt. 35 bis 37 Stunden nach dieser Injektion werden die Eizellen im Rahmen einer Punktion von der Scheide aus entnommen. Diese Punktion erfolgt nur bei einer IVF und einer ICSI, bei einer IUI erfolgt der Eisprung und die Befruchtung im Körper der Frau.

Da die Punktion schmerzhaft sein kann, wird sie oft unter Narkose durchgeführt. Trotz dieser Narkose  ist eine Eizellpunktion ein ambulanter Eingriff und die Patientin kann das Kinderwunschzentrum wenige Stunden nach der Durchführung wieder verlassen.

Die Befruchtung im Labor

Die Befruchtung der Eizellen erfolgt einige Stunden nach der Eizellentnahme. Bei nicht zu schlechter Spermienqualität werden hierzu Ei- und Samenzellen im Labor zusammengebracht. Wie bei einer natürlichen Empfängnis erfolgt die Befruchtung dadurch, dass sich einzelne Samenzellen an die Eizelle binden, eine Samenzelle in das Ovum eindringt und sie befruchtet.

Eizelle eingespritzt“ src=“https://www.kindeshalb.de/wp-content/uploads/2016/05/IVF-kindeshalb.de_.jpg“ alt=“ICSI das Spermium wird in die Eizelle eingespritzt“ width=“596″ height=“492″ /> ICSI das Spermium wird in die Eizelle eingespritzt

Ist die Samenqualität nicht gut oder klappt die künstliche Befruchtung auf diesem Wege nicht, muss eine ICSI durchgeführt werden. Dabei werden unter dem Mikroskop einzelne Samenzellen ausgesucht und mit einer sehr feinen Injektionsnadel in die Eizellen eingespritzt. Am Tag nach der künstlichen Befruchtung wird das Ergebnis zum ersten Mal kontrolliert. Dabei wird untersucht, bei wie vielen Eizellen sich zwei Vorkerne gebildet haben. Je nach Absprache mit dem Paar werden dann eine, zwei oder drei Eizellen im Brutschrank weiterkultiviert. Diese Eizellen im Vorkernstadium entwickeln sich dort zu Embryonen weiter. Die übrigen Eizellen im Vorkernstadium können auf Wunsch des Paares in flüssigem Stickstoff eingefroren werden. Diese Kryokonservierung ermöglicht dem Paar diese Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt auftauen und weiterkultivieren zu lassen. Verzichtet ein Paar auf eine Kryokonservierung müssen nach dem Gesetz alle übrigen Eizellen verworfen werden.

Transfer: Die Übertragung der Embryonen

3 bis 5 Tage nach der Befruchtung der Eizellen werden die Embryonen in die Gebärmutter zurückgesetzt. Auch hierbei handelt es sich um einen ambulanten Eingriff, für den keine Narkose notwendig ist. Der Transfer der Embryonen in die Gebärmutter ist nicht oder nur mit sehr geringen Schmerzen verbunden. Dabei überträgt der Arzt die Embryonen mithilfe eines sehr dünnen und biegsamen Schlauchs durch die Scheide in die Gebärmutter.

In der Zeit nach der Eizellentnahme verordnet der Arzt Gelbkörperhormone, die in die Scheide eingeführt werden. Manchmal erfolgt auch noch eine Injektion, um die Gelbkörperfunktion noch mehr zu unterstützen. 10 bis 12 Tage nach dem Transfer der Embryonen in die Gebärmutter kann durch eine  Blutuntersuchung überprüft werden, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist. Viele Frauen halten diese lange Ungewissheit nicht aus und testen vorher zu Hause mit einem Schwangerschaftsfrühtest.

Künstliche Befruchtung: Erfahrungen

Das Feld der Erfahrungen von Paaren mit der Reproduktionsmedizin ist weit und ganz individuell verschieden. Es hängt eng mit einer Reihe von Voraussetzungen wie beispielsweise den vorliegenden Fertilitätseinschränkungen, dem Umgang des Paares mit Frustration und Stress, der Beziehung zum behandelnden Arzt und nicht zuletzt vom Erfolg der Behandlung ab. Ich persönlich habe mit Hilfe der ICSI Methode unsere Kinder bekommen. Auch wenn ich im Rückblick die Behandlung als sehr anstrengend und nervenaufreibend empfunden habe, überwiegt die Dankbarkeit und das Gefühl, dass unsere Entscheidung pro Reproduktionsmedizin richtig war.

Einen weiteren Erfahrungsbericht von Kirsten und ihrer IVF kannst du hier nachlesen:

ICSI Erfahrungen: Kirstens Kiwu Tagebuch Teil 1

Wenn du weitere Erfahrungsberichte suchst, wirst du sicherlich im Internet in den verschiedenen Foren und Gruppen fündig. Es bleibt, dass dein Weg ähnlich aussehen kann, aber nicht muss. Und es liegt an dir, dich für oder gegen eine Behandlung zu entscheiden.

Bei Fragen oder Anmerkungen melde dich gerne.

Herzliche Grüße

Silke

Das könnte dich auch interessieren:

Literatur:

Assisted Reproductive Technologies: A Guide for Patients. American Society of Reproductive Medicine. Accessed online July 24, 2011.

Risks of In Vitro Fertilization (IVF) Patient Fact Sheet. American Society of Reproductive Medicine. Accessed online July 24, 2011.

Künstliche Befruchtung: Alles zu Ablauf, Erfolgsquote, PreisSilke2024-02-18T20:11:57+02:00
Nach oben